Mittel zur Macht

Marine Le Pen und die Frauen

Die Chefin des rechtsextremen "Front National" in Frankreich: Marine Le Pen
Die Chefin des rechtsextremen "Front National" in Frankreich: Marine Le Pen © AFP/ Boris Horvat
Von Barbara Kostolnik |
Marine Le Pen ist eine Kämpferin – in einer Männer-Welt. Sie hat ihren Vater erfolgreich von der Parteispitze verdrängt und gilt als ernstzunehmende Kandidatin für das höchste Amt im Staat. Die FN-Chefin will unbedingt Präsidentin werden, und dafür braucht sie die Frauen.
"Marine Le Pen hat verstanden, dass die weibliche Wählerschaft von strategischer Bedeutung ist", erklärt die Politikwissenschaftlerin Nonna Mayer, die sich seit Jahrzehnten mit dem Front National beschäftigt.
"53 Prozent der eingeschriebenen Wähler sind Frauen. Lange Zeit haben die Frauen extrem rechte Parteien wie den Front National abgelehnt, die galten als gewalttätig, extremistisch, sexistisch. Marine Le Pen hat dieses Bild vom Front National verändert, sie hat die Partei weichgezeichnet und hatte bereits 2012 damit einigen Erfolg."
"Ich bin eine Frau", betont Marine Le Pen im offiziellen Wahlkampf-Clip "Marine2017", dabei läuft sie barfuß über einen windumtosten Strand im Norden Frankreichs, Gänsehaut-Musik und brechende Wellen sorgen für die nötige Hochglanz-Dramatik, wenn sie fortfährt:
"Und als Frau empfinde ich die Freiheitsbeschneidungen, die in unserem ganzen Land aufgrund des zunehmenden islamistischen Fundamentalismus immer zahlreicher werden, als extreme Gewalt."
Die Botschaft der starken Frau Marine Le Pen vom Front National: Ich weiß, was Frauen denken, fühlen, dulden, ich kann Frauen beschützen: vor Islamismus, Unterdrückung, Gewalt.

"Ich bin die Anti-Merkel"

"Sie richtet sich genau an diese Frauen, die das Gefühl haben, dass der Front National ein Bollwerk gegen Immigration und das Europa der offenen Grenzen ist … Marine Le Pen sagt, wir verteidigen die Gleichheit von Männern und Frauen, wir verteidigen die Trennung von Kirche und Staat gegen einen unterdrückerischen Islam, und damit hofft sie, einen Teil der Frauen zu erreichen."
Auch wenn Marine Le Pen derzeit versöhnlichere Töne anschlägt und nicht allzu aggressiv auftritt, im Europäischen Parlament zeigte sie schon oft, wie sie auch sein kann, etwa wenn sie Francois Hollande als Büttel von Angela Merkel karikiert.
"Danke, Frau Merkel", ätzte Le Pen im Parlament, "dass sie heute mit ihrem Vize-Kanzler, dem Verwalter der Provinz Frankreich Francois Hollande hergekommen sind." Um nach einigen weiteren Tiraden dann zum Schluss zu kommen: "Ich bin die Anti-Merkel."
Anti-Merkel bedeutet eben vor allem, eine Frau, die Schluss macht mit ungebremster Einwanderung, die Schluss macht mit der EU, die Schluss macht mit gefühlter deutscher Vorherrschaft.

Drei Zeilen zur Frauen-Rechten im Wahlprogramm

Im Wahlprogramm des Front National, in den 144 Engagements, zu denen sich Marine Le Pen verpflichtet, falls sie Präsidentin werden sollte, sind Frauen-Rechten immerhin drei ganze Zeilen gewidmet. Im Engagement Nummer neun heißt es:
Zitat (auf deutsch): "Die Rechte der Frauen zu verteidigen bedeutet: den Islamismus zu bekämpfen, der ihre fundamentalen Freiheiten beschneidet; es bedeutet: einen nationalen Aktionsplan für die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen zu erstellen und die berufliche und soziale Unsicherheit anzugehen."
Was ist nun zu halten vom Feminismus à la Marine Le Pen? Nicht alle Frauen scheinen den gut zu finden. Bei einer Wahlkampf-Veranstaltung Le Pens vor überwiegend männlichem Publikum stürmte eine junge Femen-Frau den Saal: "Marine Feministe fictive."
Marine, Fake-Feministin, rief die Aktivistin, bis sie von Body-Guards aus dem Saal gezerrt wurde – Marine Le Pens Reaktion: "Das ist die Welt, wie sie ist, aber nicht, wie ich sie mir vorstelle."
Dass die vielen Männer im Saal daraufhin klatschten und zustimmend lachten, zeigt nur, dass Marine Le Pen viele Register beherrscht. Ihre Reaktion aber macht deutlich, dass die Frauen für sie vor allem eines sind: Mittel zur Macht.
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