Moderne Klassiker
"Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne" beschäftigt eine Tagung vom Zentrum für Klassikforschung in Weimar. Schiller habe bereits die Entfremdungserfahrungen des modernen Subjekts thematisiert, erklärt Leiter Thorsten Valk.
Der Leiter der interdisziplinären Tagung, Thorsten Valk, charakterisiert Goethe und Schiller als Schriftsteller, die sich stets für ihre politische Gegenwart interessiert und sich in aktuelle Debatten eingemischt haben, die die gesellschaftlichen Umbrüche um 1800 mit sich brachten.
Als Vorstandsmitglied des Zentrums für Klassikforschung erklärt Valk, dass der Sinn des 2009 gegründeten Zentrums vor allem darin bestehe, die nationale und internationale Klassikforschung zu vernetzen und den fruchtbaren Austausch der Forscherinnen und Forscher zu fördern.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:
Vladimir Balzer: So eine Tagung macht man ja nicht, wenn es nichts Neues gebe auf dem Gebiet. Was kommt in Weimar zur Sprache, was vorher noch nicht thematisiert worden ist?
Thorsten Valk: Wir wollen im Rahmen unserer Tagung deutlich machen, dass Goethe und Schiller nicht abseits der Schauplätze eine zeitlose Klassizität verfolgen, sondern dass sie ganz aktuell in diese Geschehnisse sich verwickeln lassen. Dass sie die Französische Revolution reflektieren, dass sie sich mit dem Zerfall ständisch geprägter Lebensformen auseinandersetzen und dass sie interessanterweise nicht nur diese Veränderungen um 1800 reflektieren und kritisch analysieren, sondern dass sie auf der Wahrnehmung dieser Umbruchssituation aufbauen und eine neue Ästhetik entwickeln - eine Ästhetik, die wir als Ausgangspunkt der ästhetischen Moderne betrachten. (…)
Vladimir Balzer: Und wo genau findet sich das wieder - im 20. und vielleicht auch 21. Jahrhundert?
Thorsten Valk: Gehen wir von einem konkreten Beispiel aus: nämlich Schillers "Briefen über die ästhetische Erziehung". Im sechsten dieser Briefe reflektiert Schiller die Entfremdungserfahrungen des modernen Subjekts, die aus der arbeitsteilig organisierten Gesellschaft resultieren. (…) Wenn im 19. oder 20. Jahrhundert von Entfremdungserfahrungen gesprochen wird, die aus der Ausdifferenzierung unserer Arbeitswelt resultieren, dann ist mal explizit, mal unausgesprochen immer wieder Schiller der Bezugspunkt. Und so wirkt die Weimarer Klassik mit ihrer Moderne-Diagnose bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fort.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 8.9.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Service:
Die Jahrestagung "Heikle Balancen - Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne" findet vom 8. bis 10. April 2010 in Weimar statt. Sie wird vom Zentrum für Klassikforschung organisiert.
Als Vorstandsmitglied des Zentrums für Klassikforschung erklärt Valk, dass der Sinn des 2009 gegründeten Zentrums vor allem darin bestehe, die nationale und internationale Klassikforschung zu vernetzen und den fruchtbaren Austausch der Forscherinnen und Forscher zu fördern.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:
Vladimir Balzer: So eine Tagung macht man ja nicht, wenn es nichts Neues gebe auf dem Gebiet. Was kommt in Weimar zur Sprache, was vorher noch nicht thematisiert worden ist?
Thorsten Valk: Wir wollen im Rahmen unserer Tagung deutlich machen, dass Goethe und Schiller nicht abseits der Schauplätze eine zeitlose Klassizität verfolgen, sondern dass sie ganz aktuell in diese Geschehnisse sich verwickeln lassen. Dass sie die Französische Revolution reflektieren, dass sie sich mit dem Zerfall ständisch geprägter Lebensformen auseinandersetzen und dass sie interessanterweise nicht nur diese Veränderungen um 1800 reflektieren und kritisch analysieren, sondern dass sie auf der Wahrnehmung dieser Umbruchssituation aufbauen und eine neue Ästhetik entwickeln - eine Ästhetik, die wir als Ausgangspunkt der ästhetischen Moderne betrachten. (…)
Vladimir Balzer: Und wo genau findet sich das wieder - im 20. und vielleicht auch 21. Jahrhundert?
Thorsten Valk: Gehen wir von einem konkreten Beispiel aus: nämlich Schillers "Briefen über die ästhetische Erziehung". Im sechsten dieser Briefe reflektiert Schiller die Entfremdungserfahrungen des modernen Subjekts, die aus der arbeitsteilig organisierten Gesellschaft resultieren. (…) Wenn im 19. oder 20. Jahrhundert von Entfremdungserfahrungen gesprochen wird, die aus der Ausdifferenzierung unserer Arbeitswelt resultieren, dann ist mal explizit, mal unausgesprochen immer wieder Schiller der Bezugspunkt. Und so wirkt die Weimarer Klassik mit ihrer Moderne-Diagnose bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fort.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 8.9.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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Die Jahrestagung "Heikle Balancen - Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne" findet vom 8. bis 10. April 2010 in Weimar statt. Sie wird vom Zentrum für Klassikforschung organisiert.