Mit Sprache bebildern
Emine Sevgi Özdamar ist eine der Autorinnen von "Odyssee Europa". Im Rahmen dieses Projekts haben mehrere Theater von "Ruhr 2010" sechs europäische Autoren eingeladen, Homers Heldendichtung neu zu erzählen. Am 28. Februar zeigt das Schlosstheater Moers erstmals "Perikızı. Ein Traumspiel" von Emine Sevgi Özdamar.
"Emine Sevgi Özdamar. Sevgi bedeutet die Liebe, das ist mein Vorname, Emine ist eine Person, der du vertrauen kannst. Liebe Özdamar, liebe, tiefe, echte Ader. Özdamar."
Emine Sevgi Özdamar hat ein klassisches Gesicht mit langer, gerader Nase und lächelnden Augen. Die dunklen und grauen Haare fallen tief auf den Rücken. Genauso wie auf älteren Fotos. Da klatscht sie in die Hände, trägt Latzhosen und lässt ihre Zigarette aus dem Mund hängen wie ein Kerl in einem Nouvelle-Vague-Film. Als Künstlerin wird sie meistens mit dem Doppel-Adjektiv "deutsch-türkisch" beschrieben - es haftet wie ein Etikett an ihr:
"Was sollen die Menschen sagen? Türkischer Herkunft, deutsche Schriftstellerin oder deutsche Schriftstellerin. Das ist unwichtig. Wenn ich merke, dass meine Leser mich lieben, das ist sehr schön, ist egal, wie man dann beschrieben wird."
Immer wieder schreibt Emine Sevgi Özdamar über Migration. Auch in ihrem neusten Drama "Perikızı. Ein Traumspiel", das an Homers Irrfahrten des Odysseus angelehnt ist. Perikızı, auf deutsch Feenkind, geht durch einen Spiegel, hinter dem Europa liegt.
Im Januar dieses Jahres erhielt die Autorin den Carl-Zuckmayer-Preis für ihre Literatur, die - so die Laudatio - einen Beitrag zu mehr Toleranz zwischen den Kulturen und Religionen leistet.
Emine Sevgi Özdamar nimmt das Buch in die Hand, mit dem 1992 ihre Karriere als Schriftstellerin begonnen hat:
"Weil es Nacht geworden war, saßen alle Frauen mit den Sternen zusammen ..."
Der Roman "Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus einer kam ich rein, aus der anderen ging ich raus" - kurz "Die Karawanserei" - ist ein literarisches Ereignis. Özdamar bebildert das Leben mit Sprache. Sie verwebt die metaphorische türkische Volkssprache der Großmütter und verwebt sie mit eigenen Kindheitserinnerungen zu einem fantastischen Romangespinst - ein literarischer Trip.
"Das Leben ist nicht das, was wir leben, sondern woran wir uns erinnern, das Leben muss ja auch sortieren, was wichtig ist, das hat ja auch mit der Entwicklung einer Person zu tun."
Der zweite Roman "Die Brücke vom goldnen Horn" erzählt deutlich nüchterner, wie die junge Emine in den Sechzigerjahren abenteuerlustig nach Berlin aufbricht. Mit einem der ersten AEG-Züge - als Gastarbeiterin:
"Ich mag das Wort. Ich sehe immer zwei Personen vor mir: Der eine ist Gast und sitzt da und trinkt Tee, der andere arbeitet."
Schon bald schmeißt die junge Türkin den Fabrikjob, lernt deutsch und stürzt sich in das studentenbewegte Berlin der Sechzigerjahre. 1967 geht Emine Sevgi Özdamar wieder nach Istanbul, wird Schauspielerin und kehrt gut zehn Jahre später nach Berlin zurück. Jetzt will sie Brecht spielen, bei Benno Besson und Matthias Langhoff an der Ostberliner Volksbühne:
"Was im Leben so schwer ist, so wie der Tod, die Liebe, Eifersucht Sehnsucht, Trennungen, das ist ja sehr schwer im realen Leben, aber nicht am Theater, du probierst das, den Hass probierst du drei Monate lang, oder du stirbst, und dann stehst du auf, wischt sein Theaterblut ab, und dann geht’s du in die Kantine, machst einen blöden Witz und am nächsten Abend stirbst du wieder."
Ihr Leben ist wie kein anderes in den Siebzigerjahren. Eine türkische Schauspielerin, die in Ostberlin auf der Bühne steht und in Westberlin in einer WG wohnt, immer dazwischen ist. Nein, sagt Emine Sevgi Özdamar, das müssen Sie anders sehen:
"Godard hat einmal gesagt: man muss Vaterland verraten und in ein anderes Land gehen, damit man an zwei Orten sein kann. Hat mir sehr gut gefallen. Man ist nicht in einem anderen Land, sondern gleichzeitig in zwei oder drei oder vier."
Seit den Neunzigerjahren lebt die Schauspielerin Emine Sevgi Özdamar in Berlin. Jetzt ist sie Schriftstellerin. Natürlich schreibt sie auch aus ihrem Leben. Über Deutschland, die Türkei, Migration und Heimat:
"Am meisten habe ich Sehnsucht nach Istanbul in Istanbul, weil diese Sehnsucht ist ja eine Sehnsucht nach der Jugend. Wenn mich jemand fragen würde, was Heimat ist, würde ich sagen: Jugend. Wo du noch eine Zukunft hast, wo alles so magisch ist noch für dich. Die Liebe, Kunst, Schaffen, produktiv sein. Dass Du deine Freunde noch hast, deine Eltern, alle Liebesquellen sind noch da, die sind nicht ausgetrocknet."
Emine Sevgi Özdamar hat ein klassisches Gesicht mit langer, gerader Nase und lächelnden Augen. Die dunklen und grauen Haare fallen tief auf den Rücken. Genauso wie auf älteren Fotos. Da klatscht sie in die Hände, trägt Latzhosen und lässt ihre Zigarette aus dem Mund hängen wie ein Kerl in einem Nouvelle-Vague-Film. Als Künstlerin wird sie meistens mit dem Doppel-Adjektiv "deutsch-türkisch" beschrieben - es haftet wie ein Etikett an ihr:
"Was sollen die Menschen sagen? Türkischer Herkunft, deutsche Schriftstellerin oder deutsche Schriftstellerin. Das ist unwichtig. Wenn ich merke, dass meine Leser mich lieben, das ist sehr schön, ist egal, wie man dann beschrieben wird."
Immer wieder schreibt Emine Sevgi Özdamar über Migration. Auch in ihrem neusten Drama "Perikızı. Ein Traumspiel", das an Homers Irrfahrten des Odysseus angelehnt ist. Perikızı, auf deutsch Feenkind, geht durch einen Spiegel, hinter dem Europa liegt.
Im Januar dieses Jahres erhielt die Autorin den Carl-Zuckmayer-Preis für ihre Literatur, die - so die Laudatio - einen Beitrag zu mehr Toleranz zwischen den Kulturen und Religionen leistet.
Emine Sevgi Özdamar nimmt das Buch in die Hand, mit dem 1992 ihre Karriere als Schriftstellerin begonnen hat:
"Weil es Nacht geworden war, saßen alle Frauen mit den Sternen zusammen ..."
Der Roman "Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus einer kam ich rein, aus der anderen ging ich raus" - kurz "Die Karawanserei" - ist ein literarisches Ereignis. Özdamar bebildert das Leben mit Sprache. Sie verwebt die metaphorische türkische Volkssprache der Großmütter und verwebt sie mit eigenen Kindheitserinnerungen zu einem fantastischen Romangespinst - ein literarischer Trip.
"Das Leben ist nicht das, was wir leben, sondern woran wir uns erinnern, das Leben muss ja auch sortieren, was wichtig ist, das hat ja auch mit der Entwicklung einer Person zu tun."
Der zweite Roman "Die Brücke vom goldnen Horn" erzählt deutlich nüchterner, wie die junge Emine in den Sechzigerjahren abenteuerlustig nach Berlin aufbricht. Mit einem der ersten AEG-Züge - als Gastarbeiterin:
"Ich mag das Wort. Ich sehe immer zwei Personen vor mir: Der eine ist Gast und sitzt da und trinkt Tee, der andere arbeitet."
Schon bald schmeißt die junge Türkin den Fabrikjob, lernt deutsch und stürzt sich in das studentenbewegte Berlin der Sechzigerjahre. 1967 geht Emine Sevgi Özdamar wieder nach Istanbul, wird Schauspielerin und kehrt gut zehn Jahre später nach Berlin zurück. Jetzt will sie Brecht spielen, bei Benno Besson und Matthias Langhoff an der Ostberliner Volksbühne:
"Was im Leben so schwer ist, so wie der Tod, die Liebe, Eifersucht Sehnsucht, Trennungen, das ist ja sehr schwer im realen Leben, aber nicht am Theater, du probierst das, den Hass probierst du drei Monate lang, oder du stirbst, und dann stehst du auf, wischt sein Theaterblut ab, und dann geht’s du in die Kantine, machst einen blöden Witz und am nächsten Abend stirbst du wieder."
Ihr Leben ist wie kein anderes in den Siebzigerjahren. Eine türkische Schauspielerin, die in Ostberlin auf der Bühne steht und in Westberlin in einer WG wohnt, immer dazwischen ist. Nein, sagt Emine Sevgi Özdamar, das müssen Sie anders sehen:
"Godard hat einmal gesagt: man muss Vaterland verraten und in ein anderes Land gehen, damit man an zwei Orten sein kann. Hat mir sehr gut gefallen. Man ist nicht in einem anderen Land, sondern gleichzeitig in zwei oder drei oder vier."
Seit den Neunzigerjahren lebt die Schauspielerin Emine Sevgi Özdamar in Berlin. Jetzt ist sie Schriftstellerin. Natürlich schreibt sie auch aus ihrem Leben. Über Deutschland, die Türkei, Migration und Heimat:
"Am meisten habe ich Sehnsucht nach Istanbul in Istanbul, weil diese Sehnsucht ist ja eine Sehnsucht nach der Jugend. Wenn mich jemand fragen würde, was Heimat ist, würde ich sagen: Jugend. Wo du noch eine Zukunft hast, wo alles so magisch ist noch für dich. Die Liebe, Kunst, Schaffen, produktiv sein. Dass Du deine Freunde noch hast, deine Eltern, alle Liebesquellen sind noch da, die sind nicht ausgetrocknet."