Mit Mac-Book und Latte Macchiato
Das Café St. Oberholz am Rosenthaler Platz in Berlin Mitte: Hierher kommen Freelancer und Kreative zum Arbeiten, hier trifft sich die Berliner Startup-Szene. Was viele nicht wissen, das Café heißt wie sein Betreiber. Ansgar Oberholz hat es vor acht Jahren gegründet. Und nun über die Anfangszeiten ein Buch geschrieben.
"Natürlich geht es mir manchmal auf die Nerven, jedes Klischee geht manchmal auf die Nerven."
Ansgar Oberholz, 40, rotblonde Haare, hohe Stirn, verschmitztes Lächeln.
"Es gibt zum Beispiel den Effekt, dass ich mit Freunden ausgemacht habe, wenn wir abends unterwegs sind, dass ich nur noch mit Vornamen vorgestellt werden, weil das eben sehr erwartbare Reaktionen hervorruft..."
Denn dieser Nachname, Oberholz, der ist schon lange nicht mehr nur einfach sein Nachname. Seit 2005 prangt er auf der Fassade eines Gründerzeitaltbaus am Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte: Café St. Oberholz.
Das zweistöckige Café ist berüchtigt als Heimat der digitalen Bohème. Hier treffen sich Blogger, Startup-Gründer, Kreativ-Arbeiter, sitzen vor ihren Laptops, nutzen das kostenlose Internet und arbeiten hier stundenlang.
Gerade klingt ein "Meet up" aus - bei dem sich einmal im Monat Investoren, Kreative, Programmierer im St. Oberholz treffen und über einem Latte Macchiato austauschen. Ansgar Oberholz steht am Tresen und wechselt ein paar Worte.
"Ich mag unser Publikum. Wenn das St. Oberholz ein normales Café wäre, also die Leute da nicht arbeiten würden, wäre es sehr langweilig und ich wäre nicht mit so viel Enthusiasmus dabei. Das Spannende ist, was macht der dann da gerade am Nebentisch.... Diese Stimmung, dieses Fieberhafte und dieses Inszenierte, ich glaube das ist unser Alleinstellungsmerkmal."
Seit 8 Jahren gibt es das Café am Rosenthaler Platz nun – und einige wichtige Berliner Startups sind hier gegründet worden. Soundcloud zum Beispiel. Von Anfang an wollten Ansgar Oberholz und seine Mitinhaberin Koulla Luca einen Ort zum Arbeiten schaffen. Das lief zu Beginn jedoch nicht sonderlich gut: Der riesige Laden bleibt fast leer, das Geld ist alle, aber die Lieferanten müssen bezahlt werden – und das Bezirksamt besteht darauf, dass eine Personaldusche eingebaut wird. Ansgar Oberholz hat gerade ein Buch geschrieben über diese ersten Jahre.
Mittlerweile ist von den Startschwierigkeiten nichts mehr zu spüren. Das Oberholz ist nicht mehr nur das Café. Im 3.und 4. Stock des Gründerzeitaltbaus am Rosenthaler Platz vermietet Ansgar Oberholz nun Ferienwohnungen, im 2. Stock Arbeitsplätze. Hier gibt es mehrere Zimmer mit Schreibtischen, einen Konferenzraum. Und überall sind die Spuren der Gebrüder Aschinger zu sehen, die in diesem Haus vor 100 Jahren eine ihrer Bierhallen-Filialen betrieben. Zum Beispiel in der Küche:
"So alte Fliesen habe ich in Berlin noch nie gesehen ... Die sind noch original von 1898... Und so nutzt Ansgar Oberholz das Alte, die Geschichte der Aschingers, auf clevere Weise für sein eigenes Konzept. Kontrastiert die alten Räume mit moderner Einrichtung, erzählt von den Angestellten und der Bohème der 20er, von Alfred Döblin, der bei Aschinger eingekehrt ist. Und davon, dass heute am gleichen Ort, die Bohèmiens des 21. Jahrhunderts sitzen.
Dass Ansgar Oberholz lange in der Werbung gearbeitet hat, merkt man dabei schnell. Dabei wollte er eigentlich Musiker werden.
" "Ich habe versucht als Musiker zu leben, Britpop und so. Und dann bin ich Vater geworden und dann war das Musiker-Dasein relativ schnell vorbei."
Aufgewachsen ist Ansgar Oberholz in der Nähe von Trier, nach Berlin kommt er zum Studieren: sechs Semester Mathe, Philosophie und Forensik. Mit der Geburt seines ersten Sohnes sucht er sich dann einen Job, beginnt in einer Werbeagentur zu arbeiten. Dort vermittelt und produziert er vor allem Cover für Bands.
Bis er über die leerstehende Immobilie am Rosenthaler Platz stolpert. Gemeinsam mit Koulla Luca - einer alten Freundin, die schon ein Café betreibt – gründet er das Oberholz. Heute sind beide ein Paar – und eine Patchworkfamilie mit drei Kindern.
"Edgar ist 7, Sami ist 15 und Salia auch, wobei Salia meiner Stieftochter ist.""
Zuhause versuchen Ansgar Oberholz und Koulla Luca möglichst wenig über die Arbeit zu sprechen – und jeden Abend gemeinsam mit den Kindern zu essen.
"Wir haben – ziemlich oldschool – so ne Abendessensregel, da müssen alle da sein, auch die Teenies und da müssen alle dabei sein, auch wenn sie 'überhaupt kein Hunger haben' und dann doch was essen... Dann sitzen alle beisammen. Es ist ein wichtiger Ort, wo nicht über die Arbeit gesprochen wird, wo kein Telefon am Tisch sein darf, was für uns und die Teenies wichtig ist..."
Ansgar Oberholz und Koulla Luca haben sich die Arbeit aufgeteilt, sie ist für das gastronomische Tagesgeschäft zuständig, er managt den Laden. Zuhause sei das ähnlich, sagt der 40-Jährige. Er sei für Miete, Versicherungen, Organisation zuständig, während sie meistens koche.
Eine Familie und ein Café zu haben - Ansgar Oberholz findet, dass sich das in vielen Situationen ganz ähnlich anfühle.
"Wir haben Mitarbeiter, die sind 19. Die sind 3,5 Jahre älter als mein Sohn und dann kann ich, was ich an Grenzen setzen bei nem Pubertierenden gelernt habe, da anwenden... und wir haben auch oft das Gefühl, das viele Mitarbeiter Kinder sind, das klingt vielleicht pathetisch, Freunde vielleicht. Aber man kann aus beiden Bereichen viel mitnehmen."
Geschichten rund um seine Mitarbeiter und sein Café schreibt Ansgar Oberholz schon seit langem im Blog des Cafés auf, nun ist sein erstes Buch entstanden. Und vielleicht gibt es bald ein zweites, sagt Ansgar Oberholz lachend. Über Patchworkfamilien.
Ansgar Oberholz, 40, rotblonde Haare, hohe Stirn, verschmitztes Lächeln.
"Es gibt zum Beispiel den Effekt, dass ich mit Freunden ausgemacht habe, wenn wir abends unterwegs sind, dass ich nur noch mit Vornamen vorgestellt werden, weil das eben sehr erwartbare Reaktionen hervorruft..."
Denn dieser Nachname, Oberholz, der ist schon lange nicht mehr nur einfach sein Nachname. Seit 2005 prangt er auf der Fassade eines Gründerzeitaltbaus am Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte: Café St. Oberholz.
Das zweistöckige Café ist berüchtigt als Heimat der digitalen Bohème. Hier treffen sich Blogger, Startup-Gründer, Kreativ-Arbeiter, sitzen vor ihren Laptops, nutzen das kostenlose Internet und arbeiten hier stundenlang.
Gerade klingt ein "Meet up" aus - bei dem sich einmal im Monat Investoren, Kreative, Programmierer im St. Oberholz treffen und über einem Latte Macchiato austauschen. Ansgar Oberholz steht am Tresen und wechselt ein paar Worte.
"Ich mag unser Publikum. Wenn das St. Oberholz ein normales Café wäre, also die Leute da nicht arbeiten würden, wäre es sehr langweilig und ich wäre nicht mit so viel Enthusiasmus dabei. Das Spannende ist, was macht der dann da gerade am Nebentisch.... Diese Stimmung, dieses Fieberhafte und dieses Inszenierte, ich glaube das ist unser Alleinstellungsmerkmal."
Seit 8 Jahren gibt es das Café am Rosenthaler Platz nun – und einige wichtige Berliner Startups sind hier gegründet worden. Soundcloud zum Beispiel. Von Anfang an wollten Ansgar Oberholz und seine Mitinhaberin Koulla Luca einen Ort zum Arbeiten schaffen. Das lief zu Beginn jedoch nicht sonderlich gut: Der riesige Laden bleibt fast leer, das Geld ist alle, aber die Lieferanten müssen bezahlt werden – und das Bezirksamt besteht darauf, dass eine Personaldusche eingebaut wird. Ansgar Oberholz hat gerade ein Buch geschrieben über diese ersten Jahre.
Mittlerweile ist von den Startschwierigkeiten nichts mehr zu spüren. Das Oberholz ist nicht mehr nur das Café. Im 3.und 4. Stock des Gründerzeitaltbaus am Rosenthaler Platz vermietet Ansgar Oberholz nun Ferienwohnungen, im 2. Stock Arbeitsplätze. Hier gibt es mehrere Zimmer mit Schreibtischen, einen Konferenzraum. Und überall sind die Spuren der Gebrüder Aschinger zu sehen, die in diesem Haus vor 100 Jahren eine ihrer Bierhallen-Filialen betrieben. Zum Beispiel in der Küche:
"So alte Fliesen habe ich in Berlin noch nie gesehen ... Die sind noch original von 1898... Und so nutzt Ansgar Oberholz das Alte, die Geschichte der Aschingers, auf clevere Weise für sein eigenes Konzept. Kontrastiert die alten Räume mit moderner Einrichtung, erzählt von den Angestellten und der Bohème der 20er, von Alfred Döblin, der bei Aschinger eingekehrt ist. Und davon, dass heute am gleichen Ort, die Bohèmiens des 21. Jahrhunderts sitzen.
Dass Ansgar Oberholz lange in der Werbung gearbeitet hat, merkt man dabei schnell. Dabei wollte er eigentlich Musiker werden.
" "Ich habe versucht als Musiker zu leben, Britpop und so. Und dann bin ich Vater geworden und dann war das Musiker-Dasein relativ schnell vorbei."
Aufgewachsen ist Ansgar Oberholz in der Nähe von Trier, nach Berlin kommt er zum Studieren: sechs Semester Mathe, Philosophie und Forensik. Mit der Geburt seines ersten Sohnes sucht er sich dann einen Job, beginnt in einer Werbeagentur zu arbeiten. Dort vermittelt und produziert er vor allem Cover für Bands.
Bis er über die leerstehende Immobilie am Rosenthaler Platz stolpert. Gemeinsam mit Koulla Luca - einer alten Freundin, die schon ein Café betreibt – gründet er das Oberholz. Heute sind beide ein Paar – und eine Patchworkfamilie mit drei Kindern.
"Edgar ist 7, Sami ist 15 und Salia auch, wobei Salia meiner Stieftochter ist.""
Zuhause versuchen Ansgar Oberholz und Koulla Luca möglichst wenig über die Arbeit zu sprechen – und jeden Abend gemeinsam mit den Kindern zu essen.
"Wir haben – ziemlich oldschool – so ne Abendessensregel, da müssen alle da sein, auch die Teenies und da müssen alle dabei sein, auch wenn sie 'überhaupt kein Hunger haben' und dann doch was essen... Dann sitzen alle beisammen. Es ist ein wichtiger Ort, wo nicht über die Arbeit gesprochen wird, wo kein Telefon am Tisch sein darf, was für uns und die Teenies wichtig ist..."
Ansgar Oberholz und Koulla Luca haben sich die Arbeit aufgeteilt, sie ist für das gastronomische Tagesgeschäft zuständig, er managt den Laden. Zuhause sei das ähnlich, sagt der 40-Jährige. Er sei für Miete, Versicherungen, Organisation zuständig, während sie meistens koche.
Eine Familie und ein Café zu haben - Ansgar Oberholz findet, dass sich das in vielen Situationen ganz ähnlich anfühle.
"Wir haben Mitarbeiter, die sind 19. Die sind 3,5 Jahre älter als mein Sohn und dann kann ich, was ich an Grenzen setzen bei nem Pubertierenden gelernt habe, da anwenden... und wir haben auch oft das Gefühl, das viele Mitarbeiter Kinder sind, das klingt vielleicht pathetisch, Freunde vielleicht. Aber man kann aus beiden Bereichen viel mitnehmen."
Geschichten rund um seine Mitarbeiter und sein Café schreibt Ansgar Oberholz schon seit langem im Blog des Cafés auf, nun ist sein erstes Buch entstanden. Und vielleicht gibt es bald ein zweites, sagt Ansgar Oberholz lachend. Über Patchworkfamilien.