Kindheitsspuren im alten Westberlin
56:14 Minuten
Eine Plattenaufnahme bei einem Alt-Nazi markiert den Beginn seiner sehr frühen Karriere. Für den Sohn einer jüdischen Mütter, die im nationalsozialistischen Berlin überlebte, ein einschneidendes Erlebnis. Ilja Richter erzählt davon beim Spaziergang durch die Hauptstadt.
Ilja Richter ist noch nicht ganz 30 Jahre alt, da verabschiedet er sich bereits von seinem Fernsehpublikum. Letztmalig präsentiert er seine Show "Disco" 1982 im ZDF. "Licht aus - Spot an!" - der Spruch als Markenzeichen der Musikshow bleibt im Gedächtnis.
Was auch immer der gebürtige Berliner beruflich anpackt, er macht es rekordverdächtig früh. Ilja Richter wird nicht nur jüngster TV-Moderator, zuvor spielte er bereits Kinderrollen am Theater und entdeckte schon mit neun Jahren seine Radio-Leidenschaft. Beim RIAS Berlin, also dort wo heute Deutschlandfunk Kultur sendet, arbeitete Richter an über 60 Hörspielproduktionen mit.
Nervensäge in Klamauk-Filmen der 70er
Auch im Kino ist er zu sehen. Der schnellsprechende Schlacks kalauert sich als Nervensäge neben Rudi Carrell, Theo Lingen oder Uschi Glas durch die Klamauk-Filme der 70er-Jahre. Doch Richter will auch als politischer Mensch wahrgenommen werden. 1982 tritt er bei der Friedensbewegung auf, wird aber ausgepfiffen. Ein Tiefpunkt. Die Eltern haben ihm beigebracht: "Man gibt die Bühne nicht frei", also hält Richter die Schmähungen aus.
Mutter und Vater haben die Karriere ihres Sohnes immer unterstützt, "mich behandelt wie einen Mozart ohne Klavier", sagt er.
Als junger Schüler erfährt Ilja Richter, was die Eltern während der NS-Zeit durchmachten. Der Vater kam als Kommunist ins KZ, die Mutter musste als Jüdin untertauchen. Heute weiß der 66-Jährige, wie sehr ihn diese Erfahrungen der Eltern geprägt haben. Auch davon erzählt Ilja Richter, wenn er mit Deutschlandfunk Kultur durch Berlin zieht.
Die Musiktitel in der Sendung:
Georges Boulanger: Einsamer Sonntag (Gloomy Sunday)
Reinhard Mey: Heimweh nach Berlin
Hildegard Knef: Ich bin den weiten Weg gegangen
Georg Kreisler: Du hast ja noch dein Grab
Reinhard Mey: Heimweh nach Berlin
Hildegard Knef: Ich bin den weiten Weg gegangen
Georg Kreisler: Du hast ja noch dein Grab