Mit Techno und House um den Globus
Der Kölner DJ Till Rohmann und die Jerusalemer Medienkünstlerin Ronni Shendar bieten der elektronischen Subkultur in Israel ein Forum: Sie kuratieren "C.Sides", das deutsch-israelische "Festival für unabhängige elektronische Musik und kritische Medienkunst". Nun gehen sie auf Welttournee.
Ein Hinterhof in Köln-Ehrenfeld. Einst rauchten hier die Schlote der Helios-AG und trieben die Elektrifizierung Europas voran. Im gewissen Sinne ist das auch Teil der Mission von "C.Sides": "C.Sides-GBR Rohmann und Shendar" steht an der Tür, hinter der eine großzügige, helle und gepflegte Halle wartet.
Ronni Shendar und Till Rohmann brüten über ihren Rechnern. Demnächst gehen die Videokünstlerin und der Klangkünstler auf gemeinsame Tournee – rund um den Globus: In China, Indien, Nord- und Südamerika werden dann Ronni Shendars Visuals und Till Rohmanns Musik einander ergänzen. Vor 20 Jahren hätte Till Rohmann sich nicht träumen lassen, dereinst in Sachen House und Techno um die Welt zu fahren.
"Das ist eine alte Liebe eigentlich, die angefangen hat als Partygänger irgendwann Ende der 80er-Jahre mit den ersten Acid-Partys. Ich komm aus dem Ruhrgebiet und es gab damals eine sehr starke Acid-Szene und eine illegale Partyszene und von da aus ist das dann gewachsen. Erstmal als aktiver Teilnehmer, dann als Organisator und als DJ immer häufiger."
Till Rohmann, Kapuzenpulli über schwarzem Hemd, rot-weiß karierte Skater-Schuhe, ein blonder Scheitel; geboren 1972 in Hattingen. Nach dem Abitur geht er nach Köln. Nicht nur, um Politikwissenschaften zu studieren:
"'91 bin ich nach Köln gezogen und war hier seitdem auch mal mehr, mal weniger aktiv auf dieser Schnittstelle zwischen experimenteller Musik und dem Techno, der seinerzeit aus Köln kam. Da gab es eine Menge interessantes Zeug und eine Menge schöner Clubs."
15 Jahre später produziert der DJ und Clubkultur-Logistiker Till Rohmann schließlich eigene Musik: unter seinem Pseudonym Glitterbug legt er 2008 mit "Supershelter" ein umso reiferes und viel beachtetes erstes Album vor.
Seine Partnerin bei C-Sides, Ronni Shendar, hat er vor gut sieben Jahren in Köln kennengelernt. Die Fotografin aus Jerusalem war damals als Stipendiatin im Rheinland und inspizierte dort die elektronische Musik-Szene. Denn auch sie ist Techno-Veteranin:
"Geboren wurde ich in Israel, aber dann zog meine Familie in die USA – deshalb habe ich auch diesen ziemlich amerikanischen Akzent. Meine ganzen Teenie-Jahre habe ich in Minneapolis verbracht, nicht weit von den Techno-Hochburgen Detroit und Chicago. So kam ich mit 14, 15 mit dieser fazinierenden Welt in Berührung. Und klar, als amerikanisches Vorstadt-Kind liebte ich Musik, alles Mögliche, habe auch versucht Musik zu machen. Aber nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass das wohl nicht die richtige Plattform für mich ist."
Fotographie und Video entdeckt sie schließlich als ihre Medien. 1997 kehrt sie aus den USA nach Israel zurück, wird politisch aktiv und gründet schließlich ein Zentrum für Gegenkultur und -kunst in Jerusalem – elektronische Musik eingeschlossen, erzählt die 30-Jährige mit den dunklen Haaren und der braunen Hornbrille:
"Es gibt ein paar sehr entwickelte Strömungen, zum Beispiel Goa-Trance. Elektronische Musik aus Deutschland, vor allem House-Musik infiltrierte auch die israelische Szene, aber das passierte sehr spät. Und besonders mit Beginn der Zweiten Intifada kam buchstäblich kein ausländischer Künstler mehr nach Israel. Allerdings entwickelte sich durch diese Abschottung eine sehr kleine unabhängige Szene, die dadurch funktionierte, dass Leute mit Passion dahinter standen. Irgendwelche infrastrukturelle Unterstützung gab es nicht."
Da kam Ronni Shendar und Till Rohmann die Idee, mit einem deutsch-israelischen Netzwerk Abhilfe zu schaffen: Im Sommer 2005 kuratierten sie in Jerusalem das erste "Festival für unabhängige elektronische Musik und kritische Medienkunst" – "C.Sides". Inzwischen ist es zu Israels größtem Medienkunstfestival avanciert. Zuletzt lud man nach Tel Aviv und Jaffa. Till Rohmann:
"Natürlich funktioniert so etwas nicht ohne Geld. Wir arbeiten nicht mit kommerziellen Sponsoren zusammen, sondern mit Mitteln etwa vom Goethe-Institut, und egal ob diese Mittel jetzt aus Töpfen des Auswärtigen Amtes kommen, sie ermöglichen uns etwas, was ganz viel mit so einer alten Party-Struktur zu tun hat, weil wir auch sehr nomadisch sind, wir machen das Festival immer an einem anderen Ort."
Ronni Shendar und Till Rohmann wohnen inzwischen gemeinsam in Köln. Nach jahrelangem Pendeln zwischen Israel und Deutschland; nun schätzt das Künstlerpaar die beschauliche rheinische Provinz als Refugium. Und zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten? Für Ronni Shendar mehr ein Prvilieg als ein Risiko.
"Wir haben gemeinsame Auftritte, arbeiten zusammen im Studio. Aber ich fliege regelmäßig nach Israel, Till ist als DJ oft allein unterwegs – und ich habe auch noch andere Projekte, die mit Till nichts zu tun haben"
"What?"
(lacht...)
Tournee-Daten:
11. Juli 2009 - Berlin
17. Jul 2009 - Peking, White Rabbit
12. August 2009 - Köln, Gloria
26. August 2009 - Amsterdam, Melkweg
Ronni Shendar und Till Rohmann brüten über ihren Rechnern. Demnächst gehen die Videokünstlerin und der Klangkünstler auf gemeinsame Tournee – rund um den Globus: In China, Indien, Nord- und Südamerika werden dann Ronni Shendars Visuals und Till Rohmanns Musik einander ergänzen. Vor 20 Jahren hätte Till Rohmann sich nicht träumen lassen, dereinst in Sachen House und Techno um die Welt zu fahren.
"Das ist eine alte Liebe eigentlich, die angefangen hat als Partygänger irgendwann Ende der 80er-Jahre mit den ersten Acid-Partys. Ich komm aus dem Ruhrgebiet und es gab damals eine sehr starke Acid-Szene und eine illegale Partyszene und von da aus ist das dann gewachsen. Erstmal als aktiver Teilnehmer, dann als Organisator und als DJ immer häufiger."
Till Rohmann, Kapuzenpulli über schwarzem Hemd, rot-weiß karierte Skater-Schuhe, ein blonder Scheitel; geboren 1972 in Hattingen. Nach dem Abitur geht er nach Köln. Nicht nur, um Politikwissenschaften zu studieren:
"'91 bin ich nach Köln gezogen und war hier seitdem auch mal mehr, mal weniger aktiv auf dieser Schnittstelle zwischen experimenteller Musik und dem Techno, der seinerzeit aus Köln kam. Da gab es eine Menge interessantes Zeug und eine Menge schöner Clubs."
15 Jahre später produziert der DJ und Clubkultur-Logistiker Till Rohmann schließlich eigene Musik: unter seinem Pseudonym Glitterbug legt er 2008 mit "Supershelter" ein umso reiferes und viel beachtetes erstes Album vor.
Seine Partnerin bei C-Sides, Ronni Shendar, hat er vor gut sieben Jahren in Köln kennengelernt. Die Fotografin aus Jerusalem war damals als Stipendiatin im Rheinland und inspizierte dort die elektronische Musik-Szene. Denn auch sie ist Techno-Veteranin:
"Geboren wurde ich in Israel, aber dann zog meine Familie in die USA – deshalb habe ich auch diesen ziemlich amerikanischen Akzent. Meine ganzen Teenie-Jahre habe ich in Minneapolis verbracht, nicht weit von den Techno-Hochburgen Detroit und Chicago. So kam ich mit 14, 15 mit dieser fazinierenden Welt in Berührung. Und klar, als amerikanisches Vorstadt-Kind liebte ich Musik, alles Mögliche, habe auch versucht Musik zu machen. Aber nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass das wohl nicht die richtige Plattform für mich ist."
Fotographie und Video entdeckt sie schließlich als ihre Medien. 1997 kehrt sie aus den USA nach Israel zurück, wird politisch aktiv und gründet schließlich ein Zentrum für Gegenkultur und -kunst in Jerusalem – elektronische Musik eingeschlossen, erzählt die 30-Jährige mit den dunklen Haaren und der braunen Hornbrille:
"Es gibt ein paar sehr entwickelte Strömungen, zum Beispiel Goa-Trance. Elektronische Musik aus Deutschland, vor allem House-Musik infiltrierte auch die israelische Szene, aber das passierte sehr spät. Und besonders mit Beginn der Zweiten Intifada kam buchstäblich kein ausländischer Künstler mehr nach Israel. Allerdings entwickelte sich durch diese Abschottung eine sehr kleine unabhängige Szene, die dadurch funktionierte, dass Leute mit Passion dahinter standen. Irgendwelche infrastrukturelle Unterstützung gab es nicht."
Da kam Ronni Shendar und Till Rohmann die Idee, mit einem deutsch-israelischen Netzwerk Abhilfe zu schaffen: Im Sommer 2005 kuratierten sie in Jerusalem das erste "Festival für unabhängige elektronische Musik und kritische Medienkunst" – "C.Sides". Inzwischen ist es zu Israels größtem Medienkunstfestival avanciert. Zuletzt lud man nach Tel Aviv und Jaffa. Till Rohmann:
"Natürlich funktioniert so etwas nicht ohne Geld. Wir arbeiten nicht mit kommerziellen Sponsoren zusammen, sondern mit Mitteln etwa vom Goethe-Institut, und egal ob diese Mittel jetzt aus Töpfen des Auswärtigen Amtes kommen, sie ermöglichen uns etwas, was ganz viel mit so einer alten Party-Struktur zu tun hat, weil wir auch sehr nomadisch sind, wir machen das Festival immer an einem anderen Ort."
Ronni Shendar und Till Rohmann wohnen inzwischen gemeinsam in Köln. Nach jahrelangem Pendeln zwischen Israel und Deutschland; nun schätzt das Künstlerpaar die beschauliche rheinische Provinz als Refugium. Und zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten? Für Ronni Shendar mehr ein Prvilieg als ein Risiko.
"Wir haben gemeinsame Auftritte, arbeiten zusammen im Studio. Aber ich fliege regelmäßig nach Israel, Till ist als DJ oft allein unterwegs – und ich habe auch noch andere Projekte, die mit Till nichts zu tun haben"
"What?"
(lacht...)
Tournee-Daten:
11. Juli 2009 - Berlin
17. Jul 2009 - Peking, White Rabbit
12. August 2009 - Köln, Gloria
26. August 2009 - Amsterdam, Melkweg