Mitten in der Arktis
Das Meer, Schiffe und Eis: Motive, die man immer wieder auf Bildern im Atelier des Hamburger Künstlers Rainer Ullrich sieht. Entstanden sind die meisten seiner Aquarelle und Ölbilder vor Ort, oft unter extremen Bedingungen. Denn bevorzugt malt Ullrich auf Eisschollen in der Arktis.
"Wenn ich dann auf einer Eisscholle abgesetzt werde, man hört nichts mehr, und dann sieht man am Horizont riesige Gischtwolken. Da bekommt man schon etwas Gänsehaut."
Wenn Rainer Ullrich an seine Kunstexpeditionen ins ewige Eis denkt, gerät er ziemlich schnell ins Schwärmen. Dabei sah sein Leben in den 80er Jahren noch ganz anders aus: Eigentlich war er Art-Director einer großen Hamburger Werbeagentur, die er in den 70er Jahren selbst aufgebaut hatte.
Doch langsam aber sicher wird ihm die Stadt zu klein - er will Situationen dort einfangen, wo sie wirklich entstehen und nicht mehr nur am Schreibtisch oder im Atelier zeichnen. Ein alter, dänischer Fischkutter ist nicht ganz unschuldig an dieser Idee:
Ullrich: "Diese ganze Geschichte eines Schiffes, eines alten Schiffes, das 1918 gebaut wurde, riss mich irgendwie mit in eine Welt die ganz unten geblieben war. Da lernte ich dann alle handwerklichen Tätigkeiten kennen, ich gab dem Schiff einen Namen: Frida von Hadersleben. So ging es über die Jahre.
Ich bin oft in Finnland unterwegs gewesen mit dem Kutter. Und lernte eine andere Welt kennen. Man umgibt sich dann ja mit den schönen Dingen des Lebens. Es begann dann eigentlich schon dieser Abstand zwischen dieser Oberflächlichkeit, die die Werbung ja in Kürzeln immer wieder spiegelte."
1981 schmeißt Ullrich dann den gut bezahlten Job in der Agentur hin, denn eines hatte ihn schon immer viel mehr fasziniert als Meetings und Plakatdrucke; und das wird ihm jetzt endgültig bewusst:
Ullrich: "Das waren die bewegten Bilder: So wie es einen in dem Moment packt. In dem Moment, in dem Freude, Benommenheit herrscht oder auch Sturm. Das kann man niemals mehr nachempfinden mit Worten oder mit Bildern."
Die kurzen Reisen mit seinem Kutter auf Elbe oder Nordsee genügen Rainer Ullrich schon bald nicht mehr. Er will raus in die weite Welt - in extremen Situationen malen. Lange Zeit bleibt das nur eine Idee, doch dann gab es eine Schlüsselsituation:
Ullrich: "Das Erlebnis war der Moment, in dem ich dann Arved Fuchs traf, oder er mich: auf der "Rum-Regatta" in Flensburg. Dort treffen sich immer 100 bis 150 Segelschiffe mit Besatzung und man kommt ins Gespräch. Irgendwann sagte Arved: "Ich hab deine Bilder gesehen, könntest du dir vorstellen, die nächste Expedition mit zu machen?"
Diese Frage hat mich in der Nacht darauf so beschäftigt, aber ich dachte "So wie du dein Schiff damals angenommen hast…" Und am nächsten Morgen beim Kaffee sagte ich "Arved ich komme mit: Ganz spontan, keine Diskussion - Zack! Abgemacht""
Es folgt die Durchquerung der Nordostpassage: Über drei Monate im Eis der Russischen Arktis. Die Crew hat oft damit zu tun, das Schiff freizulegen damit es nicht einfriert. Das zehrt stark an den Nerven der Besatzungsmitglieder. Trotzdem verliert Rainer Ullrich den Blick für das Schöne nicht. Und er lässt sich, immer wenn es möglich ist, völlig allein im ewigen Eis aussetzen um dort zu malen. Nicht selten begibt er sich in gefährliche Situationen - alles im Namen der Kunst:
Ullrich: ""Das Schiff ist weit weg, ich höre die Maschine nicht mehr, es verschluckt diese Stille dann alles - und dann stehe ich dort und zeichne und es ist total still - plötzlich am Horizont eine vibrierende Explosion…
Ich höre noch hin: Ein Nachhall, als wäre eine Bombe hoch gegangen. Und dann wieder langsam Stille, und dann sehe ich aber, dass das Eisschollen waren, die waren auseinander gebrochen. Riesige Schollenfelder die plötzlich auseinander brechen und mit so einer Gewalt sich auch senkrecht stellen und verändern. Da gibt es ja auch grausame Geschichten von Expeditionen: Wer Pech hat, kommt da nicht mehr raus."
Trotz - oder gerade wegen solcher Situationen steht für Rainer Ullrich nach der Durchquerung der Nordostpassage eines fest: So soll sein Leben weitergehen: Als Expeditionsmaler.
Als nächstes zeichnet er im Heißluftballon über Portugal und durchquert an Bord eines Flussschiffes den brasilianischen Regenwald - auch Expeditionen die ihn sehr geprägt haben.
Trotzdem zieht es ihn immer wieder ins ewige Eis - am liebsten zusammen mit seinem Freund Arved Fuchs, der hat einen Künstler an Bord seines Schiffes übrigens nie als Belastung gesehen. Ganz im Gegenteil: Er weiß, dass es in der Historie der Schifffahrt ganz normal war einen Künstler an Board zu haben:
Fuchs: ""Früher war es eine Selbstverständlichkeit: Daraus ist der Gedanke geboren, weil zu Zeiten zu denen man noch nicht gefilmt oder fotografiert hat, war der Expeditionsmaler fester Bestandteil einer Mannschaft, und wir haben diese Idee neu aufleben lassen: Rainer Ullrich ist ja auch selbst Segler und hat uns damit eine neue Sichtweise eröffnet. Denn ein Maler blickt anders als ein normaler Mensch."
Und weil die beiden sich so gut ergänzen, planen sie auch schon die nächste gemeinsame Expedition. Rainer Ullrich will endlich wieder raus, neue Inspiration für seine Kunst finden.
Ullrich: "Wenn es klappt werde ich vielleicht mit Arved Fuchs Grönland erleben im nächsten Jahr. Da möchte ich die Eisberge entdecken und sie mit Acryl oder Öl malen."
Wenn Rainer Ullrich an seine Kunstexpeditionen ins ewige Eis denkt, gerät er ziemlich schnell ins Schwärmen. Dabei sah sein Leben in den 80er Jahren noch ganz anders aus: Eigentlich war er Art-Director einer großen Hamburger Werbeagentur, die er in den 70er Jahren selbst aufgebaut hatte.
Doch langsam aber sicher wird ihm die Stadt zu klein - er will Situationen dort einfangen, wo sie wirklich entstehen und nicht mehr nur am Schreibtisch oder im Atelier zeichnen. Ein alter, dänischer Fischkutter ist nicht ganz unschuldig an dieser Idee:
Ullrich: "Diese ganze Geschichte eines Schiffes, eines alten Schiffes, das 1918 gebaut wurde, riss mich irgendwie mit in eine Welt die ganz unten geblieben war. Da lernte ich dann alle handwerklichen Tätigkeiten kennen, ich gab dem Schiff einen Namen: Frida von Hadersleben. So ging es über die Jahre.
Ich bin oft in Finnland unterwegs gewesen mit dem Kutter. Und lernte eine andere Welt kennen. Man umgibt sich dann ja mit den schönen Dingen des Lebens. Es begann dann eigentlich schon dieser Abstand zwischen dieser Oberflächlichkeit, die die Werbung ja in Kürzeln immer wieder spiegelte."
1981 schmeißt Ullrich dann den gut bezahlten Job in der Agentur hin, denn eines hatte ihn schon immer viel mehr fasziniert als Meetings und Plakatdrucke; und das wird ihm jetzt endgültig bewusst:
Ullrich: "Das waren die bewegten Bilder: So wie es einen in dem Moment packt. In dem Moment, in dem Freude, Benommenheit herrscht oder auch Sturm. Das kann man niemals mehr nachempfinden mit Worten oder mit Bildern."
Die kurzen Reisen mit seinem Kutter auf Elbe oder Nordsee genügen Rainer Ullrich schon bald nicht mehr. Er will raus in die weite Welt - in extremen Situationen malen. Lange Zeit bleibt das nur eine Idee, doch dann gab es eine Schlüsselsituation:
Ullrich: "Das Erlebnis war der Moment, in dem ich dann Arved Fuchs traf, oder er mich: auf der "Rum-Regatta" in Flensburg. Dort treffen sich immer 100 bis 150 Segelschiffe mit Besatzung und man kommt ins Gespräch. Irgendwann sagte Arved: "Ich hab deine Bilder gesehen, könntest du dir vorstellen, die nächste Expedition mit zu machen?"
Diese Frage hat mich in der Nacht darauf so beschäftigt, aber ich dachte "So wie du dein Schiff damals angenommen hast…" Und am nächsten Morgen beim Kaffee sagte ich "Arved ich komme mit: Ganz spontan, keine Diskussion - Zack! Abgemacht""
Es folgt die Durchquerung der Nordostpassage: Über drei Monate im Eis der Russischen Arktis. Die Crew hat oft damit zu tun, das Schiff freizulegen damit es nicht einfriert. Das zehrt stark an den Nerven der Besatzungsmitglieder. Trotzdem verliert Rainer Ullrich den Blick für das Schöne nicht. Und er lässt sich, immer wenn es möglich ist, völlig allein im ewigen Eis aussetzen um dort zu malen. Nicht selten begibt er sich in gefährliche Situationen - alles im Namen der Kunst:
Ullrich: ""Das Schiff ist weit weg, ich höre die Maschine nicht mehr, es verschluckt diese Stille dann alles - und dann stehe ich dort und zeichne und es ist total still - plötzlich am Horizont eine vibrierende Explosion…
Ich höre noch hin: Ein Nachhall, als wäre eine Bombe hoch gegangen. Und dann wieder langsam Stille, und dann sehe ich aber, dass das Eisschollen waren, die waren auseinander gebrochen. Riesige Schollenfelder die plötzlich auseinander brechen und mit so einer Gewalt sich auch senkrecht stellen und verändern. Da gibt es ja auch grausame Geschichten von Expeditionen: Wer Pech hat, kommt da nicht mehr raus."
Trotz - oder gerade wegen solcher Situationen steht für Rainer Ullrich nach der Durchquerung der Nordostpassage eines fest: So soll sein Leben weitergehen: Als Expeditionsmaler.
Als nächstes zeichnet er im Heißluftballon über Portugal und durchquert an Bord eines Flussschiffes den brasilianischen Regenwald - auch Expeditionen die ihn sehr geprägt haben.
Trotzdem zieht es ihn immer wieder ins ewige Eis - am liebsten zusammen mit seinem Freund Arved Fuchs, der hat einen Künstler an Bord seines Schiffes übrigens nie als Belastung gesehen. Ganz im Gegenteil: Er weiß, dass es in der Historie der Schifffahrt ganz normal war einen Künstler an Board zu haben:
Fuchs: ""Früher war es eine Selbstverständlichkeit: Daraus ist der Gedanke geboren, weil zu Zeiten zu denen man noch nicht gefilmt oder fotografiert hat, war der Expeditionsmaler fester Bestandteil einer Mannschaft, und wir haben diese Idee neu aufleben lassen: Rainer Ullrich ist ja auch selbst Segler und hat uns damit eine neue Sichtweise eröffnet. Denn ein Maler blickt anders als ein normaler Mensch."
Und weil die beiden sich so gut ergänzen, planen sie auch schon die nächste gemeinsame Expedition. Rainer Ullrich will endlich wieder raus, neue Inspiration für seine Kunst finden.
Ullrich: "Wenn es klappt werde ich vielleicht mit Arved Fuchs Grönland erleben im nächsten Jahr. Da möchte ich die Eisberge entdecken und sie mit Acryl oder Öl malen."