Arzt, Schauspieler, Provokateur
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Tagsüber studierte er Medizin, abends stand er in provozierenden Theaterstücken nackt auf der Bühne. Nicht alle kamen damit zurecht. Karriere machte Joe Bausch trotzdem. Zu seiner Heimatstadt Bochum hat er ein zwiespältiges Verhältnis.
Als junger Mann studierte er tagsüber Medizin und arbeitete in der Klinik. Abends stand Joe Bausch als Schauspieler auf der Bühne. Irgendwo dazwischen versuchte er Zeit für seine Familie zu finden. Als Schauspieler spielte er bei dem im Ruhrgebiet legendären "Theaterpathologischen Institut" provozierende Stücke, bei denen er nicht selten am Ende nackt auf der Bühne stand. Mit den Stücken wollten sie damals die prüde Gesellschaft provozieren.
Die Nacktauftritte kamen nicht bei allen gut an
Bei seinen Bewerbungen bei Bochumer Krankenhäusern wurde ihm diese Vergangenheit zum Verhängnis. Die Chefärzte lehnten ihn ab mit der Begründung, dass viele Patienten den Arzt schon nackt auf der Bühne gesehen hätten und deshalb möglicherweise kein Vertrauen zu ihm hätten. Die Klinikchefs rieten ihm, Bochum eine Weile zu verlassen. Das tat er und wurde Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl.
Karriere als Multitalent
Heute ist Joe Bausch bekannt dafür ein echtes Multitalent zu sein. Er ist examinierter Arzt und Schauspieler. Fernsehzuschauer kennen Joe Bausch aus dem Kölner "Tatort". Dort spielt er den etwas grimmigen Pathologen Dr. Roth. Aber auch in Serien, Fernseh- und Kinofilmen war er an der Seite von Ulrich Tukur oder Götz George zu sehen. Bei SAT1 moderiert Bausch Sendungen mit medizinischen Themen oder mit Bezug zu Kriminalität. Beides liegt dem Mediziner, der auch Theaterwissenschaften und Jura studierte, im Blut.
Auch wenn Bausch heute in der Nähe von Soest zu Hause ist, hat er die meiste Zeit seines Lebens in Bochum verbracht. Dort studierte er Medizin, stand zuerst auf der Theaterbühne und auch seine Tochter erblickte dort das Licht der Welt. Mit Bochum verbindet ihn so vieles. Er hat die Stadt schätzen gelernt, die Ehrlichkeit der Menschen gemocht – doch wohlgefühlt hat er sich dort nie so richtig. Eigentlich wollte er von dort immer wieder weg.
Stammkneipe mit Hanfpflanzen
Eine urige Kneipe, die Joe Bausch noch mit zahlreichen Hanfpflanzen im Fenster kennt, zählt seit Jahrzehnten zu Bauschs Stammlokalen. Hier verrät er, was dazu führte, dass er seine einst langen, roten Haare zu Iron Butterflys 17-minütiger Rockhymne "In a gadda da vida" abschneiden ließ.
Vor dem Bochumer Kunstmuseum ist Johannes Brus' Skulptur "Fünf Bildhauer" ausgestellt. Joe Bausch bewundert Bildhauer und würde gerne diese Kunst erlernen. Zeit hätte er jetzt im Ruhestand dafür. Bildende Kunst übt auch deswegen eine Faszination auf ihn aus, weil er am Ende des Tages ein greifbares Ergebnis braucht. Das ist bei der Schauspielerei anders und deshalb wäre es eine gute Ergänzung, findet Bausch.
Als Gefängnisarzt in Werl ist er seit Januar im Ruhestand, doch als Schauspieler ist er weiterhin zu sehen. Um die Bedeutung des Bochumer Schauspielhauses zu verdeutlichen, sagt Bausch, diese Bühne sei für einen Schauspieler das, was der Vatikan für einen katholischen Priester ist. Im Schauspielhaus sah er zuletzt seinen Freund und Tatort-Kollegen Dietmar Bär auf der Bühne. Aber Joe Bausch würde hier auch gerne nochmal spielen.