Moralischer Zwiespalt
Die südafrikanische Regisseurin Pia Marais erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die aus Versehen einen Mann anfährt. "Layla Fourie" ist ein berührendes, spannendes Psychodrama, das durch atmosphärische Dichte und das intensive Spiel Rayna Campbells besticht.
Der dritte Spielfilm der in Südafrika als Tochter schwedisch-südafrikanischer Eltern aufgewachsenen Regisseurin Pia Marais, die an der DFFB studierte und seither in Berlin lebt, spielt in ihrer Heimat Südafrika. Sie hat dafür eine lange Reise gemacht, umfangreich recherchiert und in Interviews nach der Weltpremiere auf der Berlinale erklärt, dass sie nicht wieder dort leben möchte.
Das liegt an der Atmosphäre von Gewalt und Misstrauen, die die Nach-Apartheid-Gesellschaft kennzeichnet und der sie in ihrem Film in einer ganz individuellen Geschichte nachspürt. Sie erzählt von einer jungen Frau, einer Schwarzafrikanerin, die sich zu Beginn um ihre erste feste Anstellung bewirbt. Das ist für sie wichtig, da sie ihren Sohn Kane (Rapule Hendricks) allein aufzieht. Sie besteht den Test und bekommt auch wirklich einen ersten Auftrag von der Sicherheitsfirma, der sie ans andere Ende des Landes führt. Sie wird mit Hilfe eines Lügendetektors Neueinstellungen für ein Spielcasino überprüfen, offensichtlich eine gängige Praxis in dem Land, der sie sich selbst auch unterziehen musste.
Doch auf Fahrt durch die Nacht, auf die sie ihren Sohn mitnehmen muss, passiert ein Unfall. Eine Sekunde Unachtsamkeit, die Paranoia, in einen Überfall zu geraten, verhindert das rechtzeitige Bremsen, als aus der Dunkelheit ein Mann neben seinem stehenden Auto auftaucht. In einem sicheren Rechtssystem wäre die Entscheidung klar: zur Polizei gehen und den Unfall melden. Für Layla Fourie ist die moralische Entscheidung ungleich schwerer. Sie hat einen Mann angefahren, als sie das Krankenhaus erreicht, ist er tot und in der Polizeistation findet sie keine Worte. Die alles überschattende Sorge, was aus ihrem 10jährigen Sohn wird, wenn sie ins Gefängnis muss oder nur, wenn sich die Untersuchung hinzieht, lässt sie die Sache verschweigen. Das setzt eine Spirale von Lügen und Misstrauen in Gang, die vor allem die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn aushöhlt.
"Layla Fourie" ist ein berührendes, spannendes Psychodrama, das durch atmosphärische Dichte und das intensive Spiel Rayna Campbells besticht. Auch durch die genaue soziale Verortung bleibt sie für uns eine Identifikationsfigur, die den Zuschauer in ihren moralischen Zwiespalt zu ziehen vermag. Die Filmfiguren neben ihr sind absichtlich diesem zentralen Konflikt zu- und beigeordnet. So spielt August Diehl den Sohn des toten Mannes, dem sie unbeabsichtigt immer näher kommt. Über ihn bekommen wir Einblick in die mit Sicherheitszäunen abgeschirmte, materiell immer noch privilegierte Welt der weißen Südafrikaner. Sie finden sich verunsichert und bedroht in einer brodelnden Gesellschaft wieder, die freilich keinem ihrer Mitglieder Freiheit und Sicherheit garantieren kann. Offensichtlich war es das, was Pia Marais erzählen wollte und im individuellen Schicksal der Filmheldin wird das auch ohne die überdeutlichen Parallelerzählungen erlebbar. Selten gelingt einem Filmdrama übrigens ein so bestechender Schluss, der logische Handlungskonsequenz und Hoffnung zugleich ist.
Das liegt an der Atmosphäre von Gewalt und Misstrauen, die die Nach-Apartheid-Gesellschaft kennzeichnet und der sie in ihrem Film in einer ganz individuellen Geschichte nachspürt. Sie erzählt von einer jungen Frau, einer Schwarzafrikanerin, die sich zu Beginn um ihre erste feste Anstellung bewirbt. Das ist für sie wichtig, da sie ihren Sohn Kane (Rapule Hendricks) allein aufzieht. Sie besteht den Test und bekommt auch wirklich einen ersten Auftrag von der Sicherheitsfirma, der sie ans andere Ende des Landes führt. Sie wird mit Hilfe eines Lügendetektors Neueinstellungen für ein Spielcasino überprüfen, offensichtlich eine gängige Praxis in dem Land, der sie sich selbst auch unterziehen musste.
Doch auf Fahrt durch die Nacht, auf die sie ihren Sohn mitnehmen muss, passiert ein Unfall. Eine Sekunde Unachtsamkeit, die Paranoia, in einen Überfall zu geraten, verhindert das rechtzeitige Bremsen, als aus der Dunkelheit ein Mann neben seinem stehenden Auto auftaucht. In einem sicheren Rechtssystem wäre die Entscheidung klar: zur Polizei gehen und den Unfall melden. Für Layla Fourie ist die moralische Entscheidung ungleich schwerer. Sie hat einen Mann angefahren, als sie das Krankenhaus erreicht, ist er tot und in der Polizeistation findet sie keine Worte. Die alles überschattende Sorge, was aus ihrem 10jährigen Sohn wird, wenn sie ins Gefängnis muss oder nur, wenn sich die Untersuchung hinzieht, lässt sie die Sache verschweigen. Das setzt eine Spirale von Lügen und Misstrauen in Gang, die vor allem die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn aushöhlt.
"Layla Fourie" ist ein berührendes, spannendes Psychodrama, das durch atmosphärische Dichte und das intensive Spiel Rayna Campbells besticht. Auch durch die genaue soziale Verortung bleibt sie für uns eine Identifikationsfigur, die den Zuschauer in ihren moralischen Zwiespalt zu ziehen vermag. Die Filmfiguren neben ihr sind absichtlich diesem zentralen Konflikt zu- und beigeordnet. So spielt August Diehl den Sohn des toten Mannes, dem sie unbeabsichtigt immer näher kommt. Über ihn bekommen wir Einblick in die mit Sicherheitszäunen abgeschirmte, materiell immer noch privilegierte Welt der weißen Südafrikaner. Sie finden sich verunsichert und bedroht in einer brodelnden Gesellschaft wieder, die freilich keinem ihrer Mitglieder Freiheit und Sicherheit garantieren kann. Offensichtlich war es das, was Pia Marais erzählen wollte und im individuellen Schicksal der Filmheldin wird das auch ohne die überdeutlichen Parallelerzählungen erlebbar. Selten gelingt einem Filmdrama übrigens ein so bestechender Schluss, der logische Handlungskonsequenz und Hoffnung zugleich ist.
Südafrika, BRD, Frankreich, Niederlande 2013. Regie: Pia Marais. Darsteller: Rayna Campbell, August Diehl, Rapule Hendricks, Terry Norton. 105 Minuten, ab 12 Jahren