Jüdische Gemeinde Düsseldorf erstmals mit Mottowagen
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf wird beim Rosenmontags-Umzug mit einem eigenen Karnevalswagen starten. Darauf thront der Dichter Heinrich Heine mit Kippa und Gebetsschal. Die Gemeinde hat auch einen muslimischen Gast zum mitfahren eingeladen.
Die Idee für den Mottowagen sei im vergangenen Jahr entstanden, erklärt der Initiator Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. 2017 hatten sich sowohl die evangelische Kirche als auch die Diakonie mit Wagen zum Thema "Luther - 500 Jahre Reformation" beteiligt – und eine Karnevalsgesellschaft mit Heinrich Heine.
"Wieso klauen die unseren Heine? Das können wir aber auch!", hatte sich die Jüdische Gemeinde damals gesagt, so Szentei-Heise. Er erklärt das gespaltene Verhältnis seiner Stadt und seiner Gemeinde zu dem Dichter:
"Die Stadt Düsseldorf hat ein Problem damit, dass Heinrich Heine Jude war. Ich verweise auf die Namensgebung der Heinrich-Heine-Universität, die 15 Jahre lang nicht so heißen durfte, weil es verzögert worden ist. Also die Stadt Düsseldorf hat ein Problem damit, dass Heine Jude war. Und wir haben ein Problem damit, dass Heine vom Judentum zum Protestantismus konvertiert ist. Insofern befinden wir uns gegenseitig in allerbester Gesellschaft."
"Ankommen in der Stadt"
Am Rosenmontag, der am 12. Februar 2018 begangen wird, wolle man nun den berühmtesten Sohn Düsseldorfs feiern und verfolge mit dem von Jaques Tilly gestalteten Wagen auch einen Zweck:
"Man sagt ja im Rheinland, wo Karneval eben ganz, ganz wichtig ist, erst, wenn man im Karneval angekommen ist, ist man in der Stadtgesellschaft angekommen. Und das wird uns diesmal mit dem Mottowagen gelingen."
Jüdische Schüler werden gemobbt
Der Initiator Michael Szentei-Heise beklagt aber auch den wachsenden Antisemitismus in seiner Stadt, den zum Beispiel jüdische Schüler zu spüren bekämen:
"Die jüdischen Schüler, die in die öffentlichen Schulen gehen, werden ständig antisemitisch gemobbt, überwiegend von muslimischen Schülern. Das ist in den letzten zwei Jahren massiv stärker geworden. Wir haben vor anderthalb Jahren den Betrieb des ersten jüdischen Gymnasiums hier in dem ganzen Bereich aufgenommen. Und als wir die Vorplanungen gemacht haben, hat der Gedanke an eine Schutzfunktion für jüdische Schüler überhaupt keine Rolle gespielt. Das ist heute anders."
Ein Zeichen setzen
Letztlich wolle man mit dem Wagen ein Zeichen setzen – nicht nur für die jüdische Gemeinde:
"Einer unserer Gäste auf dem Wagen, (...) wird der Vorsitzende des Kreises der Düsseldorfer Muslime sein, den wir dazu eingeladen haben und der freudig Ja gesagt hat."
(cosa)