Mit massiven Nebenwirkungen
Der Konzern Monsanto machte bereits in den 70er-Jahren Negativschlagzeilen. Obwohl dem US-Multi die Gefahren seiner Chemieprodukte bekannt waren, wurden die Verbraucher nicht gewarnt. Monsanto schwieg, vertuschte und log. Daran hat sich bis heute offenbar nichts geändert, wie Marie-Monique Robin in ihrem Buch "Mit Gift und Genen" über den inzwischen größten Saatguthersteller der Welt zeigt.
Es ist eines dieser Sachbücher, die man kaum lesen kann, ohne kalte Wut über das Versagen der Politik oder vielmehr ihre Willfährigkeit gegenüber massiver Wirtschaftsmacht zu empfinden. Die Rede ist von dem amerikanischen Chemiekonzern Monsanto, inzwischen der größte Saatguthersteller weltweit. Ihm wirft die französische Journalistin vor, seit Jahrzehnten zu lügen, zu betrügen und nicht nur die amerikanische, sondern auch die weltweite Öffentlichkeit mit allen legalen und illegalen Tricks zu manipulieren. Wie sie zeigt, scheut Monsanto vor keiner Verleumdung zurück, unterdrückt missliebige Daten, diskreditiert Kritiker. Und der Konzern weiß genau, was er tut: Interne Firmenpapiere lassen daran keinerlei Zweifel. An Beweisen jedenfalls fehlt es Marie-Monique Robin nicht. Sie hat tausende Dokumente durchforstet, mit zahllosen Experten gesprochen, dutzende Betroffene interviewt. Schwierige Fachbegriffe aus Chemie und Gentechnik hat sie in verständliche Alltagssprache übersetzt. Ihr Bericht liest sich wie eine spannende Reportage und das liegt sicherlich auch daran, dass das Buch aus Recherchen hervorgegangen ist, die sie für eine Filmdokumentation über Monsanto unternahm.
In der Kritik steht der Multi spätestens seit den siebziger Jahren. Monsanto geriet damals in die Schlagzeilen, weil der Konzern, einer der großen US-Hersteller von PCBs, polychlorierten Biphenylen, zwar frühzeitig von der Giftigkeit dieser Substanzen erfahren hatte, aber niemanden warnte, vielmehr, so Marie-Monique Robin, alles unternahm, um die Gefahren zu vertuschen. Das kam letztendlich teuer zu stehen. Monsanto wurde zu einer der höchsten Entschädigungssummen verurteilt, die ein Industrieunternehmen in den USA je zahlen musste: 700 Millionen Dollar.
Der Konzern scheint daraus nichts gelernt zu haben. Marie-Monique Robin beschreibt, wie der Konzern immer wieder versucht hat, fatale Nebenwirkungen zu verschweigen – auch bei seinen jüngsten Produkten: dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup und den genetisch veränderten Pflanzen: Soja-Bohnen, Baumwolle, Raps oder Mais. Welche verheerenden Folgen deren Anbau haben kann, zeigt die Autorin am Beispiel Argentinien, Paraguay und Indien.
Natürlich bestreitet Monsanto alle diese Vorwürfe. Laut der Autorin bedient sich das Unternehmen dabei stets derselben Strategien: Die eigenen wissenschaftlichen Studien werden so manipuliert, dass sie Unbedenklichkeit konstatieren. Kritische Ergebnisse unabhängiger Studien werden durch firmennahe Wissenschaftler mies gemacht, die Kollegen diffamiert. Selbst renommierte Wissenschaftszeitschriften knicken vor Monsanto ein. Dennoch hat es immer wieder Wissenschaftler, Behördenmitarbeiter und Journalisten gegeben, die Monsantos Manipulationen an die Öffentlichkeit brachten.
Schockierend ist in allen Fällen das Verhalten der zuständigen US-Behörden. Wie Robin anhand interner Dokumente nachweist, ignorierten sie systematisch Warnungen, unterdrückten behördenintern Kritik, beschlossen Regulierungen, die dem Konzern strenge Überprüfungen ersparten. Das totale Versagen der amerikanischen Kontrollbehörden verwundert sie nicht, denn zwischen den Ämtern und Monsanto herrscht ein reger Mitarbeitertausch. Schlimm ist nur, dass die Weltgesundheitsorganisation und auch die EU einige der amerikanischen Regeln übernommen haben, ohne sie noch einmal zu überprüfen. Ein fataler Leichtsinn, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen. Gentechnik birgt viele Gefahren.
Marie-Monique Robins Report liest sich wie ein Krimi. Seine Quintessenz: Monsantos Wirtschaftsmacht ist zu einer Bedrohung weltweit geworden.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Marie-Monique Robin: Mit Gift und Genen – Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert
Aus dem Französischen Dagmar Mallett
DVA 2008
463 Seiten, 19,95 Euro
In der Kritik steht der Multi spätestens seit den siebziger Jahren. Monsanto geriet damals in die Schlagzeilen, weil der Konzern, einer der großen US-Hersteller von PCBs, polychlorierten Biphenylen, zwar frühzeitig von der Giftigkeit dieser Substanzen erfahren hatte, aber niemanden warnte, vielmehr, so Marie-Monique Robin, alles unternahm, um die Gefahren zu vertuschen. Das kam letztendlich teuer zu stehen. Monsanto wurde zu einer der höchsten Entschädigungssummen verurteilt, die ein Industrieunternehmen in den USA je zahlen musste: 700 Millionen Dollar.
Der Konzern scheint daraus nichts gelernt zu haben. Marie-Monique Robin beschreibt, wie der Konzern immer wieder versucht hat, fatale Nebenwirkungen zu verschweigen – auch bei seinen jüngsten Produkten: dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup und den genetisch veränderten Pflanzen: Soja-Bohnen, Baumwolle, Raps oder Mais. Welche verheerenden Folgen deren Anbau haben kann, zeigt die Autorin am Beispiel Argentinien, Paraguay und Indien.
Natürlich bestreitet Monsanto alle diese Vorwürfe. Laut der Autorin bedient sich das Unternehmen dabei stets derselben Strategien: Die eigenen wissenschaftlichen Studien werden so manipuliert, dass sie Unbedenklichkeit konstatieren. Kritische Ergebnisse unabhängiger Studien werden durch firmennahe Wissenschaftler mies gemacht, die Kollegen diffamiert. Selbst renommierte Wissenschaftszeitschriften knicken vor Monsanto ein. Dennoch hat es immer wieder Wissenschaftler, Behördenmitarbeiter und Journalisten gegeben, die Monsantos Manipulationen an die Öffentlichkeit brachten.
Schockierend ist in allen Fällen das Verhalten der zuständigen US-Behörden. Wie Robin anhand interner Dokumente nachweist, ignorierten sie systematisch Warnungen, unterdrückten behördenintern Kritik, beschlossen Regulierungen, die dem Konzern strenge Überprüfungen ersparten. Das totale Versagen der amerikanischen Kontrollbehörden verwundert sie nicht, denn zwischen den Ämtern und Monsanto herrscht ein reger Mitarbeitertausch. Schlimm ist nur, dass die Weltgesundheitsorganisation und auch die EU einige der amerikanischen Regeln übernommen haben, ohne sie noch einmal zu überprüfen. Ein fataler Leichtsinn, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen. Gentechnik birgt viele Gefahren.
Marie-Monique Robins Report liest sich wie ein Krimi. Seine Quintessenz: Monsantos Wirtschaftsmacht ist zu einer Bedrohung weltweit geworden.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Marie-Monique Robin: Mit Gift und Genen – Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert
Aus dem Französischen Dagmar Mallett
DVA 2008
463 Seiten, 19,95 Euro