Mohamed Amjahid ist Jahrgang 1988, er war Redakteur bei der "Zeit" und beim "Zeit-Magazin - und wurde mehrfach ausgezeichnet für seine Arbeit.
Mohamed Amjahid: Der weiße Fleck
Eine Anleitung zu antirassistischem Denken
Piper Verlag 2021
224 Seiten, EUR 16
Unsichtbare Privilegien weißer Menschen sichtbar machen
12:36 Minuten
In seinem neuen Buch "Der weiße Fleck" zeigt Mohamed Amjahids strukturellen Rassismus auf. Der titelgebende weiße Fleck meint, "dass man sich als weiße Person gar nicht mit seinen Privilegien auseinandersetzen muss".
Mohamed Amjahids erstes Buch "Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein" hat viel Aufmerksamkeit bekommen. Sein neues Buch "Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu anti-rassistischem Denken" behandelt das gleiche Thema. Es beginnt mit dem Satz:
"Mein Name ist Mohamed, und ich mache mir große Sorgen um meine körperliche Unversehrtheit, meine Existenz, mein Leben in Deutschland, in Europa, im sogenannten Westen."
Ein Grund dafür seien die rassistischen Diskurse, "wo Menschen darauf pochen in Deutschland, dass sie verletzbare Minderheiten ausschließen ganz konkret, dann ist mir bange."
Auch der Jahrestag des Anschlags in Hanau habe ihn wieder daran erinnert, dass viel falsch laufe.
Von Sprache zu physischer Gewalt
Den titelgebenden "Weißen Fleck" sieht er vor allem in dem Privileg, "dass man sich als weiße Person mit seinen Privilegien gar nicht auseinandersetzen muss." Das sei der Kern der Debatte. Es gehe ihm auch in diesem Buch darum, "unsichtbare Privilegienkonstellationen sichtbar zu machen".
Das Privileg bestehe auch darin, dass man Diskriminierungsformen "nicht mitdenken muss im Alltag, wenn man nicht rassifiziert, also nicht von Rassismus betroffen ist".
Formen von strukturellem Rassismus
Diese Diskriminierung betreffe den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt, den Bildungsmarkt.
"Wir kennen ja die Studien dazu. Wenn Sie einen bestimmten Namen haben, dann kriegen Sie eine bestimmte Arbeitsstelle eher nicht. Oder wenn von Rassismus betroffene Menschen sich 15 Mal überlegen müssen, ob sie in Notsituationen die 110 wählen oder nicht, dann ist das ein Problem."
Viele entschieden sich dagegen, weil sie fürchteten, in den Fokus zu geraten und von Polizeibeamtinnen oder –beamten bezichtigt zu werden, selbst eine Straftat begangen zu haben, so Amjahid.
Im Buch stelle er die Frage, für wen die Strukturen in Deutschland eigentlich da seien: Politik, Polizei oder ein großer Teil der Medien etwa.
"Genau diese ganz simplen Fragen zu stellen, hilft, glaube ich, auch dabei, alles noch mal neu zu sortieren und in einen Dialog zu treten, damit eine inklusivere Gesellschaft dabei rauskommt."
Widerstand gegen emanzipatorische Diskurse
Amjahid berichtet, dass ihm sein erstes Buch auch schwierige Erfahrungen gebracht hat: etwa weiße Chefs, die ihm dieses Buch über die weiße Privilegiertheit übel genommen haben.
Er habe lernen müssen, dass es Widerstand gegen diese emanzipatorischen Diskurse in Deutschland gibt, sagt Amjahid. Außerdem nähmen sehr viele Menschen strukturelle Kritik sehr persönlich. Das habe ihn dazu motiviert, das neue Buch zu schreiben.
(abr)