Möglichkeiten und Grenzen der Verjüngung
Das Buch "Das Ende des Alterns" zeigt Möglichkeit und Grenzen der Verjüngung auf. Die Autoren Johannes Huber und Robert Buchacher haben ein spannendes Buch geschrieben, die medizinischen Versprechungen allerdings sollte man mit Vorsicht genießen. Leider fehlt ihnen die kritische Distanz.
Ein 70-Jähriger von heute ist kein Greis mehr wie noch vor 50 Jahren. Die meisten älteren Menschen sind fit, gesund und voller Tatendrang. Man könnte sagen: Ein 70-Jähriger im Jahr 2005 entspricht einem 60-Jährigen von 1955. Das Durchschnittsalter steigt jedes Jahr um drei Monate. Wenn das so weiter geht, werden die heute 40-Jährigen im Mittel über 90 Jahre alt werden. Die wichtigste Ursache dafür sind die geänderten Lebensverhältnisse: Weniger harte körperliche Arbeit, bessere und gesündere Ernährung, sowie eine umfassende medizinische Versorgung.
Die High-Tech-Medizin spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle bei der Lebensverlängerung. Aber das wird sich in den nächsten Jahrzehnten ändern. Dabei wird die Medizin der Zukunft nicht nur das Leben verlängern, sondern die Menschen wirklich jünger machen. Denn Wissenschaftlern ist es gelungen, die Biologie des Alterns zu verstehen. Seit neuestem wissen sie, wie sie auf zellulärer Ebene das Altern hinauszögern können. Das beste Beispiel ist das Klonschaf Dolly. Seine Schöpfer haben aus einer gealterten Euterzelle eines erwachsenen Schafes eine embryonale Zelle geschaffen. Das bedeutet: Sie haben die Uhr des Lebens im Erbgut der Zelle zurückgedreht.
Wenn sich dieser Prozess in jeder Körperzelle des Menschen durchführen ließe, wäre das Altern kein unabwendbares Schicksal mehr, so die Hauptaussage des Buches von Johannes Huber und Robert Buchacher. Der eine ist Medizinprofessor an der Universität Wien und Leiter der österreichischen Bioethik-Kommission, der andere Wissenschaftsredakteur beim Wiener Nachrichtenmagazin "profil". In ihrem gemeinsamen Buch haben sie die wichtigsten Erfolge der medizinischen Grundlagenforschung der letzten Jahre zusammengetragen.
Demnach erscheint der menschliche Körper den Wissenschaftlern heute nicht mehr als "Maschine", die durch Verschleiß immer älter wird, sondern als System, das sich ständig selbst erneuert. Die entscheidenden Triebkräfte dieser Verjüngung sind die Stammzellen. Sie sitzen in jedem Gewebe des Körpers. Ihre Aufgabe ist es alte, defekte Zellen durch junge, gesunde zu ersetzen. Dieser Prozess läuft permanent ab, in manchen Organen schneller, in anderen langsamer. Erst wenn die Erneuerungskraft der Stammzellen nachläßt, wird ein Mensch alt.
Einige der Erbanlagen, die der ständigen Verjüngung ein Ende setzen, sind bereits bekannt. Sie steuern den Alterungsprozess. Im Erbgut ist somit eine Art Höchstalter einprogrammiert. Aber durch Gentechnik lässt sich das Programm ändern. In den Genlabors der Welt sind bereits uralte Fadenfürmer, Fliegen und sogar Methusalem-Mäuse entstanden. Die Übertragung dieses Wissens in die praktische Medizin steht nach Ansicht von Johannes Huber und Robert Buchacher unmittelbar bevor. Die Autoren sind davon überzeugt, dass die Anti-Aging-Medizin ihre Versprechungen schon bald wahr machen kann und den Menschen wenn schon nicht die ewige, so doch eine jahrzehntelange Jugend bescheren wird.
Ethische Bedenken, Schwierigkeiten bei der Therapie mit Stammzellen, Risiken und Nebenwirkungen bisheriger Verjüngungsversuche verschweigen die Autoren. Dabei gibt es durchaus Forschungsergebnisse, die den Optimismus bremsen. So ist bekannt, dass jede Verjüngung teilungsfreudige Zellen erzeugt und so die Krebsgefahr erhöht. Das gilt für Stammzellen- und Hormontherapien gleichermaßen. Huber und Buchacher sehen darin kein grundlegendes Problem, lediglich ein paar Stolpersteine, die die Wissenschaft auf dem Weg zur allgemeinen Verjüngung aus dem Weg räumen muss und wird.
Das Buch liefert also kein objektives Bild über Möglichkeiten und Grenzen der Verjüngung. Die Autoren sind Anhänger der schnell wachsenden Anti-Aging-Medizin. Ihre Sprache ist immer wieder von wissenschaftlichen Floskeln durchsetzt. Auch einige nicht erklärte medizinische Fachwörter haben sich eingeschlichen. Aber das Buch liefert alle drei bis fünf Seiten kurze Zusammenfassungen, die die Aussagen der letzten Seiten noch einmal auf den Punkt bringen. Manche klingen allerdings eher wie Glaubenssätze der Parolen.
Fazit: "Das Ende des Alterns" ist ein spannendes Buch über die biologischen Grundlagen des Alterns. Die medizinischen Versprechungen allerdings sollte man mit Vorsicht genießen. Leider fehlt die kritische Distanz.
Johannes Huber/Robert Buchacher: Das Ende des Alterns
Bahnbrechende medizinische Möglichkeiten der Verjüngung
Econ-Verlag, 2005
ISBN: 3-430-14703-4
285 Seiten für 19,95 Euro
Die High-Tech-Medizin spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle bei der Lebensverlängerung. Aber das wird sich in den nächsten Jahrzehnten ändern. Dabei wird die Medizin der Zukunft nicht nur das Leben verlängern, sondern die Menschen wirklich jünger machen. Denn Wissenschaftlern ist es gelungen, die Biologie des Alterns zu verstehen. Seit neuestem wissen sie, wie sie auf zellulärer Ebene das Altern hinauszögern können. Das beste Beispiel ist das Klonschaf Dolly. Seine Schöpfer haben aus einer gealterten Euterzelle eines erwachsenen Schafes eine embryonale Zelle geschaffen. Das bedeutet: Sie haben die Uhr des Lebens im Erbgut der Zelle zurückgedreht.
Wenn sich dieser Prozess in jeder Körperzelle des Menschen durchführen ließe, wäre das Altern kein unabwendbares Schicksal mehr, so die Hauptaussage des Buches von Johannes Huber und Robert Buchacher. Der eine ist Medizinprofessor an der Universität Wien und Leiter der österreichischen Bioethik-Kommission, der andere Wissenschaftsredakteur beim Wiener Nachrichtenmagazin "profil". In ihrem gemeinsamen Buch haben sie die wichtigsten Erfolge der medizinischen Grundlagenforschung der letzten Jahre zusammengetragen.
Demnach erscheint der menschliche Körper den Wissenschaftlern heute nicht mehr als "Maschine", die durch Verschleiß immer älter wird, sondern als System, das sich ständig selbst erneuert. Die entscheidenden Triebkräfte dieser Verjüngung sind die Stammzellen. Sie sitzen in jedem Gewebe des Körpers. Ihre Aufgabe ist es alte, defekte Zellen durch junge, gesunde zu ersetzen. Dieser Prozess läuft permanent ab, in manchen Organen schneller, in anderen langsamer. Erst wenn die Erneuerungskraft der Stammzellen nachläßt, wird ein Mensch alt.
Einige der Erbanlagen, die der ständigen Verjüngung ein Ende setzen, sind bereits bekannt. Sie steuern den Alterungsprozess. Im Erbgut ist somit eine Art Höchstalter einprogrammiert. Aber durch Gentechnik lässt sich das Programm ändern. In den Genlabors der Welt sind bereits uralte Fadenfürmer, Fliegen und sogar Methusalem-Mäuse entstanden. Die Übertragung dieses Wissens in die praktische Medizin steht nach Ansicht von Johannes Huber und Robert Buchacher unmittelbar bevor. Die Autoren sind davon überzeugt, dass die Anti-Aging-Medizin ihre Versprechungen schon bald wahr machen kann und den Menschen wenn schon nicht die ewige, so doch eine jahrzehntelange Jugend bescheren wird.
Ethische Bedenken, Schwierigkeiten bei der Therapie mit Stammzellen, Risiken und Nebenwirkungen bisheriger Verjüngungsversuche verschweigen die Autoren. Dabei gibt es durchaus Forschungsergebnisse, die den Optimismus bremsen. So ist bekannt, dass jede Verjüngung teilungsfreudige Zellen erzeugt und so die Krebsgefahr erhöht. Das gilt für Stammzellen- und Hormontherapien gleichermaßen. Huber und Buchacher sehen darin kein grundlegendes Problem, lediglich ein paar Stolpersteine, die die Wissenschaft auf dem Weg zur allgemeinen Verjüngung aus dem Weg räumen muss und wird.
Das Buch liefert also kein objektives Bild über Möglichkeiten und Grenzen der Verjüngung. Die Autoren sind Anhänger der schnell wachsenden Anti-Aging-Medizin. Ihre Sprache ist immer wieder von wissenschaftlichen Floskeln durchsetzt. Auch einige nicht erklärte medizinische Fachwörter haben sich eingeschlichen. Aber das Buch liefert alle drei bis fünf Seiten kurze Zusammenfassungen, die die Aussagen der letzten Seiten noch einmal auf den Punkt bringen. Manche klingen allerdings eher wie Glaubenssätze der Parolen.
Fazit: "Das Ende des Alterns" ist ein spannendes Buch über die biologischen Grundlagen des Alterns. Die medizinischen Versprechungen allerdings sollte man mit Vorsicht genießen. Leider fehlt die kritische Distanz.
Johannes Huber/Robert Buchacher: Das Ende des Alterns
Bahnbrechende medizinische Möglichkeiten der Verjüngung
Econ-Verlag, 2005
ISBN: 3-430-14703-4
285 Seiten für 19,95 Euro