Moderne Kunst - kindgerecht erklärt
Dieses originelle Kinderbuch stellt die Arbeiten moderner Künstler vor, darunter Marcel Duchamp, John Cage oder Ai Weiwei. Das Besondere: Der Band enthält kein einziges Foto - dafür aber ausdrucksstarke Illustrationen und herausragende Texte.
Kann ein ausgetretener Pfad Kunst sein? Ja, sicher. Und ein Raum voller Bonbons und schmatzende Mäuse? Natürlich auch. Aber ein Kuss? Kann selbstverständlich auch ein Kunstwerk sein, ein bedeutendes sogar, wie Sebastian Cichocki, Aleksandra und Daniel Mizieliñscy in ihrem originellen Kinderbuch "Sommerschnee und Wurstmaschine. Sehr moderne Kunst aus aller Welt" erklären.
Insgesamt 51 Arbeiten – die älteste von 1917, die jüngste aus dem Jahr 2010 – haben sich der Chefkurator des Warschauer Museums für Moderne Kunst Cichocki und das preisgekrönte Grafikerduo Mizieliñscy vorgeknöpft. Vorgestellt werden Kunstwerke aus fast allen Genres: Happening, Performance, Skulptur, Fotografie, Video und Klangkunst – nur die Malerei fehlt.
Auf jeweils vier Doppelseiten ziehen so beispielsweise Revue: Marcel Duchamps "Fontäne" (1917), John Cages "4’33" (1952), Gordon Matta Clarks zersägte Häuser (1970er), Roman Signers "Aktion vor der Orangerie" (1987), Katharina Fritschs "Rattenkönig" (1993), Tino Sehgals "Kuss" (2004), Monika Sosnowskas "1:1" (2007) oder Ai Weiweis "Sonnenblumenkerne" (2010).
Das Besondere an diesem Buch: Es gibt kein einziges Foto! Wie auch in ihren Vorgängerwerken zur Architektur ("Treppe, Fenster, Klo") und zum Design ("Farbe, Form, Orangensaft") setzen Aleksandra und Daniel Mizieliñscy allein auf die Ausdrucksstärke ihrer Illustrationen. Zu Recht, denn die Bildsprache der beiden Grafiker ist voller Erfindungsreichtum. Mit kräftigen Farben und sattem Strich skizzieren sie die Besonderheit jedes einzelnen Werkes.
Insgesamt 51 Arbeiten – die älteste von 1917, die jüngste aus dem Jahr 2010 – haben sich der Chefkurator des Warschauer Museums für Moderne Kunst Cichocki und das preisgekrönte Grafikerduo Mizieliñscy vorgeknöpft. Vorgestellt werden Kunstwerke aus fast allen Genres: Happening, Performance, Skulptur, Fotografie, Video und Klangkunst – nur die Malerei fehlt.
Auf jeweils vier Doppelseiten ziehen so beispielsweise Revue: Marcel Duchamps "Fontäne" (1917), John Cages "4’33" (1952), Gordon Matta Clarks zersägte Häuser (1970er), Roman Signers "Aktion vor der Orangerie" (1987), Katharina Fritschs "Rattenkönig" (1993), Tino Sehgals "Kuss" (2004), Monika Sosnowskas "1:1" (2007) oder Ai Weiweis "Sonnenblumenkerne" (2010).
Das Besondere an diesem Buch: Es gibt kein einziges Foto! Wie auch in ihren Vorgängerwerken zur Architektur ("Treppe, Fenster, Klo") und zum Design ("Farbe, Form, Orangensaft") setzen Aleksandra und Daniel Mizieliñscy allein auf die Ausdrucksstärke ihrer Illustrationen. Zu Recht, denn die Bildsprache der beiden Grafiker ist voller Erfindungsreichtum. Mit kräftigen Farben und sattem Strich skizzieren sie die Besonderheit jedes einzelnen Werkes.
Was der Kojote Beuys zugeflüstert hat
Etwa wenn sie kreischende Kinder durch Carsten Höllers Rutsche jagen oder Museumsbesucher in Monika Sosnowskas verbogene Architektur quetschen. Auch hat man Richard Long nie zuvor so energisch durch die Lande stapfen sehen, und die Mäuse im tonlosen John Cage-Konzert Käse verdrücken. Diese Illustrationen machen Spaß, sie sind pfiffig und verspielt und verlieren doch niemals das eigentliche Werk aus den Augen.
Dafür allerdings sorgen vor allem auch die herausragenden Texte von Sebastian Cichocki. Wer glaubt, moderne Kunst sei schwer zu beschreiben und Begeisterung für ihre mitunter rätselhaften Inszenierungen kaum zu wecken, der wird hier eines Besseren belehrt. Mit Sprachwitz und schier übermütiger Lust am Erzählen, vermittelt der Autor, was Duchamp "für eine Type" war, was der Kojote Beuys zugeflüstert haben mag, und warum Félix Gonzáles Torres mit seiner Kunst das Leben feierte.
Quasi nebenbei erklärt Cichocki außerdem die wichtigsten Begriffe der Kunst. Bei ihm ist Performance, wenn ein Künstler mit einer Hasengroßfamilie eine Galerie bewohnt oder Omas ausgestopfter Hase aus der Rumpelkammer im richtigen Kontext als Ready-Made gilt. Wer das liest, wird die Termini nicht mehr vergessen. Solche Texte verlangen viel Fachwissen. Es kindgerecht und – versprochen! – auch zur Freude von Erwachsenen so schwerelos und unterhaltsam weiterzugeben, ist nicht genug zu loben. Fast stiehlt der Autor den Illustratoren damit die Schau. Und das will was heißen.
Besprochen von Eva Hepper
Sebastian Cichocki: Sommerschnee und Wurstmaschine
Sehr moderne Kunst aus aller Welt
Mit Illustrationen von Aleksandra und Daniel Mizieliñscy
Moritz Verlag, Frankfurt/Main 2013
216 Seiten, 19,95 Euro
Dafür allerdings sorgen vor allem auch die herausragenden Texte von Sebastian Cichocki. Wer glaubt, moderne Kunst sei schwer zu beschreiben und Begeisterung für ihre mitunter rätselhaften Inszenierungen kaum zu wecken, der wird hier eines Besseren belehrt. Mit Sprachwitz und schier übermütiger Lust am Erzählen, vermittelt der Autor, was Duchamp "für eine Type" war, was der Kojote Beuys zugeflüstert haben mag, und warum Félix Gonzáles Torres mit seiner Kunst das Leben feierte.
Quasi nebenbei erklärt Cichocki außerdem die wichtigsten Begriffe der Kunst. Bei ihm ist Performance, wenn ein Künstler mit einer Hasengroßfamilie eine Galerie bewohnt oder Omas ausgestopfter Hase aus der Rumpelkammer im richtigen Kontext als Ready-Made gilt. Wer das liest, wird die Termini nicht mehr vergessen. Solche Texte verlangen viel Fachwissen. Es kindgerecht und – versprochen! – auch zur Freude von Erwachsenen so schwerelos und unterhaltsam weiterzugeben, ist nicht genug zu loben. Fast stiehlt der Autor den Illustratoren damit die Schau. Und das will was heißen.
Besprochen von Eva Hepper
Sebastian Cichocki: Sommerschnee und Wurstmaschine
Sehr moderne Kunst aus aller Welt
Mit Illustrationen von Aleksandra und Daniel Mizieliñscy
Moritz Verlag, Frankfurt/Main 2013
216 Seiten, 19,95 Euro