Mit Down Syndrom zur Fashion Week
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Umhänge, Jacken und Blusen sind ihre Spezialität: Isabella Springmuhl arbeitet mit bunten, handgewebten Stoffen. Das meiste hat sich die Modedesignerin aus Guatemala selbst beigebracht. An der Uni wurde sie abgelehnt – weil sie mit dem Down Syndrom geboren wurde.
Isabella Springmuhl sitzt an ihrem Lieblingsplatz. Ein großer weißer Tisch in einem hellen Atelier. Auf dem Tisch knallbunte Stoffe, Blusen und Taschen. Und eine Nähmaschine.
Am Anfang war es schwierig, erzählt Isabella, aber jetzt hat sie den Dreh raus. Schon als kleines Kind blättert sie stundenlang in Modemagazinen, bastelt winzige Kleider für ihre Puppen. Trotzdem hat es die heute 20-jährige Guatemaltekin immer schwerer als andere Kinder, denn sie wurde mit dem Down-Syndrom geboren. Ihr Glück: Die Familie hat keine finanziellen Sorgen und fördert sie. Isabella geht auf eine normale Schule.
"Vor meinem Abschluss habe ich in der Schule eine Projekt gemacht, das hieß 'Lebensplan' Und da war mein Plan, dass ich Modedesignerin sein und eine eigene Boutique haben möchte."
Von einer Privat-Uni abgelehnt
Doch nach der Schule gibt es den ersten Rückschlag. Sie will Modedesign an einer privaten Uni in Guatemala-Stadt studieren. Aber die Hochschule lehnt sie ab – man habe keine Kapazitäten für Menschen mit Down-Syndrom, so die Antwort.
"Ich war ziemlich traurig und niedergeschlagen, aber am Ende war es mir egal, denn obwohl sie mir gesagt haben, dass ich nicht an der Uni studieren darf, bin ich trotzdem Modedesignerin geworden. Ich bin sehr glücklich, weil ich meine künstlerische Ader ausleben kann."
Nähen mit der Maschine lernt sie jetzt an einer Akademie. Ansonsten ist Isabella Autodidaktin. Viele Dinge hat sie sich durch Ausprobieren selbst beigebracht.
Am Anfang macht sie immer Bleistiftskizzen von ihren Designs, erzählt Isabella, dann legt sie die Farben fest. Rosa ist ihre Lieblingsfarbe, aber das variiert, je nach Stimmung.
Wenn sie wütend ist, nimmt sie rot. Isabella, das merkt man schnell, ist ein ziemlich emotionaler Mensch. Mit den bunten Entwürfen kehrt sie ihr Innenleben nach außen:
"Ich mache Mode für alle und jeden: für Männer, Frauen, Schwangere ... sogar für Haustiere, aber besonders für Menschen wie mich. Für uns ist es schwer, passende Kleidung zu bekommen, weil wir eine andere Statur haben und unsere Körper eben anders sind."
Ihre Spezialität sind Umhänge, Jacken und Blusen, die sie mit modernen Schnitten aus den bunten, handgewebten Stoffen der Maya-Bevölkerung zusammennäht. Manchmal auch eine Art Patchwork aus Jeanslook und indigenen Trachten. Am Ende verziert sie ihre Kreationen oft noch mit Wollbommeln und langen Fransen. Mit ihrem Modelabel "DowntoXjabelle" hat sie es im vergangenen Jahr schon bis zur Londoner Fashion Week gebracht:
"Sie haben mir ihr Herz geöffnet, sie haben mich aufgenommen, und ich habe die englische Mode kennengelernt. Es war eine sehr schöne Erfahrung. Am Anfang hatte ich Angst, aber diese Angst ist schnell verflogen."
Die Mutter als Managerin
Isabella kommt ins Schwärmen, wenn sie von ihren Reisen erzählt. Auf London folgte Rom, sogar mit Papst Franziskus hat sie dort gesprochen. Mindestens genauso glücklich wie Isabella ist darüber ihre Mutter. Auf den langen Reisen und bei der Arbeit ist sie stets an der Seite ihrer Tochter:
"Ich bin die Managerin einer Modedesignerin, das ist für mich etwas völlig Neues, aber ich genieße die Erfolge von Isabella, sie ist wirklich ein Phänomen, seit der Einladung zur Fashion Week interessiert sich die halbe Welt für sie."
Nach der Ablehnung durch die Universität ist das für die Mutter eine besondere Genugtuung.
Isabella zeigt stolz ihr Atelier, es ist wie meine eigene kleine Fabrik, sagt sie. Auf einem langen Ständer hängen all die Jacken und Blusen, die sie in letzter Zeit entworfen hat:
"Die Leute sollen sehen, dass Menschen mit Down-Syndrom viel erreichen können, auch wenn es schwierig ist. Ich habe mein Ziel erreicht, obwohl es schwer war, aber ich habe es geschafft!"