Mit Sicherheit vernetzt
Fast sechs Millionen Schüler nutzen das Onlinenetzwerk schülerVZ. Experten schätzen, dass mehr als die Hälfte von ihnen dabei schon negative Erfahrungen gemacht hat. An einem Gymnasium in Oberhausen sollen die Kinder nun lernen, wie sie sich auf der Plattform sicher bewegen.
"Gut ist, dass man eben mit Freunden chatten kann, denen Nachrichten schreiben kann/ und auch lustige Spiele / und dass man sich selbst auch so ein bisschen darstellen kann/ und man weiß immer, was die Leute gerade machen."
Eine schöne virtuelle Welt, finden Annika, Jan, Franziska und Chantal, in der sich inzwischen fast sechs Millionen 12- bis 21-jährige Schüler tummeln. Für Ältere ist schülerVZ verboten. Doch es gibt auch Schattenseiten.
"Eigentlich können sich da alle einloggen, die wollen, falsches Alter eingeben und so/ Dass da viel Missbrauch stattfindet, das finde ich schade. / Meiner Schwester ist passiert, dass sich jemand auf ihr Profil reingehackt hat und dann Nachrichten über die geschrieben hat/ Es wurden ganz viele Fotos von mir bearbeitet und bei schülerVZ reingestellt. Es war nicht schön, davor zu sitzen und nicht zu wissen, was man machen soll."
Leider keine Einzelfälle. Immer wieder kommt es vor, dass Mitglieder des virtuellen Netzwerkes per Email gehänselt und verhöhnt werden. Cyber-Mobbing, nennt sich das dann, erklärt Marco Fileccia, Lehrer am Elsa-Brändström-Gymnasium in Oberhausen.
"Wenn ich gemobbt werde in der Schule zum Beispiel, dann passiert das in der Pause oder auf dem Schulweg. Übers Internet, übers Handy kann ich 24 Stunden am Tag gemobbt werden. Oder wenn irgendwelche Fotos von mir auftauchen oder Videos auftauchen, dann weiß ich nie, wer die denn eigentlich schon gesehen hat. Das heißt die Verbreitung ist eine ganz andere. Die Schnelligkeit, mit der so etwas rumgeht, ist auch eine ganz andere. Das heißt, es gibt schon einen qualitativen Unterschied zwischen Cyber-Mobbing und Mobbing."
"Mobbing ist halt immer mit gravierenden Folgen für die Opfer und ist dann sozusagen noch einmal potenziert durch die technischen Möglichkeiten, die ich habe."
Um sich vor Cyber-Mobbing schützen zu können, muss man jedoch wissen, wie man sich sicher in den virtuellen Welten bewegt, sagt Marco Fileccia. Deshalb gründete der Informatik- und Biologie-Lehrer gemeinsam mit der Referendarin Tina Dietrich das Projekt "schülerVZ-Scouts", in dem Jugendliche der Klassen 8 und 9 ausgebildet werden, um jüngere Schüler bei ihrem Weg ins Netz zu beraten.
"Also da steht dann wirklich jemand, der ist zwei Jahre älter als man selbst. Und wenn man das von dem erklärt bekommt, ist es natürlich viel besser und auch nachvollziehbarer, weil ein Sechstklässler sagt sich natürlich auch: Wieso soll Frau Dietrich mir das erklären, die ist ja nicht mal im schülerVZ. Und bei diesem peer-to-peer-Projekt ist es wirklich so, Schüler sind für Schüler da."
Die Lehrer übernehmen lediglich die Ausbildung der Scouts und stehen zur Verfügung, wenn auch die mal nicht weiter wissen. 20 Schüler opferten dafür einen Teil ihrer Freizeit und lernten fünf Tage lang, wie man sich in der Online-Welt von schülerVZ sicher bewegt. Auf dem Programm standen auch Themen, die Jugendliche sonst erfahrungsgemäß eher ignorieren, berichten die frisch gebackenen Scouts Franziska und Adriane, 14 und 16 Jahre alt.
"Datenschutz, so gegen Cyber-Mobbing ein Rollenspiel gemacht./ Auch wie wir die Passwörter gestalten sollen, damit die sicher sind. / Also ich glaub, die meisten Scouts hatten die AGBs nie gelesen, und wir haben sie dann selber gelesen und haben sie dann auch bearbeitet/ ja weil da viele
Sachen drin stehen, die man beachten sollte, und man weiß, was man machen darf, und was nicht."
Der 14 Jahre alte Tim und der 15-jährige Malte betonen, dass sie bei der Ausbildung zum schülerVZ-Scout selbst noch einiges gelernt haben.
"Ich hab auch, als wir die schülerVZ-Ausbildung fast beendet haben, meine Seite noch einmal komplett verändert, weil da viele Sachen waren, die ich selber falsch gemacht hab./ Ich fand am interessantesten, wie die Urheberrechte von Bildern im Internet aussehen, also man darf die meisten Bilder ja gar nicht reinstellen. Das habe ich immer falsch gemacht."
Inzwischen sind die Scouts kleine Experten rund um das social networt und geben ihr Wissen in Einzelgesprächen und Informationsveranstaltungen an die Schüler der Klassen 5 und 6 weiter. Dabei fordern sie die jüngeren Schüler unter anderem auf, ein Plakat mit persönlichen Daten und Foto zu erstellen.
"Und die haben wir dann später draußen an den Zaun gehängt, aber nur die, die wollten. Und dann haben wir die eine Pause dort hängen gelassen."
Die 12-jährige Chantal hat ihr Plakat an den Schulzaun gehängt und sich zunächst nicht viel dabei gedacht. Doch dann wurde ihr schon ein wenig mulmig, sagt sie.
"Ja, es war schon merkwürdig alle konnten das natürlich lesen, auch Sachen, die eigentlich nicht jeder wissen sollte. Telefonnummern oder wo man wohnt oder Email-Adresse, all so was."
Die Scouts machen so den schülerVZ-Neulingen eindrücklich klar, dass ihre persönlichen Daten auch im Internet für nahezu jeden sichtbar sind. Chantal hat das ziemlich beeindruckt.
"Dass das so ganz öffentlich ist, wusste ich nicht. Aber ich fands schon gut, weil man auch Sachen gelernt hat, die man vielleicht vorher nicht wusste und dass man jetzt auch anders mit schülerVZ umgeht."
Ziel erreicht, freut sich Referendarin Tina Dietrich. Und dass Chantal keine Ausnahme ist, belegen die Feedback-Bögen, die die Schüler ausgefüllt haben.
"80 Prozent der Schüler würden jetzt sagen, wenn ich irgendwas habe, gehe ich zu den Scouts, es muss mir nichts peinlich sein. In den Feedback-Bögen hat man auch rausgehört, dass einige, die noch nicht drin sind in schülerVZ, also die paar, die es noch gibt, sich jetzt anmelden würden, weil sie jetzt eine gewisse Sicherheit haben. Also war wirklich ein sehr, sehr positives Feedback."
Inzwischen kommen immer mehr Anfragen von Kollegen, die wissen möchten, wie sie die Scouts auch an ihrer Schule einführen können. Die Oberhausener Lehrer stehen dann gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Für die Scouts am Elsa-Brändström-Gymnasium hat Marco Fileccia derweil schon eine neue Idee.
"Insgesamt müsste man mal überlegen, ob man den schülerVZ-Scout nicht weiterentwickelt zu einem Medien-Scout, ob man so ein Thema wie Handy oder Computerspiele noch dazu nimmt, so dass sie lernen, dass sie lernen, das vernünftig zu benutzen, also fit werden, sich in dieser Welt zu bewegen."
Eine schöne virtuelle Welt, finden Annika, Jan, Franziska und Chantal, in der sich inzwischen fast sechs Millionen 12- bis 21-jährige Schüler tummeln. Für Ältere ist schülerVZ verboten. Doch es gibt auch Schattenseiten.
"Eigentlich können sich da alle einloggen, die wollen, falsches Alter eingeben und so/ Dass da viel Missbrauch stattfindet, das finde ich schade. / Meiner Schwester ist passiert, dass sich jemand auf ihr Profil reingehackt hat und dann Nachrichten über die geschrieben hat/ Es wurden ganz viele Fotos von mir bearbeitet und bei schülerVZ reingestellt. Es war nicht schön, davor zu sitzen und nicht zu wissen, was man machen soll."
Leider keine Einzelfälle. Immer wieder kommt es vor, dass Mitglieder des virtuellen Netzwerkes per Email gehänselt und verhöhnt werden. Cyber-Mobbing, nennt sich das dann, erklärt Marco Fileccia, Lehrer am Elsa-Brändström-Gymnasium in Oberhausen.
"Wenn ich gemobbt werde in der Schule zum Beispiel, dann passiert das in der Pause oder auf dem Schulweg. Übers Internet, übers Handy kann ich 24 Stunden am Tag gemobbt werden. Oder wenn irgendwelche Fotos von mir auftauchen oder Videos auftauchen, dann weiß ich nie, wer die denn eigentlich schon gesehen hat. Das heißt die Verbreitung ist eine ganz andere. Die Schnelligkeit, mit der so etwas rumgeht, ist auch eine ganz andere. Das heißt, es gibt schon einen qualitativen Unterschied zwischen Cyber-Mobbing und Mobbing."
"Mobbing ist halt immer mit gravierenden Folgen für die Opfer und ist dann sozusagen noch einmal potenziert durch die technischen Möglichkeiten, die ich habe."
Um sich vor Cyber-Mobbing schützen zu können, muss man jedoch wissen, wie man sich sicher in den virtuellen Welten bewegt, sagt Marco Fileccia. Deshalb gründete der Informatik- und Biologie-Lehrer gemeinsam mit der Referendarin Tina Dietrich das Projekt "schülerVZ-Scouts", in dem Jugendliche der Klassen 8 und 9 ausgebildet werden, um jüngere Schüler bei ihrem Weg ins Netz zu beraten.
"Also da steht dann wirklich jemand, der ist zwei Jahre älter als man selbst. Und wenn man das von dem erklärt bekommt, ist es natürlich viel besser und auch nachvollziehbarer, weil ein Sechstklässler sagt sich natürlich auch: Wieso soll Frau Dietrich mir das erklären, die ist ja nicht mal im schülerVZ. Und bei diesem peer-to-peer-Projekt ist es wirklich so, Schüler sind für Schüler da."
Die Lehrer übernehmen lediglich die Ausbildung der Scouts und stehen zur Verfügung, wenn auch die mal nicht weiter wissen. 20 Schüler opferten dafür einen Teil ihrer Freizeit und lernten fünf Tage lang, wie man sich in der Online-Welt von schülerVZ sicher bewegt. Auf dem Programm standen auch Themen, die Jugendliche sonst erfahrungsgemäß eher ignorieren, berichten die frisch gebackenen Scouts Franziska und Adriane, 14 und 16 Jahre alt.
"Datenschutz, so gegen Cyber-Mobbing ein Rollenspiel gemacht./ Auch wie wir die Passwörter gestalten sollen, damit die sicher sind. / Also ich glaub, die meisten Scouts hatten die AGBs nie gelesen, und wir haben sie dann selber gelesen und haben sie dann auch bearbeitet/ ja weil da viele
Sachen drin stehen, die man beachten sollte, und man weiß, was man machen darf, und was nicht."
Der 14 Jahre alte Tim und der 15-jährige Malte betonen, dass sie bei der Ausbildung zum schülerVZ-Scout selbst noch einiges gelernt haben.
"Ich hab auch, als wir die schülerVZ-Ausbildung fast beendet haben, meine Seite noch einmal komplett verändert, weil da viele Sachen waren, die ich selber falsch gemacht hab./ Ich fand am interessantesten, wie die Urheberrechte von Bildern im Internet aussehen, also man darf die meisten Bilder ja gar nicht reinstellen. Das habe ich immer falsch gemacht."
Inzwischen sind die Scouts kleine Experten rund um das social networt und geben ihr Wissen in Einzelgesprächen und Informationsveranstaltungen an die Schüler der Klassen 5 und 6 weiter. Dabei fordern sie die jüngeren Schüler unter anderem auf, ein Plakat mit persönlichen Daten und Foto zu erstellen.
"Und die haben wir dann später draußen an den Zaun gehängt, aber nur die, die wollten. Und dann haben wir die eine Pause dort hängen gelassen."
Die 12-jährige Chantal hat ihr Plakat an den Schulzaun gehängt und sich zunächst nicht viel dabei gedacht. Doch dann wurde ihr schon ein wenig mulmig, sagt sie.
"Ja, es war schon merkwürdig alle konnten das natürlich lesen, auch Sachen, die eigentlich nicht jeder wissen sollte. Telefonnummern oder wo man wohnt oder Email-Adresse, all so was."
Die Scouts machen so den schülerVZ-Neulingen eindrücklich klar, dass ihre persönlichen Daten auch im Internet für nahezu jeden sichtbar sind. Chantal hat das ziemlich beeindruckt.
"Dass das so ganz öffentlich ist, wusste ich nicht. Aber ich fands schon gut, weil man auch Sachen gelernt hat, die man vielleicht vorher nicht wusste und dass man jetzt auch anders mit schülerVZ umgeht."
Ziel erreicht, freut sich Referendarin Tina Dietrich. Und dass Chantal keine Ausnahme ist, belegen die Feedback-Bögen, die die Schüler ausgefüllt haben.
"80 Prozent der Schüler würden jetzt sagen, wenn ich irgendwas habe, gehe ich zu den Scouts, es muss mir nichts peinlich sein. In den Feedback-Bögen hat man auch rausgehört, dass einige, die noch nicht drin sind in schülerVZ, also die paar, die es noch gibt, sich jetzt anmelden würden, weil sie jetzt eine gewisse Sicherheit haben. Also war wirklich ein sehr, sehr positives Feedback."
Inzwischen kommen immer mehr Anfragen von Kollegen, die wissen möchten, wie sie die Scouts auch an ihrer Schule einführen können. Die Oberhausener Lehrer stehen dann gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Für die Scouts am Elsa-Brändström-Gymnasium hat Marco Fileccia derweil schon eine neue Idee.
"Insgesamt müsste man mal überlegen, ob man den schülerVZ-Scout nicht weiterentwickelt zu einem Medien-Scout, ob man so ein Thema wie Handy oder Computerspiele noch dazu nimmt, so dass sie lernen, dass sie lernen, das vernünftig zu benutzen, also fit werden, sich in dieser Welt zu bewegen."