Zum Tod von Christoph Stölzl
„Sein Geist, sein Lebenswissen, seine Weisheit, die waren wichtig“, sagt Monika Grütters über Christoph Stölzl. © picture alliance / dpa / Annette Riedl
Mentor, Vorbild, Ratgeber
08:37 Minuten
Der Historiker Christoph Stölzl ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters erinnert sich an einen Freund und hochbegabten, geistreichen Intellektuellen, dessen Geschichtsbewusstsein prägend war.
Der Historiker und frühere Berliner Wissenschafts- und Kultursenator Christoph Stölzl ist tot. Der CDU-Politiker starb im Alter von 78 Jahren im bayerischen Evenhausen, wie die Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar bestätigte. Stölzl war neben zahlreichen anderen Funktionen in Kultur und Politik bis 2022 Präsident der Hochschule.
1944 in Westheim bei Augsburg geboren, wuchs Stölzl im Münchner Bildungsbürgertum auf. Er studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie. Mit 36 Jahren wurde Stölzl Direktor des Stadtmuseums München. 1987 wurde er dann in Berlin Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums. Bis 1999 blieb er auf der Position.
Sie habe viele Jahre mit Stölzl zusammengearbeitet und nun einen sehr guten Freund verloren, sagt die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Stölzl sei Mentor, Vorbild und Ratgeber gewesen.
Mensch mit vielen Begabungen
Für Grütters war Stölzl eine "Ausnahmeerscheinung". „Er hat Geschichte und Literatur studiert, war selber auch Musiker und Künstler - wo findet man heute noch diese Begabung, diesen ganzen Kosmos?“
Bis heute sei das Deutsche Historische Museum von seinem Geschichtsbewusstsein geprägt, sagt Grütters. „Er hat aus jedem Museum eine Schatzkammer des Geistes, der Geschichte, der Tradition gemacht – also konservativ im allerbesten Sinne.“
Stölzl habe es verstanden, Geschichte anhand einzelner Objekte zu erzählen. Als „geistiger Kosmopolit“ sei er historisch in jeder Epoche und weltweit zu Hause gewesen. Und er habe als brillanter Denker aus dem Stegreif geistreich formulieren können, so Grütters. „Das habe ich bei niemandem je wieder so erlebt wie bei ihm, und deshalb war es eine Lust, mit ihm zusammen zu sein.“
Kulturpolitiker und Helfer in der Not
Als guter Netzwerker und Kommunikator engagierte sich Stölzl ab dem Jahr 2000 auch als Politiker: In Berlin wurde er Kultursenator und Landeschef der CDU. Als Kulturstaatsministerin habe sie ihn angerufen, wenn sie nicht weiterwusste, berichtet Grütters. Wie etwa 2019, als das Jüdische Museum in Berlin ohne Leitung dastand. „Sein Geist, sein Lebenswissen, seine Weisheit, die waren wichtig.“ Damals sei Stölzl mit großer Empathie als Vertrauensperson monatelang „für uns und das Jüdische Museum“ dagewesen.
(mle/dpa)