Mit dem Stift Kleidung und Verkleidung für Frauen geschaffen
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Trotz DDR-Mangelwirtschaft kreativ sein? Jahrzehntelang war das Eva Mückes Alltag. Sie entwarf Damenmode für die Exquisit-Läden des Sozialismus. Und sie unterrichtete bis 2002 Modedesign in Berlin. Getragen wurde sie von ihrer Leidenschaft, dem Zeichnen.
Bis heute gibt es kaum eine Situation in ihrem Leben, in der Eva Mücke nicht zeichnet.
"Block und Stift sind immer in meiner Nähe. Auch meine Studenten haben immer gesagt, dass ich mich durch das Zeichnen am schnellsten ausdrücken kann. Ich habe immer gezeichnet. Und ich konnte in der Zeichnung Wahrheiten verstecken. Sie ist bis heute eine Illusion und eine Traumwelt für mich."
Die ersten Zeichnungen wurden gefressen
Eva Mücke wurde 1937 in Rostock geboren. Schon als Kind wurde ihr das Zeichnen Flucht und Zuflucht. Ländlich aufgewachsen, musste sie eine Ziege hüten, die mit großen Genuss ihre frischen Zeichnungen fraß – was dazu beitrug, dass sie sie immer wieder anfertigen musste.
"Ich hab als Kind Ruhe gefunden, indem ich mich irgendwo versteckte und zeichnete. Schon damals interessierte mich die Frau, die Figur und die Frau in der Verkleidung. Es gibt von mir keine Landschaftszeichnung."
Bald wurden ihre Zeichnungen nicht mehr von Ziegen gefressen. Nach einer Damenschneiderlehre und dem Abitur gelangte sich über die Ingenieursschule für Bekleidungstechnik an die renommierte Kunsthochschule Weißensee – die wegen des dort gelehrten Miteinanders von Funktionalität und Ästhetik mit dem Bauhaus in Weimar verglichen wurde.
Kopf, Herz und Handwerk
Und diese Kunsthochschule im Berliner Nordosten, auf die sie eben erst kam, nachdem sie ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hatte, war genau der richtige Ort für Eva Mücke: "Das Besondere an dieser Schule war, dass man uns sagte: Ihr habt Zeit. Man braucht Zeit, um künstlerische Dinge zu begreifen. Man sagte: Legen Sie sich nicht zu früh fest. Überlegen Sie, wo Sie hinwollen. Das war genau das richtige für mich. Denn in der Schnittgestaltung war ich perfekt, im Entwurf dagegen nicht."
Kopf, Herz und Handwerk müssen in einen gemeinsamen Ausdruck finden, das war bald ihr Motto. Da in der DDR ein effektiver Umgang mit Rohmaterial zu den Alltagsfähigkeiten gehörte, hieß Kreativität nicht selten, etwas aus dem Nichts zu erschaffen.
"Es war wenig da und man hat versucht, phantasievoll etwas zu gebären."
Ab 1970 designte Eva Mücke Damenkleidung für die Exquisit-Läden, die in der DDR bescheidenen Luxus, Kleidung und Kosmetik für einheimische Währung anboten. Außerdem war sie Redakteurin der Modezeitschrift Sibylle und lehrte bis zu ihrem Ruhestand an eben dieser Kunsthochschule, die sie einst ausbildete.
(AB)