Ein Boot voller Bücher
Bücher haben in Indonesien einen schweren Stand. Mobile Bibliotheken wollen Abhilfe schaffen. Sie bringen Literatur nun auch in entlegene Regionen und vor allem zu den Kindern. Wir haben ein Bücherschiff in West-Sulawesi begleitet.
Das kleine Dorf Pambusuang liegt am Meer, im Westen Sulawesis. Bis zum nächsten Flughafen sind es sechs Stunden mit dem Auto. Es gibt hier nicht viel. Schon gar keinen Buchladen. Doch in einem zweistöckigen Bambushaus hat Muhamad Ridwan Alimuddin eine Bibliothek eröffnet. Vor der Tür liegt ein traditionelles Auslegerboot auf dem Trocknen. Daneben steht ein Quad – ein vierrädriges Motorrad. Die Bibliothek, die nur wenige Meter vom Strand entfernt liegt, ist auch der Startpunkt von Ridwans Exkursionen.
"Mit dem Boot fahren wir jeden Monat raus, besuchen kleine Inseln und Fischerdörfer. Und wenn wir nicht segeln, sind wir mit den Quads in den Bergregionen unterwegs. Auch dort bringen wir Bücher in die Dörfer und Schulen. 90 Prozent davon sind Kinderbücher. Kinder sind schließlich unsere Zukunft."
Kisten voller Kinderbücher
Gemeinsam mit einigen Freiwilligen macht Ridwan das Boot am Strand startklar. Eine Handvoll Kisten voller Kinderbücher, ein wenig Verpflegung, dann geht es los. Die Segel bleiben eingerollt. Es herrscht Flaute.
Ridwan ist eigentlich Journalist, Fotograf und Autor von Segelbüchern. Doch im Rahmen des "Makassar International Writers Festival" 2015 eröffnete er dann die "Perahu Pustaka" – die Bootbibliothek.
"Die Inspiration kam von meinem Freund Nirwan Arsuka. Der hat zuerst eine Pferdebücherei auf Java gestartet. Dann eine in Papua. Dann hat mir Nirwan Arsuka Geld für ein Boot gegeben, um die mobile Bibliothek hier auf Sulawesi zu starten."
Nach circa einer Stunde ankert das Boot vor einem Mangroven-Wald, dahinter liegt das Dörfchen Gonda und eine Schule. Die Freude der Kinder ist groß.
"In den Schulen gibt es nur Lehrbücher voller Text. Keine bunten Bücher wie die hier. Und wenn man die kaufen wollte, wären die sehr teuer."
Über Spenden finanziert
Ridwan und seine zwei Helfer breiten die mitgebrachten Bücher auf einer Plane aus. Nach einer kurzen Ansprache greifen die Kinder zu. Dann ziehen sie sich laut lesend zurück.
"Wir finanzieren uns über Spenden. Vor allem aus Jakarta. Wir werben viel in Sozialen Medien. Viele Leute sehen das und fragen dann: Wie können wir euch helfen? Und wir sagen dann: Wir brauchen Bücher oder Geld für den Betrieb. Gestern habe ich auch aus dem Ausland eine Nachricht von einer Frau bekommen, die gern spenden wollte."
Für längere Segeltrips bezahlt er die Crew aus eigener Tasche, mit dem Geld das er weiter nebenher als Fotograf verdient. Gibt es auch Unterstützung von staatlicher Seite?
"Nein, von der Regierung gibt es kein Geld. Wir haben aber auch keinen Antrag gestellt. Da gibt es zu viel Korruption. Die sagen dir dann 100 Millionen zu, aber du bekommst nur 50 Millionen. Das finde ich nicht okay. Sich auf die Politik zu verlassen, ist sehr risikoreich."
Am Ende des Nachmittags werden die Bücher wieder eingepackt. Einige Kinder bittet Ridwan zu erzählen, was sie gelesen haben. Wer sich traut, erhält ein Puzzlespiel. Wie nötig seine Arbeit als reisender Bibliothekar ist, merkt Ridwan immer wieder.
"Sometimes reading book like this." (lacht)
Manchmal erwischt er Kinder nämlich dabei, dass sie ein Buch verkehrt herum halten.