"Mitte Ende August"

Ein von Marie Bäumer und Milan Peschel gespieltes Paar kauft ein Haus auf dem Land. Während sie dort sesshaft werden wollen, verlieren sie sich trotz räumlicher Nähe aus den Augen.
Deutschland 2009, Regie: Sebastian Schipper - Hauptdarsteller: Marie Bäumer, Milan Peschel, André Hennicke, Länge 92 min., ab sechs Jahren

"Mitte Ende August" ist ein Film von Sebastian Schipper. Ach die Deutschen und ihre "komisch"-konstruierten Beziehungsduelle. Nach dem grauslichen Sezier-Drama "Alle Anderen" neulich nun also hinein ins weitere Gefühlstreiben, diesmal sogar inspiriert von Goethes großem Altersroman "Wahlverwandtschaften".

Der nach "Absolute Giganten" (1999) und "Ein Freund von mir" (2006) dritte Spielfilm des 41-jährigen Hannoveraners Sebastian Schipper stellt ein anscheinend glückliches Paar vor, Thomas (Milan Peschel) und Hanna (Maria Bäumer). Die wollen in den Sommerferien ihr neu erworbenes Haus auf dem Land renovieren. Anfangs ist auch die Euphorie groß und die fröhliche Zuneigung unbändig, doch dann ergeben sich Risse.

Sowohl häuslich wie privat, denn mit Friedrich, dem älteren Bruder von Thomas (André Hennicke), und Augustine, Hannas Patenkind (Anna Brüggemann), taucht unerwarteter und nicht unbedingt "gebrauchter" Besuch auf. Der die Emotionen mehr und mehr "hochkochen" lässt und die Beziehungsstrukturen neu mischt.

Was als "wuchtige Lustbeschreibung" gedacht war, entpuppt sich leider nur als eher simples Ferien-Beziehungsgeplänkel. Wobei von Anfang an die Chemie zwischen Thomas und Hanna als pure Behauptung rüberkommt: Er haut verbal stramm wie ununterbrochen "auf die Kacke", während sie sich dies still bis dann angewidert gefallen lässt.

Das wirkt unglaubwürdig, wenig nachvollziehbar, konstruiert. Dass die Beiden keine Seelenverwandten sind, spüren wir im Zuschauerraum schon nach wenigen Minuten. Während die "da oben" das erst so langsam, so nach und nach, merken "dürfen". Deshalb: Die Nähe zu den Beteiligten ist "begrenzt", wenngleich Milan Peschel als emotionaler wie körpersprachlicher Wirbelwind bisweilen doch für "kochenden" Reiz und spannende Neugier sorgt.

Aber dann kommen wieder diese allzu gestelzten Zwischentöne und unfertigen Halbsätze, die alles und nichts bedeuten mögen. Und als dann auch noch Hannas "Dandy-Vater" Bo (Gerd Voss) samt russischer Geliebter zur Stippvisite im Sportwagen anrauscht und mit Oscar "Macho" Wilde lautstark herumplärrt, wird es chaotisch-fusselig.

Das zwischen Drehbuch-Text und Improvisation angelegte Verbal-Duell stänkert mit dem beziehungsreichen Ausrufungszeichen: Nicht nur an einem brüchigen Haus, sondern auch an einer Beziehung muss hart gearbeitet werden. Na ja, wenn das so ist … Lächerliches nein, bemühtes ja, sozusagen eigentümliches deutsches Aufpluster-Kino.