Modemacher Guido Maria Kretschmer am Theater

Eine Rüstung für die Bühne

10:17 Minuten
Porträt von Guido Maria Kretschmer auf der Pressekonferenz zu "Mord im Orientexpress".
Guido Maria Kretschmer hat die Kostüme zu Katharina Thalbachs Inszenierung von "Mord im Orientexpress" entworfen. © Imago / Stefan Zeitz
Moderation: André Mumot |
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Bekannt ist er einem großen Publikum vor allem aus dem Fernsehen. Nun entwirft Modeschöpfer und "Shopping Queen"-Moderator Guido Maria Kretschmer für das Theater Kostüme – und erkennt darin einen besonderen Reiz.
Es ist eine von unzähligen Premieren, die nun an deutschsprachigen Bühnen nicht stattfinden. An der Komödie am Kurfürstendamm im Berliner Schillertheater sollte eine glamouröse, opulente Bühnenfassung von Agatha Christies Krimiklassiker "Mord im Orientexpress" als komödiantische musikalische Revue das Publikum in den Bann ziehen – unter anderem mit den Geschwistern Pfister in den Hauptrollen.
Die Inszenierung von Katharina Thalbach ist natürlich abgesagt worden, die Komödie am Kurfürstendamm trifft das als Privattheater, das 83 Prozent seiner Einnahmen selbst erwirtschaften muss, besonders hart. Es war ihre aufwändigste und teuerste Produktion bis dato.

Rituale und Alarm

Die Kostüme entworfen hat Modeschöpfer und Fernsehstar Guido Maria Kretschmer. Seine Sendung "Shopping Queen" zählt zu den mit Abstand erfolgreichsten Formaten im deutschsprachigen Privatfernsehen. Rang 1 sprach mit Kretschmer über seine Liebe zum Theater – vor der Zuspitzung der Coronakrise.
"Theater hat eine andere Dramatik", sagt Kretschmer über den Vergleich zur Welt der Mode, "weil die Menschen, die da mitmachen, viel dramatischer sind. Theater hat viel Alarm. Die Menschen sind alle aufgeregt, es gibt tausend Rituale, die da passieren. Das macht natürlich auch was mit mir. Aber ich bin von Haus aus eigentlich kein aufgeregter Mensch, ich spiele das dann eben manchmal so ein bisschen mit."
Kostüme und Bühnenbild seien ein wichtiger Theateranreiz auch fürs Publikum: "Ich glaube auf jeden Fall, dass Kostüme und textile Unterstützung ein sinnliches Moment sind und auch eine Geschichte besser erzählen können."

Verführung in eine andere Welt

Im Falle seiner Orientexpress-Kostüme habe er so auch eine nostalgische Welt neu erschaffen. "Gerade in einer Zeit, wo doch viele Menschen nicht mehr so schnell ins Theater gehen, nicht mehr so schnell in die Oper gehen, glaube ich, dass man sie auch verführen sollte und sie so ein bisschen zurückholt in eine andere Welt."
Auch für die Darstellerinnen und Darsteller sei es besonders wichtig, was sie auf der Bühne tragen. "Die Kostüme ermöglichen es manchen Schauspielern auch erst, in die Rollen einzutreten. Sie sagen dann auch: Guido, gib mir Kraft. Jeder, der auf der Bühne war, weiß, dass einem das auch Rüstung sein kann."

Rücksicht auf Befindlichkeiten

Am Ende unterscheide sich die Arbeit fürs Theater dann doch nicht so sehr von seiner üblichen Tätigkeit, wie Kretschmer sagt:
"Für mich ist es eigentlich kein großes Ding, ob ich jetzt für jemanden auf der Straße Mode mache oder eben für die Bühne. Auf der Bühne ist es etwas anders, weil ich nicht der Hauptdarsteller bin, da habe ich auch die Regie und vielleicht die Befindlichkeiten der Schauspieler, die manchmal auch ihre Rolle größer angelegt haben wollen. Das ist im Leben genauso. Diese Sehnsucht, dass man besonders schön ist, besonders attraktiv oder besonders aufregend ist."
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