Moderne Fußballstadien

Ballerbuden ade!

24:01 Minuten
Übersicht über das Olympiastadion, Heimstätte von Fussball-Bundesligist Hertha BSC.
Zu groß? Zu wuchtig? Das Berliner Olympiastadion ist Heimstätte von Fußball-Bundesligist Hertha BSC © dpa / picture alliance / motivio
Von Thomas Jaedicke und Stefan Osterhaus · 11.09.2022
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Fußballstadien haben für Fans eine beinahe religiöse Bedeutung: Manche betrachten sie als Pilgerstätten. Doch auch ältere Stadien müssen neuen Anforderungen genügen. Was macht ein gutes Stadion aus – und wie problematisch können Umbauten sein?
Früher galten Stadien meist als reine Sportstätten. Dort fanden Fußballspiele statt, manchmal Leichtathletikwettkämpfe. Doch die Anforderungen an Stadien werden immer vielfältiger. Nicht nur für Vereine sollen sie genutzt werden, sondern auch für andere Veranstaltungen, für Konzerte. Sie sind nötig, um manches Stadion wirtschaftlich zu betreiben.

Hertha BSC hadert mit dem Olympiastadion

Dabei ist die Frage, was ein gutes Stadion ausmacht, nicht ganz einfach zu beantworten. Hertha BSC in Berlin hadert schon lange mit dem riesigen Olympiastadion, einer Mehrzweckarena, die für die WM 2006 aufwendig modernisiert wurde.
Seinerzeit zeichnete sich das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) für den Umbau verantwortlich. Es war baulich eine große Herausforderung: Der Charakter der Arena, die für die Olympischen Spiele 1936 errichtet wurde, sollte unbedingt erhalten bleiben. Dazu zählt auch, dass das Marathontor nach wir vor offenbleiben musste und nicht überdacht wurde.

Manche Fans möchten ein reines Fußballstadion

Die Architekten vom gmp gelten international als Spezialisten für den Stadionbau. Klubs und Städte vertrauen ihnen geradezu ikonische Bauten des Fußballs an: gmp hat das Cape Town Stadium entworfen, gerade bringen die Architekten zusammen mit spanischen Partnern das legendäre Bernabeu-Stadion, die Spielstätte von Real Madrid, auf die Höhe der Zeit.
Gerne würden manche Hertha-Mitglieder, am liebsten im Olympiapark in unmittelbarer Nachbarschaft, ein reines Fussballstadion bauen. Diese Ambitionen in Berlin sieht Hans-Joachim Paap, Architekt von gmp, kritisch.
Es würde die Topografie des Olympiaparks in Berlin zerstören. Die Berliner Fans argumentieren gern damit, dass ein reines Fussballstadion eine bessere Atmosphäre bieten würde. Dies widerstrebt eigentlich dem Gedanken der multifunktionalen Nutzung.

Bedürfnisse der Klubs unterscheiden sich

Allerdings sind die Bedürfnisse von Klub zu Klub, von Stadt zu Stadt, unterschiedlich. So etwa bei Union Berlin, dem Bundesligisten aus dem Osten der Hauptstadt, der oft mit dem Prädikat Kultklub versehen wird.
Stadion an der Alte Försterei in Berlin
Im Stadion an der Alte Försterei in Berlin gibt es vor allem Stehplätze.© dpa / picture alliance / Jürgen Engler
Union hat einen harten Kern von Fans, die bereits dabei mithalfen, eine Tribüne zu errichten, um den Bau zu erweitern. 22.000 Zuschauer finden seitdem dort Platz, mehr als 18.000 der Plätze sind Stehplätze. Das ist nicht genug, um die Nachfrage allein der Mitglieder zu befriedigen.
Klar ist aber auch: Der Klub ist an den Ort gebunden, die Alte Försterei gehört zur Identität der Unioner. Das Stadion liegt am Rand eines Waldes, der Wuhlheide.
Die Ostberliner begreifen sich als Teil der Nachbarschaft, sagt Unions Stadionsprecher und Mediendirektor Christian Arbeit:

Hier wohnen Menschen. Hier kommen Menschen her wie wir. Wir sind also nicht wie ein Ufo vor den Toren der Stadt, wo alle 14 Tage 50.000 Leute hinkommen und dann wieder weg sind.

Christian Arbeit, Stadionsprecher und Mediendirektor von Union Berlin

Berliner Poststadion steht unter Denkmalschutz

Berlin hat aber noch ein weiteres, sehr spezielles Stadion zu bieten: Das Poststadion in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die Anlage, in der es ab 1926 errichtet wurde, war ein großer Sportpark, der als Erholungsgebiet für die Berliner diente.
Eine Deutsche Meisterschaft wurde 1934 dort ausgespielt, zwischen Schalke und Nürnberg. Eine Nutzung, die dem Potenzial der Anlage entspricht, gibt es aktuell nicht.
Tribüne des Poststadions in Berlin
Im Berliner Poststadion ging es 1934 sogar um die Deutsche Meisterschaft.© Thomas Jaedicke
Gegenwärtig spielt der Berliner Athletik Klub, der Berliner AK, hier, ein Viertligist mit Ambitionen. Der Denkmalschutz, unter dem die Anlage steht, macht es nicht einfach, das Poststadion professionell zu nutzen.
So sind die Anforderungen durchweg unterschiedlich – aber sie können die Mühe lohnen, wie der Rundgang durch drei traditionsreiche Berliner Sportstätten zeigt.

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