Mobbing im Internet
Das Internet ist für Schüler und Jugendliche das Medium Nummer Eins. Besonders beliebt sind Chatrooms und das "Schüler VZ", eine Art Kontaktbörse, in der sich Schüler präsentieren und austauschen können. Zugleich wächst im Internet auch die Zahl von Mobbing-Attacken: das sogenannte Cyberbulling. Nach einer neuen Studie ist jeder dritte Jugendliche davon betroffen.
Es ist so einfach: Wer in einen der vielen Chatrooms für Schüler aufgenommen werden will, meldet sich einfach auf der entsprechenden Website an. Und schafft sich einen Zugang, erzählt der zwölfjährige Niclas aus Kiel:
"Da brauch man dann einen Account. Und dann kann man halt 'on' gehen und mit Anderen schreiben."
Zum Account gehört eine E-Mail-Adresse und ein Passwort, das sich der Benutzer selber ausdenken kann. Und dann geht es los. Der beliebteste Tummelplatz für Kinder und Jugendliche im Internet ist "Schüler-VZ". Hier richten sich die Jugendlichen eigene Websiten ein, stellen auf ihnen Fotos ins Netz, schreiben Kurz-Biografien über sich und tauschen sich aus:
"Über Dinge halt, die gerade so anfallen, wie es einem geht. Oder was er so gemacht hat."
Nach einer Statistik von Pädagogen der Universität Kiel sind dreiviertel aller Schüler in Internet-Foren und Chatrooms online. Und zwar jeden Tag. Früher war der Schulhof die Haupt-Kontaktbörse. Jetzt ist es das Internet. Aber nicht immer sind die Aktivitäten der Jugendlichen harmlos, erzählt die elfjährige Merle:
"Da haben mal welche ihr Passwort an jemanden verraten. Und da hat dann jemand auf den Namen gespielt, und das ist bei uns verboten. Und da kriegte dann der Falsche eine Strafe!"
Auch die zwölfjährige Tochter von Susanne Kühn aus Kiel verriet ihr Passwort an eine Freundin. Ein großer Fehler. Denn das Passwort machte die Runde.
Nach ein paar Wochen endlich beichtete die Zwölfjährige ihrer Mutter den Fehler. Aber da war es schon zu spät. Susanne Kühn:
"Da standen, ich will das gar nicht wörtlich wiederholen, so richtige Obszönitäten drin, richtige Gemeinheiten. Sie war völlig überrascht und wusste gar nicht, woher das kommt!"
Susanne Kühn brauchte einige Zeit, um ihre Tochter wieder zu beruhigen. Solche Attacken sind kein Einzelfall.
Pädagogen an der Uni Kiel erforschen das Phänomen Internet-Mobbing. Im Fachjargon "Cyberbulling" genannt. Dazu gehören üble Nachrede, Beleidigungen, Drohungen und auch sexuelle Belästigung. Im Frühsommer diesen Jahres befragten die Forscher Schüler in Norddeutschland nach ihren Erfahrungen mit solchen Attacken:
"Wir haben eine Internet-Studie durchgeführt, an der sich etwa 1800 Schüler beteiligt haben und einen von uns ins Internet gestellten Fragebogen beantwortet haben."
Die Wissenschaftler befragten Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, ob sie in den letzten Monaten Opfer von Cyberbulling wurden. Professor Thomas Bliesener:
"Ob Gerüchte über sie verbreitet worden sind, ob Materialien über sie ins Netz gestellt worden sind, die sie diskreditieren. Dass zum Beispiel Fotos reingestellt werden, die verfremdet werden, dass Geheimnisse verraten werden und dergleichen mehr."
Das Ergebnis: Jeder fünfte Jungendliche wurde in den letzten Monaten vor der Befragung im Internet beleidigt oder zum Teil massiv bedroht. Noch häufiger ist sexuelle Belästigung: Jedes dritte Mädchen ist Opfer solcher Attacken. Dabei verhielten sich die Betroffenen geradezu sträflich leichtsinnig, so Professor Bliesener:
"Indem sie selbst schon in ihren Profilen Fotomaterial und Bildmaterial anbieten, das dann wiederum eine wildfremde Person runterladen und verfremden kann, und dann wieder neu ins Netz stellen kann."
Die Kieler Forscher wollten auch wissen, wie belastend solche sexuellen Attacken für die jugendlichen Opfer sind.
"Da stellen wir zunächst mal überraschend fest, dass das nicht als Belastung erlebt wird. Deshalb vermutlich, weil viele sich in der Situation wähnen, dass das auf die virtuelle Welt beschränkt bleibt."
Aber: Das Internet ist für die Jugendlichen wie ein großer Dorfplatz: Gerüchte und Bilder machen schnell die Runde. In der ganzen Schule und darüber hinaus:
"Das heißt, die Opfer erleben auch im Alltag, im realen Alltag, dass sie auf diese Bulling-Attacken im Internet angesprochen werden. Und wir wissen auch und das wissen auch die Opfer: Was einmal im Internet steht, lässt sich kaum mehr eliminieren, lässt sich kaum wieder aus der Welt schaffen."
Das kann für die Opfer traumatische Folgen haben. Walter Zelinski, Rektor einer Gesamtschule im schleswig-holsteinischen Trappenkamp:
"Wenn die Schülerinnen und Schüler dann zu mir oder zu uns Kollegen an der Schule kommen, dann haben sie schon sehr, sehr lange diese Erfahrungen gemacht. Das ist schon ein Leidensweg, den sie hinter sich haben. Einhergehend mit Schulverweigerung, Tablettensüchte und ähnliches."
In solchen Fällen sind Psychologen gefragt. Und natürlich die Eltern. Die sollten ihren Kindern auf keinen Fall die Internet-Nutzung verbieten, denn das führt nur zur weiteren Ausgrenzung des Kindes. Das hat das Kieler Forscherteam auch heraus gefunden. Thomas Bliesener rät, mit den Jugendlichen ohne Vorwürfe zu sprechen:
"Denen mal über die Schulter zu sehen. Was denn so da im Internet passiert. Das kann ja erst mal vor dem Hintergrund eines allgemeinen Interesses passieren. Aber dann das gemeinsame Gespräch über solche Erfahrungen ermöglichen."
Und dabei sollten die Eltern äußerst sensibel vorgehen. Und das Internet nicht verteufeln, denn dann könnten die Jugendlichen denken, dass ihre Eltern das neue Medium einfach nicht verstehen. Wer ruhig und besonnen bleibt schützt sein Kind am besten vor dem Cyberbulling.
"Da brauch man dann einen Account. Und dann kann man halt 'on' gehen und mit Anderen schreiben."
Zum Account gehört eine E-Mail-Adresse und ein Passwort, das sich der Benutzer selber ausdenken kann. Und dann geht es los. Der beliebteste Tummelplatz für Kinder und Jugendliche im Internet ist "Schüler-VZ". Hier richten sich die Jugendlichen eigene Websiten ein, stellen auf ihnen Fotos ins Netz, schreiben Kurz-Biografien über sich und tauschen sich aus:
"Über Dinge halt, die gerade so anfallen, wie es einem geht. Oder was er so gemacht hat."
Nach einer Statistik von Pädagogen der Universität Kiel sind dreiviertel aller Schüler in Internet-Foren und Chatrooms online. Und zwar jeden Tag. Früher war der Schulhof die Haupt-Kontaktbörse. Jetzt ist es das Internet. Aber nicht immer sind die Aktivitäten der Jugendlichen harmlos, erzählt die elfjährige Merle:
"Da haben mal welche ihr Passwort an jemanden verraten. Und da hat dann jemand auf den Namen gespielt, und das ist bei uns verboten. Und da kriegte dann der Falsche eine Strafe!"
Auch die zwölfjährige Tochter von Susanne Kühn aus Kiel verriet ihr Passwort an eine Freundin. Ein großer Fehler. Denn das Passwort machte die Runde.
Nach ein paar Wochen endlich beichtete die Zwölfjährige ihrer Mutter den Fehler. Aber da war es schon zu spät. Susanne Kühn:
"Da standen, ich will das gar nicht wörtlich wiederholen, so richtige Obszönitäten drin, richtige Gemeinheiten. Sie war völlig überrascht und wusste gar nicht, woher das kommt!"
Susanne Kühn brauchte einige Zeit, um ihre Tochter wieder zu beruhigen. Solche Attacken sind kein Einzelfall.
Pädagogen an der Uni Kiel erforschen das Phänomen Internet-Mobbing. Im Fachjargon "Cyberbulling" genannt. Dazu gehören üble Nachrede, Beleidigungen, Drohungen und auch sexuelle Belästigung. Im Frühsommer diesen Jahres befragten die Forscher Schüler in Norddeutschland nach ihren Erfahrungen mit solchen Attacken:
"Wir haben eine Internet-Studie durchgeführt, an der sich etwa 1800 Schüler beteiligt haben und einen von uns ins Internet gestellten Fragebogen beantwortet haben."
Die Wissenschaftler befragten Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, ob sie in den letzten Monaten Opfer von Cyberbulling wurden. Professor Thomas Bliesener:
"Ob Gerüchte über sie verbreitet worden sind, ob Materialien über sie ins Netz gestellt worden sind, die sie diskreditieren. Dass zum Beispiel Fotos reingestellt werden, die verfremdet werden, dass Geheimnisse verraten werden und dergleichen mehr."
Das Ergebnis: Jeder fünfte Jungendliche wurde in den letzten Monaten vor der Befragung im Internet beleidigt oder zum Teil massiv bedroht. Noch häufiger ist sexuelle Belästigung: Jedes dritte Mädchen ist Opfer solcher Attacken. Dabei verhielten sich die Betroffenen geradezu sträflich leichtsinnig, so Professor Bliesener:
"Indem sie selbst schon in ihren Profilen Fotomaterial und Bildmaterial anbieten, das dann wiederum eine wildfremde Person runterladen und verfremden kann, und dann wieder neu ins Netz stellen kann."
Die Kieler Forscher wollten auch wissen, wie belastend solche sexuellen Attacken für die jugendlichen Opfer sind.
"Da stellen wir zunächst mal überraschend fest, dass das nicht als Belastung erlebt wird. Deshalb vermutlich, weil viele sich in der Situation wähnen, dass das auf die virtuelle Welt beschränkt bleibt."
Aber: Das Internet ist für die Jugendlichen wie ein großer Dorfplatz: Gerüchte und Bilder machen schnell die Runde. In der ganzen Schule und darüber hinaus:
"Das heißt, die Opfer erleben auch im Alltag, im realen Alltag, dass sie auf diese Bulling-Attacken im Internet angesprochen werden. Und wir wissen auch und das wissen auch die Opfer: Was einmal im Internet steht, lässt sich kaum mehr eliminieren, lässt sich kaum wieder aus der Welt schaffen."
Das kann für die Opfer traumatische Folgen haben. Walter Zelinski, Rektor einer Gesamtschule im schleswig-holsteinischen Trappenkamp:
"Wenn die Schülerinnen und Schüler dann zu mir oder zu uns Kollegen an der Schule kommen, dann haben sie schon sehr, sehr lange diese Erfahrungen gemacht. Das ist schon ein Leidensweg, den sie hinter sich haben. Einhergehend mit Schulverweigerung, Tablettensüchte und ähnliches."
In solchen Fällen sind Psychologen gefragt. Und natürlich die Eltern. Die sollten ihren Kindern auf keinen Fall die Internet-Nutzung verbieten, denn das führt nur zur weiteren Ausgrenzung des Kindes. Das hat das Kieler Forscherteam auch heraus gefunden. Thomas Bliesener rät, mit den Jugendlichen ohne Vorwürfe zu sprechen:
"Denen mal über die Schulter zu sehen. Was denn so da im Internet passiert. Das kann ja erst mal vor dem Hintergrund eines allgemeinen Interesses passieren. Aber dann das gemeinsame Gespräch über solche Erfahrungen ermöglichen."
Und dabei sollten die Eltern äußerst sensibel vorgehen. Und das Internet nicht verteufeln, denn dann könnten die Jugendlichen denken, dass ihre Eltern das neue Medium einfach nicht verstehen. Wer ruhig und besonnen bleibt schützt sein Kind am besten vor dem Cyberbulling.