Ausstellung in der Berlinischen Galerie

Mode als Spiegel gesellschaftlicher Veränderung

06:31 Minuten
Wiebke Siem: "Türmchenhut" dreifarbig, 1987. Aus der Ausstellung der Berlinischen Galerie: "Modebilder – Kunstkleider. Fotografie, Malerei und Mode 1900 bis heute" 18.2. – 30.5.2022
Wenn Mode Kunst wird und umgekehrt: Künstlerinnen wie Wiebke Siem verwenden Motive der Mode, indem sie Kleidung als skulpturales oder performatives Material einsetzen. © Berlinische Galerie / Wiebke Siem
Laura Helena Wurth im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Mode und Kunst sind nicht nur Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen und individueller Bedürfnisse, sondern haben sich auch immer gegenseitig beeinflusst. Davon handelt die aktuelle Ausstellung „Modebilder – Kunstkleider" in der Berlinischen Galerie.
In der Berlinischen Galerie befragt man die eigene Sammlung zum Verhältnis von Mode und Kunst. Ergänzt durch Leihgaben ist die vielfältige und unterhaltsame Ausstellung "Modebilder – Kunstkleider. Fotografie, Malerei und Mode. 1900 bis heute" entstanden. Anhand von rund 270 Exponaten, die fast das gesamte Erdgeschoss einnehmen, erzählt die Kuratorin Annelie Lütgens, wie die Mode die Kunst beeinflusst hat und umgekehrt.

Mode als Behausung

Doch die Ausstellung bricht mit der Erwartung von Sinnlichkeit, wie unsere Kritikerin Laura Helena Wurth erklärt. Kleidung werde gerade nicht als eine zweite Haut betrachtet. Stattdessen stehe die Idee von "Mode als Behausung" im Mittelpunkt der Schau, also "dass man eher sagt: Es gibt die Haut, dann gibt es die Kleidung, dann gibt es das Haus, und dann gibt es sozusagen das soziale Gefüge. In diesem Radius bewegt sich die Ausstellung.“

Die Ausstellung "Modebilder – Kunstkleider. Fotografie, Malerei und Mode. 1900 bis heute" ist bis zum 30. Mai 2022 in der Berlinischen Galerie zu sehen.

Zu sehen sind Zeichnungen, Gemälde, Stickereien, Fotografien, Videoarbeiten und Kleidungsentwürfe. Auch ein Aufsatz von Hannah Höch ist Teil der Ausstellung. Darin plädiert die Malerin für die Anerkennung des Stickens als Kunstform. Höch arbeitete zwischen 1916 und 1926 als Entwurfszeichnerin für die Handarbeitsredaktion des Ullstein-Verlags und schuf Stickmuster, die sie auch als Motivquellen für ihre Collagen nutzte.

Mode als Spiegel individueller Bedürfnisse

Aber auch Anna Muthesius’ sogenanntes Eigenkleid ist Thema der Ausstellung. 1903 veröffentlichte die Protagonistin der Reformbewegung in Deutschland ihre Schrift „Das Eigenkleid der Frau“. Damit wandte sie sich gegen einschnürende Korsagen und plädierte für natürliche Formen - auch das ein Ausdruck davon, wie Mode und Kunst Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen und individueller Bedürfnisse sind.

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