Ralph Caspers: "99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern"
Duden 2020
208 Seiten, 15 Euro
Das Gespräch wurde ursprünglich am 20. Oktober 2020 gesendet.
Moderator und Autor Ralph Caspers
Gute Fragen sind sein täglich Brot: Fernsehmoderator Ralph Caspers. © Johannes Haas
Auch der Tod ist eine Frage wert
32:37 Minuten
Warum ist Popeln gut? Sehen wir die gleichen Farben? Vergeben oder vergelten? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Ralph Caspers alltäglich. Der Moderator der „Sendung mit der Maus“ und von „Wissen macht Ah!“ scheut sich aber auch nicht, mit Kindern den Tod zu besprechen
"Im Grunde habe ich von nichts Ahnung", sagt Ralph Caspers. Ein Problem ist das für ihn aber nicht, im Gegenteil. Denn er schreibt sich selbst eine weitere Eigenschaft zu: die Fähigkeit, "dass ich alles irgendwie interessant finde". Für einen Autor und Moderator, dessen Job es ist, Fragen zu stellen, ist das durchaus eine praktische Mischung.
Wer nicht fragt, bleibt dumm
Als Moderator bei der "Sendung mit der Maus" oder beim Magazin "Wissen macht Ah!" sind gute Fragen sein täglich Brot. Aber auch im Familienleben bieten sie eine Möglichkeit, neue Gesprächsperspektiven zu öffnen – wenn es überraschende Fragen sind. Ihn selbst langweilten die immer gleichen Fragen schnell, sagt Ralph Caspers. Er sei deshalb auch eher "interviewfaul".
Als Inspiration für gute Gesprächseinstiege hat der dreifache Vater gerade sein Buch "99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern" veröffentlicht. Denn oft kämen neue Fragen im Alltag zu kurz. Zum Beispiel: Welche Superkraft hättest du am liebsten? Dies lasse sich genauso besprechen wie die Frage, welche schlechten Eigenschaften der Eltern ein Kind keinesfalls übernehmen möchte oder ob es weinen schwieriger findet als lachen.
Die Ideen für die Fragen sammelt der 48-Jährige in seinem eigenen Alltag. Oft sind sie auch von seiner Arbeit inspiriert. So habe er etwa vor einiger Zeit erfahren, dass manche Menschen nicht nur drei, sondern vier Farbrezeptoren im Auge haben. "Das brachte mich dann natürlich zu der Frage, ob mein Gelb genauso aussieht wie dein Gelb. Und das ist dann auch eine Frage, die man in dem Buch wiederfinden kann."
"Der Tod wird oft totgeschwiegen"
Sein neuestes Buch ist aber nur eines von vielen. Ralph Caspers hat auch schon über "Mutters tollste Sprüche" oder "Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln" geschrieben. Besonders wichtig ist ihm sein Buch über Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen. Auch in "Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?" spielen Fragen und die Offenheit, ehrlich zu antworten, eine zentrale Rolle.
"Der Tod wird ja oft totgeschwiegen", sagt der TV-Moderator, "und das ist für die, die es erleben, doppelt so schlimm". Er selbst hat als 15-Jähriger seinen Vater verloren. Statt sich in Floskeln oder Schweigen zu flüchten, gehe es darum, den Umgang der Kinder und Jugendlichen damit ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Denn Kinder gingen mit Tod und Trauer anders um als Erwachsene. Eine Trauerbegleiterin habe in dem Zusammenhang einmal von "Trauerpfützen" gesprochen: "Kinder springen in Trauer rein wie in eine Pfütze und springen dann auch wieder raus aus der Pfütze. Und das ist ganz schwierig für viele Erwachsenen, damit umzugehen."
Sein Buch soll dabei helfen, einen Umgang mit dem Tod zu finden. "Trauerarbeit bedeutet nicht unbedingt, daran zu arbeiten, dass man diesen Verlust vergisst, sondern es geht in erster Linie darum, dass man diese Wunde und diesen Verlust ins Leben integriert. Es ist immer da und es wird nie weggehen. Aber wie man damit umgeht, das kann man lernen."
(era)