Moderatorin Mo Asumang

Wie man Rassismus mit Fragen bekämpft

Die Moderatorin und Journalistin Mo Asumang
Die Schauspielerin und Autorin Mo Asumang tritt auch vor Schülern und Studenten auf, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen. © dpa/picture alliance/Ingo Wagner
Mo Asumang im Gespräch mit Klaus Pokatzky |
Viele Jahre lang hat sich die afrodeutsche Moderatorin Mo Asumang als Opfer gefühlt. Als sie eine Morddrohung erhielt, ging sie in die Offensive: Sie traf sich mit Rassisten - und stellte Fragen. Wie ihr das die Angst nahm, erzählt Asumang im Interview.
Eigentlich wollte Mo Asumang Opernsängerin werden. Tatsächlich wurde sie eine der ersten Moderatorinnen mit dunkler Hautfarbe im deutschen Fernsehen. Die Afrodeutsche präsentierte dreieinhalb Jahre lang die Erotiksendung "Liebe Sünde" auf Pro Sieben und wurde bundesweit bekannt.
Mo Asumang wurde 1963 in Kassel als Kind einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters geboren. Sie war gerade zwei Jahre alt, als ihre Familie aus dem Haus flog, in dem ihre Großmutter schon lange wohnte. Den Vermietern passten der afrikanische Vater und sein Kind nicht.
Viele Jahre lang habe sie sich als Opfer gefühlt, erzählt Asumang und sei immer wieder mit der Frage: "Wo kommst du her?", konfrontiert worden. Treffender sei es, einfach zu fragen: "Wo kommt deine dunkle Hautfarbe her?"

"Mein Trick war ja, Fragen zu stellen"

Eine Morddrohung veränderte dann ihr Leben grundlegend: 2001 veröffentlicht die Neo-Nazi-Band "White Aryan Rebels" ein Hasslied, in dem Asumang und andere Prominente mit dem Satz "Diese Kugel ist für dich" bedroht werden. Angst und Panik sind ihre ersten Reaktionen, dann folgt die Gegenwehr. Mo Asumang will die Menschen, die sie wegen ihrer Hautfarbe ablehnen, persönlich treffen.
"Mein Trick war ja, Fragen zu stellen. Die Art und Weise, wie du deine Angst loswerden kannst, ist eigentlich relativ einfach: Du musst versuchen herauszufinden, wer steht Dir gegenüber, wer ist das. Und wie kannst du das herausfinden? Du stellst Fragen. Ich habe einfach sehr, sehr viele Fragen gestellt, und die Art und Weise, wie er geantwortet hat, hat mir diese Person nachgezeichnet."

Nur Fragen von außen ändern diese Gruppen

Diese Begegnungen und Interviews mit Rassisten und Neonazis hält sie in zwei hoch gelobten Dokumentarfilmen und in dem 2016 erschienen Buch "Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Nazis" fest. Der Kampf gegen Rassismus ist zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Rund 50 Mal im Jahr tritt sie vor Schülern und Studenten auf und erzählt ihre Lebensgeschichte. Ihre Zuhörer fasziniert sie mit ihrer lebendigen Art zu erzählen, aber mit ihrer direkten – immer freundlichen Art – irritiert sie auch die, die sie eigentlich wegen ihrer Hautfarbe ablehnen:
"Diese Leute sind in ihrem Kreis und keiner von außen stellt Fragen. Und in diesen Gruppen - ob es der Ku-Klux-Klan ist, ob es die Nazis sind, ob es der IS ist - in diesen Gruppen werden keine Fragen gestellt. Das heißt also, wenn die sich verändern wollen, dann geht das nur mit der Frage von außen, und da wir das nicht machen, verändert sich nichts."
(Wiederholung vom 30.10.2017)
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