Jontek - Piotr Beczała, Tenor
Halka - Corinne Winters, Sopran
Stolnik - Alexey Tikhomirov, Bass
Zofia - Natalia Kawałek-Plewniak, Mezzosopran
Janusz - Tomasz Konieczny, Bariton
Dziemba - Lukas Jakobski, Bass
Arnold Schönberg Chor
ORF Radio Symphonie Orchester Wien
Leitung: Łukasz Borowicz
Die polnische Nationaloper
Das Moniuszko-Jahr zum 200. Geburtstag des polnischen Komponisten endet mit seiner bekanntesten Oper "Halka" in einer Aufnahme mit dem ORF-RSO Wien, hervorragenden Solisten, dem Dirigenten Łukasz Borowicz und Corinne Winters in der Titelrolle.
Auf ihr gründet sich sein guter Ruf, zumindest außerhalb Polens. Die Oper "Halka" erfüllt alle Erwartungen an romantische Folklore und hat dennoch den Rang eines Jahrhundertwerks - Stanisław Moniuszko sprach seinem Publikum aus der Seele. Und er fand die richtigen Töne für eine Nationaloper. Am Theater an der Wien fand nun in Koproduktion mit dem Teatr Wielki in Warschau eine Neuproduktion dieses Werks statt. Der Dirigent Łukasz Borowicz sorgte auch musikalisch für eine zeitgemäße Interpretation, denn über beinahe zwei Jahrhunderte erfüllte das Werk wegen seiner patriotischen Deutung und Bedeutung in Polen den Status eines musealen Gegenstandes.
Gesungen wird in der polnischen Originalsprache, wobei Moniuszko seine Opern auch immer parallel auf Italienisch komponiert hat, um sie europaweit vermarkten zu können. Das ist ihm leider nie gelungen, doch zeigten die Aufführungen seiner Werke auf Italienisch im ablaufenden Jubiläumsjahr, wie universell, schnittig und flüssig seine Dramen konzipiert und komponiert sind. Łukasz Borowicz hat bereits im Frühling die Oper "Paria" überzeugend aufgeführt mit der Filharmonia Poznanska. Im Sommer legte in Warschau Fabio Biondi mit Europa Galante nach mit einer italienischen Fassung der "Halka".
Großartige Choroper
Neben der US-Amerikanerin Corinne Winters sind die meisten Rollen mit polnischen Künstlern besetzt - allen voran Piotr Beczała als Bauernjunge Jontek und Tomasz Konieczny als Janusz. Nicht gering zu schätzen ist auch die Leistung des Arnold-Schönberg-Chors Wien, denn die "Halka" ist nicht zuletzt eine großartige Choroper mit vielen brillanten Partien für Bedienstete, Bauern, Goralen (Bergbewohner) und andere Gruppen und Massen.
Sozialkritisch und patriotisch
Kaum eine romantische Grand Opéra ist so sozialkritisch wie Moniuszkos "Halka". Dass sie als national gelten konnte, verdankt sie vor allem der vielen eindeutig polnischen Musik, den Goralen-Tänzen, den Polonaisen und Mazurken in ihr. Die Handlung stellt aber den polnischen Adel genauso bloß wie die Besatzer und Unterdrücker der polnischen Kultur und Staatlichkeit, in diesem Fall die russischen Okkupanten. Zu Zeiten des Sozialismus ließ sich die "Halka" unverändert gut aufführen, denn das einfache Volk ist hier der Sympathieträger.
Geschwängerte Vollwaise ohne Hass
Der junge Baron Janusz hat das Bauernmädchen und Vollwaise Halka geschwängert und ihr von der Liebe erzählt. Als er nun die Grafentochter Zofia heiratet, selbst in diesem Moment ist er zu feige, ehrlich zu sein. Der Bauernjunge Jontek liebt Halka wirklich, doch die hängt bis zum Schluss an Janusz, dem Bessergestellten, der sie verraten und verleugnet hat. Sie stürzt sich lieber samt ihrem Ungeborenen in den Wasserfall, als ihr Leben neu zu denken. Und im Sterben vergibt sie dem verräterischen Janusz. Die Bauern und Goralen wollen um sie trauern, sollen aber fröhliche Hochzeitslieder singen. Eine Zumutung - in der Warschauer-Wiener Koproduktion wird die Szenerie in die Volksrepublik Polen in ihrer spätdekadenten Phase verlegt. Das dürfte sogar den derzeit Herrschenden in Polen nicht missfallen.
Theater an der Wien
Aufzeichnung vom 17. Dezember 2019
Aufzeichnung vom 17. Dezember 2019
Stanisław Moniuszko
"Halka", Oper in vier Akten
Libretto: Włodzimierz Wolski
"Halka", Oper in vier Akten
Libretto: Włodzimierz Wolski