Mit Gewicht und Würde
Am 12.09.1949 trat Theodor Heuss als erster Bundespräsident sein Amt an. Es war eine unsichere Zeit, Deutschland noch unter Besatzung, Berlin zweigeteilt, Deutschland geteilt. Der Krieg war seit vier Jahren vorbei und hatte das Land in Trümmern gelassen. Heuss beteiligte sich von Anfang an aktiv daran, das neue, das demokratische Deutschland aufzubauen.
"Das Amt des Präsidenten der deutschen Bundesrepublik, was ist es denn? Es ist bis jetzt ein Paragraphengespinst gewesen. Und es ist von dieser Stunde an ein Amt, das mit einem Menschentum gefüllt ist."
Theodor Heuss in seiner Antrittsrede am 12. September 1949 vor dem ersten Deutschen Bundestag unmittelbar nach seiner Vereidigung als erster Bundespräsident.
"Und die Frage ist nun, wie wir aus diesem Amt, wir alle zusammen, etwas wie eine Tradition, etwas wie eine Kraft schaffen, die Maß und Gewicht besitzt und im politischen Kräftespiel sich selber darstellt."
Es sollte vor allem er selbst sein, der dem Amt Gewicht und Würde verlieh. Als Theodor Heuss seinen 70. Geburtstag feierte, er war zu diesem Zeitpunkt bereits fast fünf Jahre im Präsidentenamt, lobte ihn der damalige französische Botschafter in Bonn, André François-Poncet:
"Seine Fähigkeiten haben ihn zum Journalisten und Historiker, zum Schriftsteller, Professor und Politiker gemacht. Dabei ist trotz dieser so reichen, vielseitigen Begabung seine Persönlichkeit durchaus harmonisch geblieben. Er hat Geschmack. Und da er ihm Fantasie, Humor und Ironie zu gesellen versteht, läuft er niemals Gefahr, in Pedanterie und Eitelkeit abzugleiten."
Vor seiner Zeit als Bundespräsident hatte Heuss sich bereits bei der Beratung des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat verdient gemacht. Und auch in der Zeit vor 33 war der liberale Demokrat politisch aktiv gewesen – von 1924 bis 33 saß er für die Demokratische Partei im Reichstag. Paul Löbe, während vier Legislaturperioden Reichstagspräsident, bis er 1932 durch Hermann Göring abgelöst wurde, über Theodor Heuss:
"Wenn Theodor Heuss im alten Reichstag das Wort ergriff, hatte er schon nach dem ersten Satz das Ohr des Hauses. Ohne anders Geartetes zu missachten, hob er das von ihm geschätzte Ideal doch so leuchtend hervor, dass jeder Hörer sich gefesselt fühlte. Dazu kam die natürlich Abwehr jedes hohlen Pathos."
Aus dieser Zeit allerdings lastet ein Schatten auf Heuss’ Bografie: Er hatte dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten zugestimmt. Das bereute er sein Leben lang. Auch deshalb war Heuss zu Beginn der Bundesrepublik einer der wenigen, der das Thema auf die Tagesordnung brachte. Während die meisten anderen Politiker zur Tagesordnung übergehen wollten und die Verbrechen der Nazis verdrängten.
"Es hat keinen Sinn, um die Dinge herumzureden. Das teuflische Unrecht, das sich an dem jüdischen Volk vollzogen hat, muss zur Sprache gebracht werden. Sind wir, bin ich, bist du schuld, weil wir in Deutschland lebten, mit schuld an diesem teuflischen Unrecht."
Das zweite Anliegen, das Theodor Heuss schon wenige Monate nach Gründung der Bundesrepublik am Herzen lag: die deutsche Einheit. Am 30. Oktober 1949 erhielt er die Ehrenbürgerschaft Berlins. Seine Rede vor 200.000 Westberlinern in der geteilten Stadt hat aus heutiger Perspektive etwas Visionäres:
"Der Tag, da Berlin die Hauptstadt eines geeinten Deutschland wieder sein wird, der Tag wird kommen!"
Das erlebte Theodor Heuss nicht mehr, er starb im Dezember 1963. Vier Jahre nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit.
Theodor Heuss in seiner Antrittsrede am 12. September 1949 vor dem ersten Deutschen Bundestag unmittelbar nach seiner Vereidigung als erster Bundespräsident.
"Und die Frage ist nun, wie wir aus diesem Amt, wir alle zusammen, etwas wie eine Tradition, etwas wie eine Kraft schaffen, die Maß und Gewicht besitzt und im politischen Kräftespiel sich selber darstellt."
Es sollte vor allem er selbst sein, der dem Amt Gewicht und Würde verlieh. Als Theodor Heuss seinen 70. Geburtstag feierte, er war zu diesem Zeitpunkt bereits fast fünf Jahre im Präsidentenamt, lobte ihn der damalige französische Botschafter in Bonn, André François-Poncet:
"Seine Fähigkeiten haben ihn zum Journalisten und Historiker, zum Schriftsteller, Professor und Politiker gemacht. Dabei ist trotz dieser so reichen, vielseitigen Begabung seine Persönlichkeit durchaus harmonisch geblieben. Er hat Geschmack. Und da er ihm Fantasie, Humor und Ironie zu gesellen versteht, läuft er niemals Gefahr, in Pedanterie und Eitelkeit abzugleiten."
Vor seiner Zeit als Bundespräsident hatte Heuss sich bereits bei der Beratung des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat verdient gemacht. Und auch in der Zeit vor 33 war der liberale Demokrat politisch aktiv gewesen – von 1924 bis 33 saß er für die Demokratische Partei im Reichstag. Paul Löbe, während vier Legislaturperioden Reichstagspräsident, bis er 1932 durch Hermann Göring abgelöst wurde, über Theodor Heuss:
"Wenn Theodor Heuss im alten Reichstag das Wort ergriff, hatte er schon nach dem ersten Satz das Ohr des Hauses. Ohne anders Geartetes zu missachten, hob er das von ihm geschätzte Ideal doch so leuchtend hervor, dass jeder Hörer sich gefesselt fühlte. Dazu kam die natürlich Abwehr jedes hohlen Pathos."
Aus dieser Zeit allerdings lastet ein Schatten auf Heuss’ Bografie: Er hatte dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten zugestimmt. Das bereute er sein Leben lang. Auch deshalb war Heuss zu Beginn der Bundesrepublik einer der wenigen, der das Thema auf die Tagesordnung brachte. Während die meisten anderen Politiker zur Tagesordnung übergehen wollten und die Verbrechen der Nazis verdrängten.
"Es hat keinen Sinn, um die Dinge herumzureden. Das teuflische Unrecht, das sich an dem jüdischen Volk vollzogen hat, muss zur Sprache gebracht werden. Sind wir, bin ich, bist du schuld, weil wir in Deutschland lebten, mit schuld an diesem teuflischen Unrecht."
Das zweite Anliegen, das Theodor Heuss schon wenige Monate nach Gründung der Bundesrepublik am Herzen lag: die deutsche Einheit. Am 30. Oktober 1949 erhielt er die Ehrenbürgerschaft Berlins. Seine Rede vor 200.000 Westberlinern in der geteilten Stadt hat aus heutiger Perspektive etwas Visionäres:
"Der Tag, da Berlin die Hauptstadt eines geeinten Deutschland wieder sein wird, der Tag wird kommen!"
Das erlebte Theodor Heuss nicht mehr, er starb im Dezember 1963. Vier Jahre nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit.