Mit einem lachenden, einem weinenden Auge
Die Studios in der Berliner Nalepastraße sollten nur eine Zwischenlösung sein, die 15 Jahre währte. Mit dem Umzug nach Potsdam-Babelsberg kehrt das Filmorchester, das in wenigen Monaten sein 90. Jubiläum begeht, zurück an den geschichtsträchtigen Ort, an dem schon das Ufa- und später das Defa-Orchester wirkte.
Klaus Peter Beyer, Intendant: "Wir waren ne ganz lange Zeit fast ganz allein auf diesem Gelände, und wenn Sie dann wirklich nachts, das Orchester war weg und manchmal bin ich durch diese leeren Gänge dann gewandert und dann sehen vor dem innerem Auge, dass da mal so 4 1/2 - 5 Tausend Leute gearbeitet haben, nicht, das war wie ne Kleinstadt, es wimmelte."
Auch wenn die halb verwaisten Studios in der Berliner Nalepastraße nur eine Zwischenlösung sein sollten. Die 15 Jahre Exil in der Hauptstadt hat die Babelsberger Musiker schon geprägt. Und so klingt zum Umzug nach Potsdam auch ein bisschen Wehmut mit bei dem sonst so tatkräftigen Intendanten Klaus-Peter Beyer. Immerhin hatte er dort noch vor sieben Jahren ein Riesenpult für eine halbe Million Euro einbauen lassen. Und die "Berlin Scoring stage" konkurrenzfähig gemacht, mit den Studios an der Abbey Road oder in Hollywood.
Torsten Scholz, erster Konzertmeister: "Ja es ist ein lachendes und ein weinendes Auge. Einmal verlässt man ganz tolle Säle, in denen wir natürlich bestens ausgestattet waren. Andererseits kommen wir an die große Traditionsstätte des Orchesters zurück, nämlich nach Babelsberg, wo auch früher das Ufa-Orchester, später dann das Defa-Orchester gearbeitet hat. Und darauf freuen wir uns."
Wie Torsten Scholz, der erste Konzertmeister, hat keiner der 70 festangestellten Musiker mehr die Zeiten der legendären UFA erlebt. Die Zeiten vom "Blauen Engel", von "Dr. Mabuse" oder "Metropolis". Aber alle sind stolz darauf, nur wenige Monate vor dem 90. Jubiläum ihres Orchesters wieder nach Hause kommen zu dürfen. Und trotz modernster Technik - die aus der Nalepastraße recycelt wurde - auch noch ein wenig Tradition im Haus zu haben. Denn über dem Regieraum, der als Halbrund in den hohen hellen, cremefarbigen Raum ragt, lassen sich noch historische Spuren verfolgen.
Klaus-Peter Beyer: "Da oben, das war in den 30er Jahren mal ein Regieraum der Ufa für diesen Orchesteraufnahmesaal. Wir haben diesen Raum beibehalten können, weil dort hinter verbirgt sich die ganze Projektionstechnik. Schon jetzt steht da ein sehr schöner Filmprojektor drin. Und sie sehen hier auf der gegenüberliegenden Seite eine weiß gestrichene Fläche. Und wir haben die gesamte Fassade nach alten Fotografien wieder hergestellt, wie das mal war. Und da stellte sich raus, dass das in der Tat die alte Projektionsfläche der Ufa war."
Damit kann das Orchester nun erstmals seine legendären Stummfilmkonzerte auch zu Hause, mit Film, proben. Aber für die Synchronisation mit dem Film ist das Bild heute weniger wichtig: Da verlässt man sich eher auf Tonsignale, kleine Klicks, die über den Kopfhörer kommen. Das eigentliche Herz des Studios aber sind die zwei Regieräume: Wie am Fließband kann vorn, im analogen Regieraum das Orchester aufgenommen werden, während hinten, im digitalen Raum, schon bis zu 48 Spuren mit Geräuschen, Orchestersound und Schauspielerstimmen gemischt werden. Das schwere Equipment dafür wurde erst kurz vor Weihnachten auf das Gelände in Babelsberg gebracht.
Wie immer bei diesem Orchester geht alles fix. Viel mit eigener Muskelkraft und eigenem Geld. Noch über Weihnachten wurde gewerkelt, wurden Mitarbeiter für die neue Technik geschult, ohne diese Flexibilität, ohne diese Self-made-Mentalität hätte das Orchester die letzten 15 Jahre der eigenen Trägerschaft nicht überlebt. Aber so ist das Filmgeschäft. Und das lieben die Musiker, auch wenn sie nur 900 € Netto im Monat bekommen, so auch Dagmar Wahlich, stellvertretende Konzertmeisterin:
"Das ist det Schöne an diesem Orchester, diese Abwechslung und dass man sich dann och mal wieder freut, dass sich was wiederholt. im Gegensatz zu anderen Orchestern, ja die also sagen, och jetzt schon wieder die 9. von Beethoven. Und wir sagen, oh, wir spielen mal wieder "Metropolis", oder wir spielen - letztens haben wir in Bonn "Modern Times" gespielt. Das sind so die Sachen, das ist die Freude des Wiedererkennens."
Seit 1994 arbeitet das Babelsberger Filmorchester mit den Studenten der Filmhochschule "Konrad Wolf"; vor zwei Jahren ist deswegen sogar der Studiengang Filmkomposition entstanden. Trotzdem, Illusionen über großartige Synergien am Medienstandort Babelsberg macht sich Klaus-Peter Beyer nicht:
"Filmmusik in Deutschland ist wie Mikroelektronik aus der Mongolei. Ich hab das so deutlich gemerkt, als wir '96 in L.A. waren, da hat sich plötzlich jeder nach uns umgedreht. Das ist dieser gute alte Spruch, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Früher hat mir das immer wehgetan, wenn man sich an der Scheibe der deutschen Filmförderung die Nase platt gedrückt hat. Das hab ich mir abgewöhnt."
Auch wenn das neue alte Studio ohne das Brandenburger Kulturministerium nicht denkbar wäre. Auf die Politik will sich Klaus Peter Beyer nicht verlassen: und fährt deswegen weiter seine eigene, lukrative Cross-Over-Schiene: heute Film-Sinfonie, morgen Tanzparty.
Auch wenn die halb verwaisten Studios in der Berliner Nalepastraße nur eine Zwischenlösung sein sollten. Die 15 Jahre Exil in der Hauptstadt hat die Babelsberger Musiker schon geprägt. Und so klingt zum Umzug nach Potsdam auch ein bisschen Wehmut mit bei dem sonst so tatkräftigen Intendanten Klaus-Peter Beyer. Immerhin hatte er dort noch vor sieben Jahren ein Riesenpult für eine halbe Million Euro einbauen lassen. Und die "Berlin Scoring stage" konkurrenzfähig gemacht, mit den Studios an der Abbey Road oder in Hollywood.
Torsten Scholz, erster Konzertmeister: "Ja es ist ein lachendes und ein weinendes Auge. Einmal verlässt man ganz tolle Säle, in denen wir natürlich bestens ausgestattet waren. Andererseits kommen wir an die große Traditionsstätte des Orchesters zurück, nämlich nach Babelsberg, wo auch früher das Ufa-Orchester, später dann das Defa-Orchester gearbeitet hat. Und darauf freuen wir uns."
Wie Torsten Scholz, der erste Konzertmeister, hat keiner der 70 festangestellten Musiker mehr die Zeiten der legendären UFA erlebt. Die Zeiten vom "Blauen Engel", von "Dr. Mabuse" oder "Metropolis". Aber alle sind stolz darauf, nur wenige Monate vor dem 90. Jubiläum ihres Orchesters wieder nach Hause kommen zu dürfen. Und trotz modernster Technik - die aus der Nalepastraße recycelt wurde - auch noch ein wenig Tradition im Haus zu haben. Denn über dem Regieraum, der als Halbrund in den hohen hellen, cremefarbigen Raum ragt, lassen sich noch historische Spuren verfolgen.
Klaus-Peter Beyer: "Da oben, das war in den 30er Jahren mal ein Regieraum der Ufa für diesen Orchesteraufnahmesaal. Wir haben diesen Raum beibehalten können, weil dort hinter verbirgt sich die ganze Projektionstechnik. Schon jetzt steht da ein sehr schöner Filmprojektor drin. Und sie sehen hier auf der gegenüberliegenden Seite eine weiß gestrichene Fläche. Und wir haben die gesamte Fassade nach alten Fotografien wieder hergestellt, wie das mal war. Und da stellte sich raus, dass das in der Tat die alte Projektionsfläche der Ufa war."
Damit kann das Orchester nun erstmals seine legendären Stummfilmkonzerte auch zu Hause, mit Film, proben. Aber für die Synchronisation mit dem Film ist das Bild heute weniger wichtig: Da verlässt man sich eher auf Tonsignale, kleine Klicks, die über den Kopfhörer kommen. Das eigentliche Herz des Studios aber sind die zwei Regieräume: Wie am Fließband kann vorn, im analogen Regieraum das Orchester aufgenommen werden, während hinten, im digitalen Raum, schon bis zu 48 Spuren mit Geräuschen, Orchestersound und Schauspielerstimmen gemischt werden. Das schwere Equipment dafür wurde erst kurz vor Weihnachten auf das Gelände in Babelsberg gebracht.
Wie immer bei diesem Orchester geht alles fix. Viel mit eigener Muskelkraft und eigenem Geld. Noch über Weihnachten wurde gewerkelt, wurden Mitarbeiter für die neue Technik geschult, ohne diese Flexibilität, ohne diese Self-made-Mentalität hätte das Orchester die letzten 15 Jahre der eigenen Trägerschaft nicht überlebt. Aber so ist das Filmgeschäft. Und das lieben die Musiker, auch wenn sie nur 900 € Netto im Monat bekommen, so auch Dagmar Wahlich, stellvertretende Konzertmeisterin:
"Das ist det Schöne an diesem Orchester, diese Abwechslung und dass man sich dann och mal wieder freut, dass sich was wiederholt. im Gegensatz zu anderen Orchestern, ja die also sagen, och jetzt schon wieder die 9. von Beethoven. Und wir sagen, oh, wir spielen mal wieder "Metropolis", oder wir spielen - letztens haben wir in Bonn "Modern Times" gespielt. Das sind so die Sachen, das ist die Freude des Wiedererkennens."
Seit 1994 arbeitet das Babelsberger Filmorchester mit den Studenten der Filmhochschule "Konrad Wolf"; vor zwei Jahren ist deswegen sogar der Studiengang Filmkomposition entstanden. Trotzdem, Illusionen über großartige Synergien am Medienstandort Babelsberg macht sich Klaus-Peter Beyer nicht:
"Filmmusik in Deutschland ist wie Mikroelektronik aus der Mongolei. Ich hab das so deutlich gemerkt, als wir '96 in L.A. waren, da hat sich plötzlich jeder nach uns umgedreht. Das ist dieser gute alte Spruch, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Früher hat mir das immer wehgetan, wenn man sich an der Scheibe der deutschen Filmförderung die Nase platt gedrückt hat. Das hab ich mir abgewöhnt."
Auch wenn das neue alte Studio ohne das Brandenburger Kulturministerium nicht denkbar wäre. Auf die Politik will sich Klaus Peter Beyer nicht verlassen: und fährt deswegen weiter seine eigene, lukrative Cross-Over-Schiene: heute Film-Sinfonie, morgen Tanzparty.