Mit Lederhose und Statut

Von Claus Stephan Rehfeld |
Der Ball ist aus Leder, die Hose ist es auch. Der Fußball und die Lederhose - die Bayern wissen damit umzugehen. Also werden bayerische Trachtenvereine zur FIFA Fußball-WM aufmarschieren und auf ihre Tradition verweisen. Aber was heißt hier Tradition, auf ein Symbol bayerischen Selbstverständnisses! Aber die Bajuwaren würden heute nicht so dastehen, wenn da nicht diese typisch bayerische Geschichte gewesen wäre um die Lederhose. Natürlich spielt sie in den Bergen. Und natürlich sind echte Mannsbilder die Hauptdarsteller. Und Claus Stephan Rehfeld hat mal einen Blick auf sie geworfen – die Lederhose.
Die Geschichte von der Rettung der Lederhose fängt in Bayrischzell an. Im Laitzachthal. Im Frühjahr 1883. Und die Sendung beginnt in Berlin. Im Hotel "Ramada". Im Winter 2004.

Draußen pfeift der kalte Wind durch die Straßen und zig g'standene Mannsbilder trotzen ihm in Lederhosen.

"Ja, des is scho üblich, das ist nämlich mein bestes Gewand, was ich habe. Und wenn ich nach Berlin rauf fahre, wo wir jetzt sind, dann zieh ich mein schönstes Gewand an." "

Kernige Bayern.

"Und das heißt nicht kerniger Bayer, sondern ein echter Trachtler."

Der Oberlandler Gauverband in Berlin-Mitte. Und Franz Mayr, 1.Gauvorstand, wundert sich.

"Ja, und ich staune eigentlich, dass in Berlin die Passanten sich nicht einmal umdrehen, wenn wir vorbeigehen. In München ist das ganz anders. Da fällt man auf mit der Tracht. In Berlin fällt man gar nicht auf."

Ja?

"Ja."

Und ... in München ... fällt man auf?

"Na ja gut, in München haben wir wahrscheinlich so viel Zugezogene, die dann hinter uns nachjodeln (lacht) und eigentlich uns, was soll man sagen, uns veralbern wollen, sage ich jetzt mal."

Lederhose, Gamsbart, Wadlstrümpf – gemeinhin als die bayerische Tracht bezeichnet. Emsig gepflegt im Trachtenverein.

"Wie ein Kanarienzuchtverein, der zücht jetzt seine Vögel, und wir sind ein Trachtenverein."

Und nicht ewiggestrig.

"Wir haben auch alle Berufe mit Technik und sonst so hat."

Der Wind rüttelt heftig an der Seilbahn zum Wendelstein hoch – wir wollen uns eine Übersicht über die Lage verschaffen.

Also: Der Bayer würde heute nicht so dastehn, wie er es tut, und die Welt nicht von "Laptop und Lederhose" reden, wenn nicht 1883 an einem Sonntagabend der Dorfschulmeister Vogl mit ein paar Burschen, "gemütlich wie immer bei einem Glas Bier beisammen" gesessen. Und, wie uns sein Freund, der Staudacher Martl, überliefert hat, "auch auf die hiesige kleidsame Tracht zu sprechen (kam) und wie dieselbe bereits im Verschwinden" sei - also die Lederhose. Nur noch ein Jäger trage sie. Aber selbst den sehe man "höchst selten in kurzer Hose einhergehen".

Der Vogl Josef, also der Lehrer, klagte nicht nur, sondern sprach, "wenn er nicht allein wäre, würde er sich sofort eine Hose kaufen, nur damit diese schöne kleidsame Tracht nicht ganz und gar verschwinde." Die andern Burschen in der Runde, "ermutigt durch diese Rede", versprachen, "sich eine kurze Hose zu kaufen und dieselbe auch gleich anzuziehen." Darauf sprach der Herr Dorfschulmeister: "Wißts wos, gründ ma an Verein!"

Und da ein Bayer tut, was er sagt, verschafften sich die Burschen umgehend besagte Lederhosen, zogen sie an und ernteten, wie der Staudacher Martl notierte, "nicht gerade Beifall". Egal, flugs gründeten sie den "Verein für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachthale / Bayrischzell". Und der Vogl Josef legte im Statut, Paragraph drei, fest: Jedes Mitglied (...) ist verpflichtet, die alte kleidsame Tracht der Gebirgsbewohner, nämlich kurze Lederhose, so genannte Kniehösl, Joppe, kleinen grünen Hut stets, nach Möglichkeit, die Wintermonate ausgenommen, immer zu tragen."

So also begann das mit der Rettung der Lederhose im Leitzachthal, damals, 1883, am Pfingstsonntag - mit Statut und Lederhose, mit Paragraphen und Trachtenverein; in Bayrischzell, dem "Tal im Alpengrün, wo abends rot die Berge glüh'n", wie der Staudacher Martl dichtete; im "Bayrischzeller Lied", 1882, also ein Jahr vor Statut und Lederhose. Und fünf Jahre nach dem 800jährigen Kirchenjubiläum.

"Damals jetzt? Das war revolutionär! Das war revolutionär."

In Bayern!

"Das ist ganz klar, das war revolutionierend."

Das mit Statut und Lederhose, der Vogl Josef. Wir schreiben 1883, in Oberbayern, im Leitzachthal ...

"... dass der Pfarrer den Lehrer Vogl ja aus der Kirche rausgewiesen hat, weil der mit kurzen Hosen, also nackigen Knien gekommen ist. Das war halt damals einfach so, gell."

Bayrischzell, sagt Pritzl, war "eigentlich das letzte Dorf, wie man so sagt. Und wer ist da schon hergekommen?" Und außerdem war der Lehrer Vogl auch nicht von hier, sondern strafversetzt und lebenslustig.

"Die sind massiv angegangen worden!"

Und später?

"Und dann hat man halt diese Leute gehuldigt."

Stolz war man immer schon, schiebt Klaus Pritzl nach. 25 Jahre lang 1. Vorstand des Trachtenvereins Bayrischzell – "nur zufällig dazu gekommen", damals ...

"Meine Frau war daheim. Ich sage: Was meinst Du, was mir heute passiert ist? Sie, dachte, Unfall passiert. Und dabei bin ich Vorstand."

Nun also im Ehrenvorstand. Aber die Aufgaben haben sich nicht geändert.

"Man muss sich gegen die Auswüchse und gegen die modernen Einflüsse nur wehren. Das ist, glaube ich, dass schlimmste und das passendste jetzt, zurzeit, muss ich ganz ehrlich sagen."

Die Tradition hochhalten, das Bekenntnis zur Heimat pflegen im "ältesten Trachtenerhaltungsverein Bayerns, Deutschlands und wohl auch der ganzen Welt" ... aber nicht im Internet.

"Was soll man da nei´ tut? Was man macht? Was man anhat?
Ja.
Nein!
Aber sie haben hervorgehobene Geschichte.
Aber warum muss das im Internet sein? Warum Internet? Vielleicht bin ich da altmodisch."

Und so erfahren wir aus seinem Mund, dass es eigenartig sei, aber vom Lehrer Vogl gebe es kein Bild, "wo er die Tracht an hat". Bilder, die ihn in Tracht zeigen, seien Photomontagen. Und dass die "Person Lehrer Vogl schon mehr verdient" hätte, nämlich ein Denkmal am Brunnen. Und dass Bayrischzell kein Trachtenmuseum braucht.

"Hm, weiß nicht, warum das ein Museum sein muss. Bei uns ist alles lebendig."

Spricht's und holt aus einer Plastiktüte die Lederhose vom Kaspar Reiter hervor. Der wurde "komischerweise als Mitglied Nummer 1 eingetragen" – im "Verein für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachthale". 1883.

"Ist mir direkt ehrwürdig vor so einer Hose. Wenn die erzählen könnte."

"Laptop und Lederhose" – zugegeben, nicht immer funktioniert es. Als wir am Nachmittag das Café "Königslinde", das Internetcafé von Bayrischzell, betraten, hatte der Laptop gerade "technische Probleme", die amerikanische Software, nun ja ... Im Radio lief gerade der Titel "Meilenweit musst du gehen". Nun ist es Abend, wir surfen im Internet zum Stichwort "Lederhose" und haben zwischenzeitlich erfahren, dass dieses Haus vormalen der Tochter vom Lehrer Vogl gehört hat. "Laptop und Lederhose"!

Das virtuelle "Lederhosenmuseum" führt uns in die "Anatomie der Lederhose" ein – vom Latzbund bis zum Schlitzfleck, vom Leistl bis zum Hosentürl. Die Hose auf dem Bildschirm endet unter dem Knie, ist also eine Lange. Die richtige Miesbacher Lederhose ist eine kurze Lange, sie lässt die Kniescheibe frei. Und beide sind nicht zu verwechseln mit der "Sepplhose", "der trivialsten Form der stolzen Lederhose", die die Oberschenkel frei gibt.

Der Maler Kandinsky trug eine Lederhose und US-Präsident Bush hat eine. Den Link "Liebesgrüße aus der Lederhose" übergehen wir. Zeitraubend ist die Lektüre von zig Zeitungsartikeln und Alltagsmeldungen – gerne wird die Lederhose für Vergleiche und Klischees bemüht. Sogar für Prozesse vor dem Bundesverfassungsgericht.

Aber das ist nicht unser Thema, sondern dies, Zitat: "Und ebenso steht fest, dass es diese Tracht" – gemeint sind Lederhose, Gamsbart und Wadlstrümpfe – "heute nicht gäbe ohne die Trachtenerhaltungsvereine." Und damit sind wir wieder bei Bayrischzell, denn hier entstand der erste Trachtenerhaltungsverein überhaupt in Bayern. Mit Statut und Paragraphen. Und wieder Zitat: "In den Jahren darauf schossen die Trachtenvereine wie die Schwammerl aus dem Boden, bald war es eine richtige Bewegung ..."

"Und da war der Teufel los, ne."

Als der Trachtenverein Miesbach vor einigen Jahren beschloss, er sei älter als der im benachbarten Bayrischzell. Es gab Probleme.

"Probleme? Haben zehn Jahre gestritten! 13 Jahr. Mit dem Gau, mit Bayrischzell. Wir haben uns nicht mehr angeschaut. Die haben mit uns keinen Kontakt mehr gehabt. Wenn ihr das Datum nicht ändert! Von 59, ne."

Das Datum wurde geändert, diplomatisch, bayrisch.

"Dann haben wir gesagt, machen wir gar kein Datum mehr. Und jeder ist zufrieden. Der Gau ist zufrieden und wir haben keine Probleme mehr."

Aus und vorbei dies und auch die Zeiten, wo die Madl mit Bubikopf nicht in den Trachtenverein aufgenommen wurden. Heut steckt "ma halt an falschen Zopf 'nauf". Tracht ist Bekenntnis. Und die Miesbacher Tracht ist wohl die bekannteste. Die Joppe grau, die Hose ...

"... neu ist die schwarz und grün oder gelb ausgestickt. Habe eine geschenkt bekommen, von 1933. Die wird nie verkauft, so lange ich leb."

"Wandlungs- und erneuerungsfähige Bodenständigkeit, vielfältig gefächert, mit fester Überzeugung im christlichen Glauben pflegen" – dies ist der Wahlspruch des Miesbacher Trachtenvereins. 1. Vorstand – Gerhard Eichas.

"Warum i a Tracht trage? Bah. Erstmal weil ich überzeugt bin vom Trachtenverein und von der Trachtenerhaltung. Und Pflege der Tracht."

Und was heißt heute Pflege der Tracht?

"Also wenn i in Rosenheim war und meine Tracht anhab. Wenn i nackigt rumlaufe, falle ich weniger auf als mit Tracht. Ist so! Oder in München. Das ist brutal! Da sagen sie, wo bist du denn her? Ja!"

Dabei beschäftigten sich Trachtenvereine mit Heimat- und Brauchtumspflege, mit Schuhplattln, Singa und Musizieren, Komedispuin, also "dem Hang zum Theatralischen", Blasmusi und Sproach – im Industriezeitalter.
"In München hat sich gerade einer aufgelöst, vor zwei, drei Monaten. Hauptsächlich Großstädte, ist ganz schlimm. Und auch bei uns hier draußen. Ob das jetzt Miesbach ist oder in Tegernsee, Schliersee. Ist nicht mehr so, wie es früher war."

"Wie's singt und klingt in Bayrischzell" – die Bayrischzeller Plattler mit dem "Sautanz".

Nun, um 1820 herum hat sich die Kleidung der Tiroler Gastarbeiter hier eingebürgert – graue Lederjoppe und kniefreie Lederhose. Dies haben wir inzwischen erfahren. Und auch, dass die Wittelsbacher es liebten, sich in der kurzen Ledernen und dem Lodenjanker zu zeigen, um ihre "Volksnähe zu demonstrieren". Politiker der CSU tun dies auch bis heute gerne. Aber nicht alle. Die "Frankfurter Allgemeine" kann sich den hiesigen Finanzminister Faltlhauser nicht als "krachledernen Polterer" in einem Trachtenanzug vorstellen.

Der Aufruf vom Vogl Josef zum Bekenntnis zur Tracht machte ihre Träger zu Gleichen unter Gleichen im Verein. Getragen wird sie heutzutage beim Gang in die Kirche und ins Wirtshaus, bei Festen und Veranstaltungen. Die Tracht ist also ein Festtagsgewand, womit das Bild vom ständig jodelnden Bayern in Lederhosen nun wohl widerlegt ist. Daran ändert auch der Hinweis in einer "umfassenden Kulturgeschichte" der Lederhosen nichts, wonach "die Förster, Jäger, Holzknechte und Wilderer" die einzigen "Berufsgruppen" sind, die noch heute die Lederhosen zur Arbeit tragen.

Die Kleidung ist Identifikation des echten Bayern und Abgrenzung gegenüber Zuag'roasten und Auswärtigen. Oder anders ausgedrückt: "Am Gwand sieght ma wo ma her kumt und wo ma hi ghert." Oder wie es im Zentralorgan des Bayerischen Trachtenverbandes, dem "Heimat- und Trachtenboten", dieser Tage heißt, "ein starker Gegenpol in der werteunterwanderten Gesellschaft". Die "Küblböcks waren erst der Anfang", lesen wir, die Trachtenbewegung muss "einen geraden Weg gehen, ein klares Bild abgeben und ein klares Ziel verfolgen."

"Also meines Erachtens steht die Tracht für Identifizierung Bayerns, also bei uns hier. Für eine gewisse Lebenseinstellung – traditionsbewusst, heimatverbunden. Und auch dem christlichen Glauben verbunden."

Dafür steht die Tracht.

"Also ich will jetzt nichts gegen volkstümliche Sendungen sagen, aber die benutzen die Tracht, nicht Originaltracht, sondern kleiden sich trachtig, haben aber eigentlich mit der Tracht grundsätzlich nichts zu tun.""

Sendungen wie der "Musikantenstadl" und so, in denen gelegentlich Trachtenvereine auftraten.

"Ja, mittlerweile haben wir schon ziemlich reduziert, dass die da mitmachen."

Otto Dufter sen., 1. Vorsitzender des Bayerischen Trachtenverbandes. Was heißt reduziert?

"Die Trachtler.
Nehmen nicht mehr daran teil?
Nein."

Es gab Diskussionen.

"Ja, doch, schwere Diskussionen gegeben. Sind heute noch einige uneinsichtig."

Dennoch, die Entscheidung gilt.

"Eben. Ist nichts natürliches mehr, ist alles Playback, was dahinter läuft. Und da muss man Schunkeln und in die Hände klatschen und lauter so Unsinn, der so in Sendungen so gemacht wird. (lacht) Das tut man im Leben einfach nicht. Der Trachtler tut das auf keinen Fall. Und das wird ihm dort diktiert. Das ist meines Erachtens fehl am Platz."

Im "Musikantenstadl" und so werde man "oft als bayerischer Seppl hingestellt, der sich nur von Bier und Schweinshaxe ernährt", beklagte zum Beispiel der gestandene Trachtler Florian Schelle. Und Otto Dufter drohte in einem Brief an die Mitglieder mit Verbandsausschluss, falls sie in solchen Sendungen aufträten: volkstümliche Musik sei "Etikettenschwindel" und gar keine Volksmusik. Und dann diese ewige Marschiererei in den Hallen und Schuhplattler im hohen Gras!

"Bei der Sache ist es ziemlich heiß hergegangen. Die Telefondrähte haben ja geglüht von Hamburg, Berlin bis München. Habe aber so viel Zuspruch gekriegt, dass dieser Zuspruch mich bestärkt hat in der Sache, ganz klar."

Hier, im "Jägerstüberl", beim Stammtisch, am Pfingstsonntag 1883, beim "Alten Wirt" in Bayrischzell, da spürten die Wackeren um Dorfschulmeister Vogl mit der neuen Zeit den "guten Geschmack und die überkommenen Sitten schwinden", wollten dem "Zeitgeist Schranken setzen". Sie erinnern sich, nur noch ein Jäger trug die Lederhose und diese "höchst selten". Also sprach der Dorschulmeister: "Wissts wos, gründ ma an Verein!" Das war die Rettung der Lederhose. Mit Statuten und Paragraphen.

Die Miesbacher Tracht, die sich die Wackeren besorgten, gilt als "das bayerische Nationalkostüm schlechthin". Graue Joppe, schwarze Lederhose – bis zu den Kniescheiben reichend, Kniestrümpfe, Halbschuh und grüner Scheibling, also Hut. Sie ist nicht auf hiesigem Boden gewachsen, sondern der Kleidung von Gastarbeitern nachgeahmt. Heute ist es ein Festtagsgewand.

Es gibt viele "verfälschte Einstellungen zur Tracht", konstatiert das "Trachten-Informationszentrum" in Benediktbeuern. Die Lederhose sei "zur Nationalkleidung stilisiert" worden. Mit den Fremdenverkehrsvereinen "wurde das Lederhosen-Image durchgesetzt". Weiter Zitat: "Irgendwann dann haben die Leute selbst begonnen, zu glauben, dass sie in der Lederhose geboren wurden."

Nun, "Laptop und Lederhose" – ohne Dorfschulmeister Vogl wären die Bayern einen griffigen Slogan los und wohl ein ganz normaler Stamm wie die Sachsen beispielsweise. Das klingt möglicherweise etwas zugespitzt, hat aber was. Und hat nichts gemein mit den trachtigen Inszenierungen in den Medien. So wenig wie ein echter Schuhplattler mit dem "Watsch'ntanz" gemein hat.

In der Volkstrachtenzeitung von 1908 ist mehr als nur ein Vers über die Gründung des "Vereins für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachthale / Bayrischzell" enthalten. In schlichten Worten der Freude heißt es dort: "Kommt a Vogl geflogen / Is a Schullehrer g'west / Hat si kränkt über d´ Moden / Baut der Volkstracht a Nest. / Solche Nester host b'ald d'rauf / Massenhaft im Land g'sehgn / Was der Vogl hat g'schaff'n / Dös sieghst reichli' heut pfleg'n."

"Tracht heißt, ein schönes Gewand tragen, heißt bei uns Tracht. Tracht heißt auch, ich gehöre irgendwo dazu, zu einer Kameradschaft, zu einem Verein, wo sich die Leute untereinander vertragen."

Der Streit zwischen Bayrischzell und Miesbach, wer ist der älteste Trachtenverein, ist einträchtig ausgestanden, obwohl er, wie wir erfuhren, hart und bis ins persönliche gegangen sein soll. Und den Vorwurf, "der Staat handelt kurzsichtig", wird der Bayerische Trachtenverband wohl nicht mehr erheben. Von einer Kürzung der Zuschussgelder für die Trachtler ist jetzt nicht mehr die Rede. Jetzt gilt die Formulierung, die Gelder seien "umgepolt" worden.

Und wir sind wieder in Berlin, im "Hotel Ramada". Der Oberländler Gauverband auf Besuch in der Hauptstadt. Der "Heimat- und Trachtenbote" wird darüber berichten unter der Überschrift "Oberlandler Trachtler platteln im Reichstagsgebäude in Berlin", daneben ein Foto mit plattelnden Trachtlern unter der Glaskuppel des Reichstagsgebäudes. In Lederhosen, versteht sich.


Zitierte Literatur

Zapf, Hans
"Wißts wos, gründ ma an Verein!"
Bayerischer Trachtenverband , 1999

Staudacher, Martin
in: Festschrift "110 Jahre Trachtenverein Bayrischzell"
Trachtenverein Bayrischzell, 1982

Vogl, Josef
"Statuten des Vereins für Erhaltung ..."
Trachtenverein Bayrischzell, 1982

Staudacher, Martin
"Das Bayrischzeller Lied"
in: "90 Jahre Verein zur Erhaltung der Volkstracht im Leitzachtal"
Bayrischzell, 1973

Oberlandler Gauverband (Hrg.)
"Gau-Chronik Oberlandler Gauverband 1899 – 1999"
Chiemgau-Druck, 1999

Maier, Dr. Gerhard
100 Jahre Trachtenverein Miesbach
Mayr Verlag 1986

Holhaider, Hans
"Der Krieg der Trachtler"
"Süddeutsche Zeitung", 10.08.2000, Seite L 10

Eichas, Gerd
in: Heimat- und Volkstracht-Erhaltungsverein Miesbach
Jahresprogramm 2004 / Grußwort

Schäfer, Albert
"Der Zahlenhuber"
in: "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" / 01.02.2004 / Seite 5

Stoermer, Hans.W
"Lederhosen, Gürtel, Ranzen"
Ludwig Verlag, 1986

Lehrer, Hans
"Volkstrachten im Isargau"

Adlmaier / Eicher
"Was will denn die Trachtenbewegung?"
Heimat- und Trachtenbote / Nr. / 01.März 2004 / Seite 1 + 2

Babl & Walter
"Bayerische Seppl ... " & "Beim Musikantenstadl"
in: "MM", 29.10.2003

SZ-Streitgespräch
"Da gibt´s nix Playback"
"Süddeutsche Zeitung, 15./16.11.2003

Unterstöger, Hermann
Da bleiben, und zwar sofort!
Picus Verlag, 2003

McCormack, Richard W.B.
Tief in Bayern
Eichborn Verlag

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege
Trachten in Bayern / Heft 1: Miesbach

Geiger, Stefanie
"Lederhose allein ist noch nicht Tracht!

Volkstrachtenzeitung 1908
"Kommt a Vogl geflogen ..."
Auszug aus "Bayrischzeller Chronik"

Busl, Florian
"Staat handelt kurzsichtig"
in: Heimat- und Trachtenbote / Nr.5 / 01.März 2004 / Seite 2

Finkenzeller / Beck
"Haferlschuhe ..." und "Jammern ..."
"Süddeutsche Zeitung", 19.03.2004, Seite 9 +33

Obermüller, Reiner
"Oberländler Trachtler platteln ...
in: Heimat- und Trachtenbote / Nr.5 / 01.März 2004 / Seite 3