Mit Eieruhr und rotem Stuhl
Er bereitet sich nicht vor. Das Konzept des Künstlers Thomas Kreimeyer ist, sich mit dem Publikum zu unterhalten. Sein "Kabarett der rote Stuhl" sorgt so im besten Sinne für Unterhaltung. Meistens funktioniert das: Er steht auf der Bühne und die Zuschauer erzählen von sich - und sind am Ende glücklich.
Der Saal ist voll. Es ist 20.30 Uhr. Das Licht auf der Bühne geht an. Mit drei Schritten hat der große, schmale Mann die Bühnenmitte erreicht. Wie ein Ausrufezeichen steht er dort, kerzengerade. Ein roter Pullover, darüber den braunen Anzug. Den trägt er immer, wenn er auf die Bühne geht. Er grinst ins Publikum, als wüsste er etwas, dass die Zuschauer nicht wissen:
Auf der Bühne: " Gibt es jemanden, der mich noch nie auf der Bühne gesehen hat? (Lacher) Das habe ich mir schon gedacht. Na, das geht ja gut los. "
Der Mann in dem braunen Anzug heißt Thomas Kreimeyer. Und er weiß etwas, das die Zuschauer, nicht wissen.
Auf der Bühne: " Fairerweise will ich auch mitteilen, dass das alles war, was ich vorbereitet habe, für heute.Jetzt liegt es an Ihnen. "
Ein Künstler ohne Vorbereitung? Ein Kabarettabend ohne Programm? In der Hand hält Kreimeyer einen roten Miniatur-Stuhl, der eigentlich keine Funktion hat, aber...
" Es hat sich aber bewährt, es gibt immer einzelne Situationen für die Zuschauer, wo sie sich intellektuell überfordert fühlen. Wenn sie so etwas in sich aufkommen spüren, dann können sie einfach zu dem Stuhl gucken und eine Pause machen, und wenn sie sich wieder erholt haben, kommen sie wieder zurück. "
Das zweite und gleichzeitig letzte Requisit, das er braucht ist eine Eieruhr. Er stellt sie auf 90 Minuten. Wenn sie piepst ist alles vorbei. "Zu ihrer Sicherheit", sagt Kreimeyer und postiert den kleinen roten Stuhl vorne auf die Rampe.
Auf der Bühne: " Schauen Sie, ich stelle ihn hier hin. - Ich sehe ihn schon wieder nicht. Das heißt aber auch, dass sie ihn schon wieder brauchen.
(Lacher) "
Was heute passieren wird, weiß Kreimeyer nicht. Nur dass etwas passieren wird, das ist immer so.
Kreimeyer: " Ich fange an, mich mit dem Publikum zu unterhalten, und dann fängt das Publikum auch an, sich mit mir zu unterhalten und daraus entsteht Unterhaltung. "
Er nimmt die Themen aus dem Publikum auf, wirft sie zurück oder legt sie behutsam auf ein Silbertablett ins Scheinwerferlicht. Er lässt sie wirken bis er sie genüsslich filettiert, tranchiert oder gänzlich obduziert.
Auf der Bühne: " Haben Sie sich vorbereitet? … Naturwissenschaften? Was haben sie da gelesen. Immer bekloppt, wenn man ein Stichwort gibt, wo man selber völlig blank ist. (Lacher) "
Thomas Kreimeyer lebt im Berliner Bezirk Schöneberg. Nicht weit entfernt von der "Scheinbar", seiner Kinderstube als Kabarettist. Eine Bühne wie ein Wohnzimmer. Optimal, um sich zu entwickeln. Eine Möglichkeit für viele Künstler, Programmausschnitte vor dem Publikum zu probieren. Kreimeyer spielt dort auch heute noch seine Soloabende, und tritt mehrmals in der Woche im Open-Stage-Programm auf, wenn er nicht gerade auf Tournee ist. Üben ist wichtig, sagt Kreimeyer, immer wieder. Kunst ist Disziplin.
Geboren ist Thomas Kreimeyer in Hannover. Der Vater Maler und Grafiker. Die Mutter beschreibt er als Frau, die staubsaugte, dabei Bücher las und noch dazu laut Mozart hörte, wenn er aus der Schule kam. Sein kultureller Hintergrund, sagt er und lacht dabei. Verständlich, dass die von den Eltern gewünschte Akademikerlaufbahn gegen die Kunst nicht wirklich eine Chance hatte.
Kreimeyer: " Ich habe Soziologie studiert, ich habe als Soziologe in der Forschung gearbeitet, dann war ich in Indien eine ganze Zeit lang, dann habe ich eine Yoga-Ausbildung gemacht, dann habe ich eine Schauspiel-Ausbildung in Paris gemacht.. "
Das war 1990. Und Kreimeyer Mitte 30. Andere Erfahrungen mit Improvisations- und Interaktionstheater folgten bis er sein "Stehgreifkabarett" der rote Stuhl gründete. Die Kollegen prophezeiten ihm keine Zukunft: Kabarett funktioniere anders, so ohne Programm ginge das nicht. Thomas Kreimeyer war anderer Meinung.
Auf der Bühne: " Was machen Sie beruflich? Sie sind Therapeutin? Was therapieren Sie so? Mit der Körperhaltung. "
Thomas Kreimeyer arbeitet ohne doppelten Boden. Keine Textfragmente, keine Sicherheitspointen. Alles entsteht im Moment. Die einzige Sicherheit, die er hat, ist er selbst. Und seine Offenheit. Die Menschen erzählen von sich.
Auf der Bühne: " Wo haben sie es denn? Im Nacken? Vierter, Fünfter.
Haben sie auch 4. 5. Gar nicht? Er fragt noch schnell von wo zählt man denn? Eins zwei drei … Das ist ja eine schöne Beziehung. Wissen Sie, wenn man mit einer Physiotherapeutin zusammen ist ... Ach, Sie sind mit ihr zusammen? (Lacher) "
Nach 90 Minuten meldet sich die Eieruhr. Die Vorstellung ist vorbei. Die Zuschauer sind glücklich. Und Kreimeyer auch. Sein Konzept hat wieder funktioniert. Er nennt es Kommunikation.
Kreimeyer: " Und in dieser Kommunikation, die plötzlich entsteht zwischen Menschen, entstehen oftmals unglaublich kleine Erlösungsmomente. Und da glaube ich dran, dass die was verändern können und wenn es nur eine Haltung ist und wenn es nur einen Blick auf die Mitmenschen ist. "
Service:
Die nächsten Auftritte von Thomas Kreimeyer mit seinem "Kabarett der rote Stuhl" sind am 26. Juli im Theater Engelbrot / Berlin, am 2. August in der Mitternachtsshow von Schmidts Tivoli in Hamburg und am 10. August in der Scheinbar in Berlin .
Auf der Bühne: " Gibt es jemanden, der mich noch nie auf der Bühne gesehen hat? (Lacher) Das habe ich mir schon gedacht. Na, das geht ja gut los. "
Der Mann in dem braunen Anzug heißt Thomas Kreimeyer. Und er weiß etwas, das die Zuschauer, nicht wissen.
Auf der Bühne: " Fairerweise will ich auch mitteilen, dass das alles war, was ich vorbereitet habe, für heute.Jetzt liegt es an Ihnen. "
Ein Künstler ohne Vorbereitung? Ein Kabarettabend ohne Programm? In der Hand hält Kreimeyer einen roten Miniatur-Stuhl, der eigentlich keine Funktion hat, aber...
" Es hat sich aber bewährt, es gibt immer einzelne Situationen für die Zuschauer, wo sie sich intellektuell überfordert fühlen. Wenn sie so etwas in sich aufkommen spüren, dann können sie einfach zu dem Stuhl gucken und eine Pause machen, und wenn sie sich wieder erholt haben, kommen sie wieder zurück. "
Das zweite und gleichzeitig letzte Requisit, das er braucht ist eine Eieruhr. Er stellt sie auf 90 Minuten. Wenn sie piepst ist alles vorbei. "Zu ihrer Sicherheit", sagt Kreimeyer und postiert den kleinen roten Stuhl vorne auf die Rampe.
Auf der Bühne: " Schauen Sie, ich stelle ihn hier hin. - Ich sehe ihn schon wieder nicht. Das heißt aber auch, dass sie ihn schon wieder brauchen.
(Lacher) "
Was heute passieren wird, weiß Kreimeyer nicht. Nur dass etwas passieren wird, das ist immer so.
Kreimeyer: " Ich fange an, mich mit dem Publikum zu unterhalten, und dann fängt das Publikum auch an, sich mit mir zu unterhalten und daraus entsteht Unterhaltung. "
Er nimmt die Themen aus dem Publikum auf, wirft sie zurück oder legt sie behutsam auf ein Silbertablett ins Scheinwerferlicht. Er lässt sie wirken bis er sie genüsslich filettiert, tranchiert oder gänzlich obduziert.
Auf der Bühne: " Haben Sie sich vorbereitet? … Naturwissenschaften? Was haben sie da gelesen. Immer bekloppt, wenn man ein Stichwort gibt, wo man selber völlig blank ist. (Lacher) "
Thomas Kreimeyer lebt im Berliner Bezirk Schöneberg. Nicht weit entfernt von der "Scheinbar", seiner Kinderstube als Kabarettist. Eine Bühne wie ein Wohnzimmer. Optimal, um sich zu entwickeln. Eine Möglichkeit für viele Künstler, Programmausschnitte vor dem Publikum zu probieren. Kreimeyer spielt dort auch heute noch seine Soloabende, und tritt mehrmals in der Woche im Open-Stage-Programm auf, wenn er nicht gerade auf Tournee ist. Üben ist wichtig, sagt Kreimeyer, immer wieder. Kunst ist Disziplin.
Geboren ist Thomas Kreimeyer in Hannover. Der Vater Maler und Grafiker. Die Mutter beschreibt er als Frau, die staubsaugte, dabei Bücher las und noch dazu laut Mozart hörte, wenn er aus der Schule kam. Sein kultureller Hintergrund, sagt er und lacht dabei. Verständlich, dass die von den Eltern gewünschte Akademikerlaufbahn gegen die Kunst nicht wirklich eine Chance hatte.
Kreimeyer: " Ich habe Soziologie studiert, ich habe als Soziologe in der Forschung gearbeitet, dann war ich in Indien eine ganze Zeit lang, dann habe ich eine Yoga-Ausbildung gemacht, dann habe ich eine Schauspiel-Ausbildung in Paris gemacht.. "
Das war 1990. Und Kreimeyer Mitte 30. Andere Erfahrungen mit Improvisations- und Interaktionstheater folgten bis er sein "Stehgreifkabarett" der rote Stuhl gründete. Die Kollegen prophezeiten ihm keine Zukunft: Kabarett funktioniere anders, so ohne Programm ginge das nicht. Thomas Kreimeyer war anderer Meinung.
Auf der Bühne: " Was machen Sie beruflich? Sie sind Therapeutin? Was therapieren Sie so? Mit der Körperhaltung. "
Thomas Kreimeyer arbeitet ohne doppelten Boden. Keine Textfragmente, keine Sicherheitspointen. Alles entsteht im Moment. Die einzige Sicherheit, die er hat, ist er selbst. Und seine Offenheit. Die Menschen erzählen von sich.
Auf der Bühne: " Wo haben sie es denn? Im Nacken? Vierter, Fünfter.
Haben sie auch 4. 5. Gar nicht? Er fragt noch schnell von wo zählt man denn? Eins zwei drei … Das ist ja eine schöne Beziehung. Wissen Sie, wenn man mit einer Physiotherapeutin zusammen ist ... Ach, Sie sind mit ihr zusammen? (Lacher) "
Nach 90 Minuten meldet sich die Eieruhr. Die Vorstellung ist vorbei. Die Zuschauer sind glücklich. Und Kreimeyer auch. Sein Konzept hat wieder funktioniert. Er nennt es Kommunikation.
Kreimeyer: " Und in dieser Kommunikation, die plötzlich entsteht zwischen Menschen, entstehen oftmals unglaublich kleine Erlösungsmomente. Und da glaube ich dran, dass die was verändern können und wenn es nur eine Haltung ist und wenn es nur einen Blick auf die Mitmenschen ist. "
Service:
Die nächsten Auftritte von Thomas Kreimeyer mit seinem "Kabarett der rote Stuhl" sind am 26. Juli im Theater Engelbrot / Berlin, am 2. August in der Mitternachtsshow von Schmidts Tivoli in Hamburg und am 10. August in der Scheinbar in Berlin .