Der lebende Feinstaubfilter
Moos kann helfen, die Feinstaubbelastung unserer Städte zu reduzieren. Erste Mooswände gibt es schon, überhaupt ist vertikale Begrünung ja sehr en vogue. Warum lässt man eigentlich nicht Autos direkt bemoost durch die Städte fahren?
Neulich bei der Re:publica wurde ein künstlicher Baum zur Feinstaub-Entlastung in unseren Städten präsentiert: Das Projekt nennt sich "City Tree" und basiert auf der faszinierenden Wirkung von Moosen, Feinstaub zu "fressen":
"Das Tolle am Moos ist, dass der Feinstaub direkt auf den Blättern aufliegt, das Moos das ansaugt und in seine unschädlichen Teile zerlegt, für uns unschädlich macht und dadurch weiterlebt", erzählte mir Peter Sänger, einer der vier Gründer des Start-Up-Unternehmens "Green City Solutions".
Moose sind genial designt: Sie besitzen keine Wurzeln, sondern nehmen ihre Nährstoffe allein über die Oberfläche auf. Diese Oberfläche funktioniert wie ein Microfasertuch, an dem Feinstaub haften bleibt. Etwa 70 Prozent des Drecks in der Luft kann das Moos zerlegen. Und das geht so:
"Das Moos hat eine löchrige Oberfläche, wo diese Feinstäube einwandern können, und dort beginnt der Zertrennungsprozess. Und dann entscheidet das Moos: Das kann ich aufnehmen, das hilft mir beim Wachsen, das muss ich einlagern, hier muss ich noch einen weiteren Prozess machen, um das zu verwenden."
Deckpflanzen, die den Gasaustausch befördern
Diese und viele andere hervorragende Eigenschaften von Moos sind in der Fachwelt schon länger bekannt. Aber der "City Tree" scheint die erste wirklich anwendbare Weiterentwicklung des Naturpatents zu sein: ein vertikales Stadtmöbel für Plätze mit besonders hoher Feinstaubbelastung, wie eine geschosshohe Wand, aus der sich in Sitzhöhe noch eine Bank herauswölbt. Im unteren Teil sind großblättrige Deckpflanzen, die den Gasaustausch befördern:
- "Die Blätter sehen ein bisschen aus wie Salat, oder?"
- "Um Gottes Willen, nein! Das sind Wolfsmilchgewächse."
- "Um Gottes Willen, nein! Das sind Wolfsmilchgewächse."
Im Inneren geht es hoch-digital zu: Messungen der Luft, des Nährstoffbedarfs, Pumpensystem. Eine feine Sache. Und doch: Ich schäme mich ein bisschen, das zu sagen: Brauchen wir wirklich noch ein Stadtmöbel mehr, eine Wand, gegen die ich glotze, auch wenn sie grün bemoost ist?
Warum integriert man das nicht in Hausfassaden, oder in Auto-Karosserien?! Ja genau – diese Idee kam mir, als ich kürzlich in Berlin-Kreuzberg mit Hanns-Lüdecke Rodewald vor einem 60-jährigen Opel Caravan stand:
- "So sieht ein Auto aus, das vier Jahrzehnte nicht gewaschen wird?"
- "Nicht gepflegt wird, nicht gewaschen wird, sich einfach selbst überlassen wird."
- "Bemoost, das ist ja mein Thema!"
- "Hier wachsen Moose, aber auch Flechten auf dem Auto. Wir können mal rumgehen. Hier wächst das Moos, und das kommt, weil diese Lüftungsklappe, da hat sich anscheinend Erde drin gesammelt, da kommt das aus diesen Ritzen überall raus."
- "Nicht gepflegt wird, nicht gewaschen wird, sich einfach selbst überlassen wird."
- "Bemoost, das ist ja mein Thema!"
- "Hier wachsen Moose, aber auch Flechten auf dem Auto. Wir können mal rumgehen. Hier wächst das Moos, und das kommt, weil diese Lüftungsklappe, da hat sich anscheinend Erde drin gesammelt, da kommt das aus diesen Ritzen überall raus."
Ökologie und die Ästhetik des Autofahrers
Rodewald ist in der Lokalpresse schon ein bisschen bekannt: Sein Opel ist, so verrostet und vermoost, wie er im Kreuzberger Bionade-Kiez parkt, ein Hingucker und sehr fotogen. Die Geschichte ist die, dass dieses Auto, obwohl fahrtüchtig, mit TÜV und zugelassen, keinen Oldtimer-Status bekommt:
- "Er ist zu ungepflegt!
- "Ja. Moos macht die Substanz zwar nicht ganz kaputt..."
- "Ja. Moos macht die Substanz zwar nicht ganz kaputt..."
... verhindert aber, dass Herr Rodewald, selbst übrigens Professor für Kraftfahrzeugtechnik, mit diesem Auto in der Stadt fahren darf: Umweltzone, Sie wissen schon, Feinstaubbelastung....
"Ob ich parken darf, ist auch strittig. Ich muss das Ding auf einen Anhänger laden, rausfahren, und da darf ich fahren."
Die naheliegende Frage ist natürlich die:
"Aber Herr Rodewald, warum pflegen Sie ihr Auto nicht, warum haben Sie das nie gepflegt?"
Aber während Herr Rodewald antwortet, früher sei Autopflege in seinen Kreisen halt uncool gewesen, kommt mir ein ganz anderer Gedanke:
- "Was halten Sie von der Idee, dass Autos bemoost durch die Stadt fahren, um ihren eigenen Feinstaub wieder zu filtern?"
- "Na, hier ist noch nicht allzu viel Moos drauf."
- "Man könnte da nachhelfen."
- "Ich hab auch schon mal ein Auto gesehen, dass hatte so einen Dachgarten obenauf. Ja, theoretisch ginge das, dass man Moos oder einen anderen Stoff auf's Auto bringt, das den Feinstaub filtert. Aber das entspricht nicht der Ästhetik des deutschen Autofahrers."
- "Na, hier ist noch nicht allzu viel Moos drauf."
- "Man könnte da nachhelfen."
- "Ich hab auch schon mal ein Auto gesehen, dass hatte so einen Dachgarten obenauf. Ja, theoretisch ginge das, dass man Moos oder einen anderen Stoff auf's Auto bringt, das den Feinstaub filtert. Aber das entspricht nicht der Ästhetik des deutschen Autofahrers."