Monika Maron wird 80

"Eine prototypische Intellektuelle aus dem deutschen Osten"

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Die Schriftstellerin Monika Maron
Die Schriftstellerin Monika Maron hat mit ihrem Widerspruchsgeist immer wieder Debatten angeregt. © picture-alliance / dpa/ Klaus-Dietmar Gabbert
Jörg Magenau im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Zu ihrem 80. Geburtstag würdigt der Literaturkritiker Jörg Magenau die Schriftstellerin Monika Maron als streitbare Intellektuelle, die sich weder in der DDR noch im vereinten Deutschland der Gesellschaft zugehörig fühle.
In Monika Marons Leben spiegele sich eine typische deutsche Biografie, sagt der Autor und Literaturkritiker Jörg Magenau anlässlich des 80. Geburtstag der Schriftstellerin. Die Verfasserin von Romanen wie "Flugasche" oder "Stille Zeile Sechs" sei eine "prototypische Intellektuelle aus dem deutschen Osten".
Marons jüdischer Großvater sei von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet worden, ihre Mutter nach 1945 zur Kommunistin geworden - auch in Reaktion auf das Schicksal des Großvaters. Viele deutsche Juden hätten sich in den Kommunismus hineingerettet.

Aufgewachsen in der DDR-Parteielite

Marons Vater war der DDR-Innenminister Karl Maron, sodass die Autorin als Tochter eines DDR-Funktionärs aufwuchs. "Sie war eigentlich in ihrer Kindheit Teil der Nomenklatura und hat von dort aus das DDR-Geschehen betrachtet."
Auch das sei für DDR-Intellektuelle typisch, sagt Magenau und verweist auf einen ähnlichen Werdegang des Schriftstellerkollegen Thomas Brasch. Die Konflikte, die man mit dem Staat hatte, seien für sie auch innerfamiliäre Konflikte gewesen.
Zu den Wendungen im Leben von Maron gehöre auch, dass die Staatssicherheit die Schriftstellerin einige Zeit als inoffizielle Mitarbeiterin (IM) geführt habe, obwohl sie nichts unterschrieben habe und nicht habe berichten wollen, so Magenau. Sie habe Gespräche mit der Stasi geführt.
"Was zumindest zeigt, dass die Nähe zwischen Opposition, Dissidententum, Mitmachen, opportunistisch sein und gleichzeitig eine extrem kritische Position zu beziehen, nicht so fein säuberlich zu trennen ist, wie man das immer denkt."

Frühe ökologische Literatur

In ihrem 1981 erschienenen Roman "Flugasche" verarbeitete die frühere Journalistin ihre Erfahrungen als Reporterin im Chemiekombinat Bitterfeld. Das Buch erschien damals nur im Westen. Man habe es nicht nur als DDR-kritisches Buch, sondern auch als ökologisches Manifest lesen können, sagt Magenau. "Es ist ein frühes Beispiel von ökologischer Literatur."
Heute sei Maron allerdings keineswegs grün. "Weil die grüne Partei auch all das vertritt, was ihr ideologisch auf den Geist geht und wogegen sie opponiert, nämlich vor allem die politische Correctness und diese Moralisierung der Politik", so der Literaturkritiker. "Insofern ist die grüne Monika Maron eher die junge Monika Maron."

Der Gesellschaft nicht zugehörig fühlen

Ihre umstrittenen Äußerungen der vergangenen Jahre und ihre dezidierte Merkel-Kritik erklärt Magenau so, dass sich nicht etwa Maron radikalisiert habe, sondern das Land um sie herum und die politische Öffentlichkeit hätten sich verändert. "Die Radikalisierung ist ein schleichender Prozess und nicht plötzlich einsetzende Altersradikalität bei ihr", sagt er.
Es mache sie aus, dass sie sich zu einer Gesellschaft nicht zugehörig fühle. Das gelte für die DDR ebenso wie für die Zeit nach der Wende und Wiedervereinigung. Auch das sei durchaus typisch für Intellektuelle aus dem deutschen Osten: Die Erfahrung der Nicht-Zugehörigkeit und das Sprechen gegen eine zensierte Öffentlichkeit werde mitgebracht und auf die neue bundesdeutsche Öffentlichkeit projiziert.
(gem)
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