Mit Protestsongs gegen Donald Trump

"Don't wanna be an American idiot"

Billie Joe Armstrong von der US-Punkband Green Day steht auf einer Konzertbühne und reckt eine Faust hoch.
Sänger Billie Joe Armstong von der Punkband Green Day © imago / Roberto Finizio / Pacific Press
Christian Werthschulte im Gespräch mit Timo Grampes |
In England ist der 14 Jahre alte Green Day-Song "American Idiot" wieder in den Charts und Eminem rappt "we fuckin' hate Trump". Nicht der einzige popkulturelle Widerstand gegen den amerikanischen Präsidenten. Doch bringt der überhaupt etwas?
"Don't wanna be an American idiot/
Don't want a nation under the new media/
And can you hear the sound of hysteria?/
The subliminal mind-fuck America."
In England haben Trump-Kritiker den 14 Jahre alten Punk-Song von Green Day in die Charts gepusht.
Songs zu bestimmten Anlässen wieder in die Charts zu bringen, hat dort schon Tradition, erzählt Journalist Christian Werthschulte.
"Und jetzt gerade hat es damit zu tun, dass es eine sehr breite Bewegung gegen Donald Trump gibt. Die schließt unter anderem die Labour-Party mit ein."
So genehmigte der Londoner Bürgermeister Sadique Khan höchstpersönlich, dass ein großer Ballon, der Donald Trump als Baby mit Windeln zeigt, über London fliegen darf.
Das Trump-Baby ist nicht der einzige popkulturelle Widerstand gegen den Politiker. Sasha Baron Cohen alias Borat bringt einen fiktionalen Trump-Dokumentarfilm heraus. Und Eminem zeigte Donald Trump in einem Musikvideo den Stinkefinger. Christian Werthschulte meint:
"Das ist dann auch ein Protest, der sich dann auch sozusagen Mittel sucht, die jetzt erstmal keine hochkulturellen oder diplomatischen Mittel sind, sondern es ist ein Massenprotest."

Protestsong in der Dauerschleife

Nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde, spielte eine amerikanische Radiostation in den Südstaaten den ganzen Tag einen Song, der nur daraus bestand, dass zwei Rapper singen: Fuck Donald Trump! Fuck Donald Trump!
"Hier wird eine Bevölkerung angesprochen, die eh gegen Donald Trump ist und die sich quasi mit diesem Song ihrer selbst auch so ein bisschen versichert. Es geht also darum, sich selber wiederzufinden, ein bisschen die Ohnmacht, die nach der Wahl geherrscht hat, auszudrücken, mit einer so klaren Message zu überbrücken."
Das Problem dabei sei, sagt Werthschulte, dass in diesem Fall der Protest unter sich bleibe. Ganz anders sei der popkulturelle Protest des Rappers Eminem einzuordnen:
"Donald Trump gilt ja als der Präsident der White Working Class, der abgehängten Weißen. Interessanterweise kommt Eminem genau aus dieser White Working Class aus Detroit und er sagt halt: Nee, ich bin kein Unterstützer von Trump. Und auch Detroit ist es nicht mit seiner großen Arbeiterklassentradition."
Doch wird der popkulturelle Protest von Trump überhaupt wahrgenommen? Werthschulte ist davon überzeugt:
"Bei Donald Trump kommt er auf jeden Fall an, denn Donald Trump ist jemand, der sehr stark auf seine Außenwirkung fixiert ist. Er nimmt das auch auf: Seien es kritische Presseberichte, seien es Prominente, die sich kritisch über ihn äußern, er nimmt das auf, er tweetet darüber. Und so versucht er dann, den Protest gegen sich in Argumente für sich umzuwandeln."
Doch haben Protestsongs überhaupt das Potential, politisch und gesellschaftlich etwas zu bewirken? Christian Werthschulte ist da skeptisch:
"Ich glaube nicht, dass Protestsongs von sich aus wirken. Protestsongs sind dann wirksam, wenn sie eine starke Bewegung haben, die dahinter steckt. Und diese Bewegung sich in einem bestimmten Sound wiederfindet und sagt, das ist der Sound, mit dem wir unseren Protest ausdrücken. Weil wenn diese Bewegungen schwach sind, dann kann auch ein Song alleine nichts ausrichten."
(mw)
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