Streit um Mohammed-Abbildungen

Darf man Bilder des Propheten in Uni-Kursen zeigen?

08:17 Minuten
Prophet Mohammed reitet auf einem Pferd im Himmel, mit verdecktem Kopf. Eine historische persische Abbildung.
Eine historische persische Abbildung vom Propheten Mohammed, hier mit verdecktem Kopf. © Getty Images / Bettmann Archive
Doris Simon im Gespräch mit Marietta Schwarz |
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Was wiegt schwerer - akademische Freiheit oder religiöse Gefühle? Eine Frage, die immer wieder für Diskussionen sorgt. In den USA entbrannte sie an einer Vorlesung über Kunstgeschichte und sorgte für die Entlassung der Dozentin.
Die Kunsthistorikerin an der privaten Hamline University in St. Paul, Minnesota, hatte Vorsichtsmaßnahmen getroffen. In der Ankündigung für den Onlinekurs über Kunstgeschichte und Weltreligionen stand, sie werde Abbildungen des Propheten Mohammed zeigen. Und auch im Kurs selbst warnte sie fünf Minuten vorher, dass gleich ein Bild von Mohammed zu sehen sein werde. Falls das für jemanden ein Problem sei, solle er sich melden. Es meldete sich niemand.
Und doch beschwerte sich eine Studentin nach der Vorlesung bei der Universitätsleitung. Andere muslimische Studierende, die nicht an dem Kurs teilgenommen hatten, schlossen sich ihr an. Sie sprachen von einem Angriff auf ihre Religion und verlangten eine entsprechende Reaktion des Colleges. Und die kam: Die Dozentin wurde entlassen.

Aufregung über ein Bild aus dem 14. Jahrhundert

Gezeigt hatte die Kunsthistorikerin ein Bild, das im 14. Jahrhundert für einen persischen Herrscher angefertigt wurde. Darauf ist der Erzengel Gabriel zu sehen, der auf den Propheten Mohammed zeigt und ihm die ersten Suren des Koran als Allahs Worte eingibt. Obwohl die Darstellung des Propheten im Koran nicht explizit verboten ist, lehnen viele Muslime diese ab.

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Anders als bei den Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ geht es in diesem Fall nicht um despektierliche Darstellungen des Propheten. Und doch nahm die Diskussion Fahrt auf: Die College-Leitung bezeichnete den Vorfall als "islamophob" und schrieb in einer Erklärung, der Respekt für muslimische Studierende habe Vorrang vor der akademischen Freiheit.
Die Schriftsteller-Vereinigung PEN America sprach von "einer der ungeheuerlichsten Verletzung der akademischen Freiheit in jüngster Zeit". Der "Council on American-Islamic Relations", der sich selbst als größte Zivilrechtsorganisation für Muslime in den USA beschreibt, urteilte um Ausgleich bemüht. Er rate zwar davon ab, Bilder des Propheten zu zeigen, sei sich aber auch bewusst, dass Professorinnen, die mittelalterliche Bilder aus akademischen Gründen betrachten, etwas anderes seien als Islamfeinde, die solche Bilder zeigen, um Anstoß zu erregen.

Früher war die Uni sehr weiß

Für die Uni habe die Diskussion auch eine finanzielle Dimension, meint Doris Simon, USA-Korrespondentin von Deutschlandfunk Kultur. Hamline sei früher ein sehr weißes College gewesen und habe in letzter Zeit gezielt unterschiedliche ethnische Gruppen angesprochen. Die versuche man jetzt zu halten, indem man sich konsequent hinter die muslimischen Studierenden stellt.
Der Kontext, in dem die Abbildungen gezeigt werden, spielt auf jeden Fall eine große Rolle. In Washington prangt seit 1931 auf einem Fries im obersten Gerichtshof ein Bild von Mohammed, der einen Krummsäbel schwingt und mit der linken Hand einen Koran umklammert.
Mehr als 40 Jahre später gab es Beschwerden von muslimischen Organisationen. Daraufhin forderte der Gerichtshof ein Gutachten bei der Azhar-Universität in Kairo an. Ergebnis: Das Bild darf bleiben, weil es in guter Absicht verfertigt wurde. Es zeige, dass die Muslime in den USA dazugehören.
(beb/AP)
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