Mit Johann von Bülow auf dem Lido

Bloß nicht mit offenem Mund rumstehen!

Schauspieler Johann von Bülow und die Autorin Anna Wollner bei den Filmfestspielen in Venedig 2016. Sie hat ihn einen Tag lang auf dem Lido begleitet. Beide lächeln fröhlich in die Kamera. Johann von Bülow trägt eine Sonnenbrille.
Schauspieler Johann von Bülow und die Autorin Anna Wollner bei den Filmfestspielen in Venedig © Foto: Privat
Von Anna Wollner |
Bei den Filmfestspielen in Venedig hatte "Frantz" von François Ozon Weltpremiere. Darin spielt auch Johann von Bülow in einer Nebenrolle mit. Anna Wollner hat ihn einen Tag auf dem Lido begleitet: Innenansichten des anstrengenden Lebens auf dem roten Teppich.
(Johann von Bülow): "Ich finde es sieht sehr glamourös aus, wie ich Ihr Fahrrad schiebe und wie wir hier durch die Straße laufen. So stellt man sich das Leben eines Filmstars vor."
Samstag Mittag, kurz nach Zwölf. Noch knapp zwei Stunden bis zur Pressekonferenz, Johann von Bülow ist entspannt. In Jeans und dunkelblauem Hemd läuft er über den Lido. Umziehen will er sich erst später, im Hotelzimmer seines Agenten.
"Ich glaube, Jungs sollten sich nicht so viele Gedanken machen über das, was sie anziehen sollten. Denn sonst wird es irgendwann ein bisschen komisch. Aber ein, zweimal - ob man den blauen oder den schwarzen Anzug nimmt - hab ich schon überlegt. Und ich hab auch einmal meine Frau gefragt, den blauen oder den schwarzen, aber das muss jetzt nicht ausarten, so eine Überlegung."
Es ist der Blaue geworden, aber das nur am Rande.
In der Movie Lounge des Festivals trifft sich das Filmteam, wird auf Autos verteilt. Johann von Bülow steigt mit dem Produzenten Stefan Arndt in eine abgedunkelte Limousine. Er sagt:

"Es ist ein bisschen wie so eine Regierungsdelegation. Dann fährt man sozusagen da hinein wo sonst kein Auto fahren darf. Die Leute gucken draußen, wer mag da jetzt wohl drin sitzen. Und man denkt sich, leider wir sind nicht George Clooney. Aber es könnte ja George Clooney drin sein, die Scheiben sind ja dunkel."
Aus dem Auto geht es in den Festivalpalast, vorbei an Autogrammjägern und Photographen:
"Und dann landet man in einem dunklen, blau ausgekleideten Aufzug , in dem Francois, die Produzenten, Pierre, Paula und ich standen. Und der Aufzug hielt auf jeder Etage auf dem Weg in den dritten Stock, sodass wir schon dachten, wir verbringen den Rest unseres Lebens in diesem Aufzug."
Ja, und dann herrscht halt so eine frickelige Aufgeregtheit so ein bisschen. Alle sind so ein bisschen 'hähähä', jetzt geht es gleich los.

Auf dem Weg zur Pressekonferenz

(Begrüßung Pressekonferenz - auf italienisch)
"Da sitzen dann 50, 60 internationale Journalisten. Und dann dieses Sprachbabylon auch wieder. Italienisch, Englisch, Französisch."
So schildert von Bülow seine Eindrücke und sagt dann:
"Eigentlich hab ich die meiste Zeit zu Francois und Paula geguckt und Anton Lucke, der neben mir saß. Und man versichert sich manchmal auch so: 'Gut das wir hier sitzen, oder?' Das ist ja auch eine schöne Sache."

Nach der Pressekonferenz kommt der obligatorische Photocall, Schaulaufen beziehungsweise Schaustehen für die Photographen.
"Es ist wirklich eine lustige Absurdität unseres Berufs, dass man weiß, wir gehen jetzt vor die Photographenwand, um angeschrien zu werden. Aber das ist ja nicht, das sie uns anschreien, weil sie uns anschreien wollen, sondern das ist die einzige Chance, die diese vielen Menschen haben, dass man in der kurzen Zeit, in der die Leute da stehen, einmal zu Ihnen guckt."
Das Team des Films "Frantz" von Francois Ozon auf dem roten Teppich bei den Filmfestspielen in Venedig
Das Team des Films "Frantz" auf dem roten Teppich in Venedig© Foto: Anna Wollner

Die Dos und Don'ts auf dem roten Teppich

Johann von Bülow ist Profi, kennt die Dos und Don'ts auf dem roten Teppich
"Natürlich lächeln mit Zähne zeigen, jetzt aber nicht mit offenem Mund rumstehen. Deswegen übrigens ganz wichtig, nicht so viel unterhalten auf dem roten Teppich. Dann kommen immer diese blöden Bilder, wo man so doof aussieht, als würde man Ahhhh machen. Aber in Wahrheit hat man nur ein Wort gesagt, bei dem man den Mund ungünstig offen hatte, und dann sieht man etwas debil aus. Also besser nicht reden, lächeln: Ja."
Lächeln wird er auf dem roten Teppich – auch wenn der, der Uhrzeit geschuldet, überschaubar ist.
"Nachmittag viertel nach vier, Knallhitze. Und wir dürfen eins nicht vergessen, es ist zwar ein Ozon-Film aber wir sind die Deutschen. Und wir sind keine Hollywoodstars. Es waren deutlich weniger Photographen als ich das sonst gewohnt bin. Ich dachte nur, oh, wer sind die 7 Leute, die da Fotos machen."

Entspannung auf der Terrasse des "Excelsior"

Knapp drei Stunden später sitzt Johann von Bülow auf der Terrasse des "Excelsior", einen Steinwurf vom Festivalpalast entfernt. Die Premiere ist vorbei. Es gab 15 Minuten Applaus. Er beschreibt die Situation:
"Es war so lustig, wir standen so da und haben uns so angeguckt und wussten nicht, was wir so machen sollen. Erwarten die, dass wir rausgehen und hören vorher nicht auf zu klatschen. Oder sollen wir warten, bis die aufhören zu klatschen und dann gehen wir raus. Und irgendwann haben wir uns für rausgehen entschieden, denn sonst hätten die noch weitergeklatscht."
Johann von Bülow ist aufgedreht, aber auch geschafft. Ab jetzt wird gefeiert. Die Filmkunst natürlich.
"Das ist übrigens das Geräusch von dem Spritz den wir nach einer halben Stunde geduldigen Wartens auf der Terrasse des Excelsiors dann endlich mal bekommen haben. Und die Stühle mussten wir uns selber organisieren. Hier ist absoluter Darwinismus gefragt. Wer sich den Stuhl nicht selber holt, bleibt gnadenlos stehen. Und ich denke, wir werden einfach mit diesem Zeug weitermachen. Was hier so klimpert."

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