Mit Tarnnetz im Baum
Die TV-Dokumentationsreihe "Wildes Deutschland" zeigt einzigartige Landschaften und deren Tierwelt in unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Den Filmemachern sind beeindruckende Sequenzen gelungen: Der erste Familienausflug einer Dachsfamilie zum Beispiel oder die Paarung von Fischadlern. Solche Aufnahmen sind mühselig und fordern tagelange Geduld.
"Ich habe neulich mal überlegt, wie oft habe ich diese Tasche schon auf und zu gemacht. Das geht in die tausende, das geht ständig, rein raus, rein raus."
Seine 30 bis 40 Kilogramm schwere Kameratasche hat Christoph Hauschild immer dabei, das ist Routine. Oft kehrt er an seine Drehorte - wie hier in den Nationalpark Unteres Odertal - zurück, um sicher zu gehen, dass er keine Spuren hinterlassen hat. In seinem neuen Film über die Uckermark sind Dachse, Füchse und Kraniche die Protagonisten. Auch konnte er eines der 314 noch in Brandenburg heimischen Fischadlerpaare filmen. Nicht ganz einfach, denn Greifvögel sind besonders scheu. Deshalb muss sich der Tierfilmer so genannte Hides - Verstecke - bauen.
"Du musst komplett verschwinden, eins werden mit dem Ganzen. Nur vorne deine Optik guckt raus. Eine Plane drum herum, eine Stoffbahn, blickdicht. Und zum Schluss noch ein Tarnnetz, dass du das Gefühl hast, es ist nicht kantig zu identifizieren. Du siehst eigentlich nur einen dunklen Haufen, der da im Baum ist. Und die Vögel reagieren darauf auch nicht."
Das Fischadler-Brutpaar im Film über die Uckermark suchte sich die oberste Spitze eines Baumes mit dem weitesten Rundblick. Christoph Hauschild musste also die Tarnplattform in 30 Meter Höhe bauen - mit Hilfe von Steigeisen und Seilzügen. Wenn er einmalige Sequenzen einfangen kann, die noch nie zuvor gefilmt wurden, sind das Glücksmomente. An einen anderen Dreh in Norddeutschland erinnert er sich besonders gerne zurück, weil die Aufnahmen so spektakulär waren. In einer Biberburg hat er gedreht.
"Die kriegst du nicht so ohne weiteres auf. Mit Spaten kannst du da auch nicht graben, weil da überall Hölzer liegen. Also Du musst mit kleiner Handsäge und mit kleiner Laubsäge mit Spachtel den Sand wegkratzen. Ich dachte, oh Gott jetzt müssen wir tagelang buddeln, aber innerhalb von einer Stunde waren wir fertig mit Sägen. Wir waren Schweiß gebadet, aber der Anblick hat uns entschädigt. Das war irre. Vor uns lagen 6 kleine Biber zusammengekuschelt, so ganz klein, so was von niedlich, so in Mini-Spielzeugformat."
Tierfilmer zu sein ist für Christoph Hauschild ein Stück weit Selbstverwirklichung. Er liebt die Abwechslung und ist immer noch fasziniert, welch schöne Seiten Deutschland zu bieten hat. Nach dem Dreh draußen in der Natur ist aber die Arbeit für einen Film noch lange nicht vorbei. Gerade bei Aufnahmen mit dem Teleobjektiv geraten selbst empfindliche Mikrofone an ihre Grenzen. Deshalb muss ein Geräuschemeister nach vertonen.
Nobert Schlawin macht genau das seit fast 40 Jahren und hat sein Atelier auf dem Gelände des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg. Hinter einer schweren Studiotür: Reisig, Bambusstangen, Sand- und Kieshaufen, diverse Türrahmen, mehrere durchlöcherte Paar Schuhe, Gläser und Lappen sind Utensilien, die Norbert Schlawin verwendet. Auch Metalldrähte, Dosen und Kronkorken hebt er auf.
"Man schmeißt nichts weg, zumindest wenig und dann musst du halt improvisieren."
Improvisieren und veredeln, genau das macht er. Zu vertonen ist eine Szene, in der ein Fischadler eine Brasse fängt. Praktisch heißt das: Der Geräuschemeister sitzt vor einer großen, mit Wasser gefüllten Badewanne. Darin ein Handtuch und ein Geschirrlappen. Vor ihm ein großer Flachbildschirm, auf dem er die Szene aus dem Film verfolgen kann. Dann wird rhythmisch geplätschert.
Nach der Mischung des Films bleiben oft nur 20 Prozent der Geräusche übrig, sagt Norbert Schlawin. Trotzdem ist der Beruf des Geräuschemachers für ihn einer der abwechslungsreichsten, den er sich vorstellen kann. Der Kontakt zu Mitmenschen kommt im Studio aber definitiv zu kurz.
"Du wirst ja eh zum Eigenbrödler da drin, du sitzt ja immer im Dunkeln. Du bist ja vorne immer alleine, hast nur hier hinten mit deinem Tonmeister Gespräche. Sonst ist es ein sehr einsamer Beruf. Ne, ist ja gut, macht ja auch Spaß. Gibt ganz andere Berufe: Tierfilmer zum Beispiel würde ich nie machen. Mit Höhenangst im Baum sitzen, ne das wäre auch nicht mein Thema."
Christoph Hauschild, der zur Abnahme des Films neben Norbert Schlawin im Geräuschestudio sitzt, schmunzelt und schaut zu ihm rüber. Er muss an einen Dreh denken. Er saß in seinem Tarnversteck hoch oben auf einem Baum, ohne Höhenangst, aber doch mit rasendem Puls.
"Auf einmal wackelte der ganze Baum und ich schaue dann so ganz vorsichtig und einen Spalt von meinem Tarnnetz und schaue da so durch. Da ist der Schwarzstorch genau drei Meter vor mir auf dem Ast gelandet, wo ich mein Versteck hatte und putzt sich. Und da steht einem natürlich der Puls hoch bis zu den Augen, ich stand also völlig unter Strom. Dachte einfach nur, jetzt bloß nicht bewegen."
Seine 30 bis 40 Kilogramm schwere Kameratasche hat Christoph Hauschild immer dabei, das ist Routine. Oft kehrt er an seine Drehorte - wie hier in den Nationalpark Unteres Odertal - zurück, um sicher zu gehen, dass er keine Spuren hinterlassen hat. In seinem neuen Film über die Uckermark sind Dachse, Füchse und Kraniche die Protagonisten. Auch konnte er eines der 314 noch in Brandenburg heimischen Fischadlerpaare filmen. Nicht ganz einfach, denn Greifvögel sind besonders scheu. Deshalb muss sich der Tierfilmer so genannte Hides - Verstecke - bauen.
"Du musst komplett verschwinden, eins werden mit dem Ganzen. Nur vorne deine Optik guckt raus. Eine Plane drum herum, eine Stoffbahn, blickdicht. Und zum Schluss noch ein Tarnnetz, dass du das Gefühl hast, es ist nicht kantig zu identifizieren. Du siehst eigentlich nur einen dunklen Haufen, der da im Baum ist. Und die Vögel reagieren darauf auch nicht."
Das Fischadler-Brutpaar im Film über die Uckermark suchte sich die oberste Spitze eines Baumes mit dem weitesten Rundblick. Christoph Hauschild musste also die Tarnplattform in 30 Meter Höhe bauen - mit Hilfe von Steigeisen und Seilzügen. Wenn er einmalige Sequenzen einfangen kann, die noch nie zuvor gefilmt wurden, sind das Glücksmomente. An einen anderen Dreh in Norddeutschland erinnert er sich besonders gerne zurück, weil die Aufnahmen so spektakulär waren. In einer Biberburg hat er gedreht.
"Die kriegst du nicht so ohne weiteres auf. Mit Spaten kannst du da auch nicht graben, weil da überall Hölzer liegen. Also Du musst mit kleiner Handsäge und mit kleiner Laubsäge mit Spachtel den Sand wegkratzen. Ich dachte, oh Gott jetzt müssen wir tagelang buddeln, aber innerhalb von einer Stunde waren wir fertig mit Sägen. Wir waren Schweiß gebadet, aber der Anblick hat uns entschädigt. Das war irre. Vor uns lagen 6 kleine Biber zusammengekuschelt, so ganz klein, so was von niedlich, so in Mini-Spielzeugformat."
Tierfilmer zu sein ist für Christoph Hauschild ein Stück weit Selbstverwirklichung. Er liebt die Abwechslung und ist immer noch fasziniert, welch schöne Seiten Deutschland zu bieten hat. Nach dem Dreh draußen in der Natur ist aber die Arbeit für einen Film noch lange nicht vorbei. Gerade bei Aufnahmen mit dem Teleobjektiv geraten selbst empfindliche Mikrofone an ihre Grenzen. Deshalb muss ein Geräuschemeister nach vertonen.
Nobert Schlawin macht genau das seit fast 40 Jahren und hat sein Atelier auf dem Gelände des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg. Hinter einer schweren Studiotür: Reisig, Bambusstangen, Sand- und Kieshaufen, diverse Türrahmen, mehrere durchlöcherte Paar Schuhe, Gläser und Lappen sind Utensilien, die Norbert Schlawin verwendet. Auch Metalldrähte, Dosen und Kronkorken hebt er auf.
"Man schmeißt nichts weg, zumindest wenig und dann musst du halt improvisieren."
Improvisieren und veredeln, genau das macht er. Zu vertonen ist eine Szene, in der ein Fischadler eine Brasse fängt. Praktisch heißt das: Der Geräuschemeister sitzt vor einer großen, mit Wasser gefüllten Badewanne. Darin ein Handtuch und ein Geschirrlappen. Vor ihm ein großer Flachbildschirm, auf dem er die Szene aus dem Film verfolgen kann. Dann wird rhythmisch geplätschert.
Nach der Mischung des Films bleiben oft nur 20 Prozent der Geräusche übrig, sagt Norbert Schlawin. Trotzdem ist der Beruf des Geräuschemachers für ihn einer der abwechslungsreichsten, den er sich vorstellen kann. Der Kontakt zu Mitmenschen kommt im Studio aber definitiv zu kurz.
"Du wirst ja eh zum Eigenbrödler da drin, du sitzt ja immer im Dunkeln. Du bist ja vorne immer alleine, hast nur hier hinten mit deinem Tonmeister Gespräche. Sonst ist es ein sehr einsamer Beruf. Ne, ist ja gut, macht ja auch Spaß. Gibt ganz andere Berufe: Tierfilmer zum Beispiel würde ich nie machen. Mit Höhenangst im Baum sitzen, ne das wäre auch nicht mein Thema."
Christoph Hauschild, der zur Abnahme des Films neben Norbert Schlawin im Geräuschestudio sitzt, schmunzelt und schaut zu ihm rüber. Er muss an einen Dreh denken. Er saß in seinem Tarnversteck hoch oben auf einem Baum, ohne Höhenangst, aber doch mit rasendem Puls.
"Auf einmal wackelte der ganze Baum und ich schaue dann so ganz vorsichtig und einen Spalt von meinem Tarnnetz und schaue da so durch. Da ist der Schwarzstorch genau drei Meter vor mir auf dem Ast gelandet, wo ich mein Versteck hatte und putzt sich. Und da steht einem natürlich der Puls hoch bis zu den Augen, ich stand also völlig unter Strom. Dachte einfach nur, jetzt bloß nicht bewegen."