Morddrohung gegen Schlecky Silberstein wegen Satire-Video

"Gefährlich sind die 'Egal-Demokraten'"

Schlecky Silberstein blickt in die Kamera und trägt ein Headset.
Schlecky Silberstein bei der Leipziger Buchmesse 2018. © imago/Christian Grube
Schlecky Silberstein im Gespräch mit Vladimir Balzer |
Wegen eines satirischen Videos über die Vorfälle in Chemnitz hat der Berliner Blogger Schlecky Silberstein eine Morddrohung erhalten. Die Produktionsfirma hat rechtliche Schritte eingeleitet. Die AfD nennt das Satire-Video "unlautere Propaganda".
Für das Video mit dem Titel "Volksfest in Sachsen" hatte Christian Brandes alias Schlecky Silberstein einen AfD-Infostand nachgestellt und verkleidete "Skinheads" einen dunkelhäutigen Menschen jagen lassen. Daraufhin postete die AfD ihrerseits einen Videoclip von dem Dreh des Satire-Videos. Sie warf den Filmemachern vor, sie mit einem "Fake-Video" in Misskredit bringen zu wollen. Zudem klingelte ein AfD-Politiker bei Brandes' Geschäftspartner und veröffentlichte die Adresse im Internet.

Antisemitische Morddrohung per Mail

Nachdem das Satire-Video und der AfD-Clip in sozialen Medien für Aufregung gesorgt hatten, erhielt Brandes' Produktionsfirma eine antisemitische Morddrohung per Mail. Der Berliner AfD-Vorsitzende Georg Pazderski verteidigte das Vorgehen. Für die AfD seien antisemitische Kommentare kein Thema, ihr gehe es ausschließlich um die Aufdeckung unlauterer Propaganda mit Geldern des öffentlich-rechtlichen SWR. Brandes produziert im Auftrag des SWR.
Die Reaktion der AfD hat den Satiriker Christian Brandes überrascht. "Man will ja auch irgendwann Regierungsverantwortung übernehmen. Da muss man in der Lage sein, zu entscheiden, was ein Filmdreh ist und was kein Filmdreh ist", so der 37-Jährige.
Die Kritik an der AfD sei sowieso nur ein Element des Videos. "Wir haben das eiserne Prinzip, dass wir nicht parteiisch sind – wenn wir austeilen, dann teilen wir gegen alle aus. Ein Fragment in diesem Clip ist ein AfD-Stand, aber es geht auch gegen hyperventilierende Medien, es geht gegen die Wirtschaft, die dort Gratis-Produktproben auf einem Gratis-Konzert verteilt und es geht auch gegen linke Party-Demonstranten", unterstreicht Brandes.

Die Produktionsfirma muss umziehen

Wegen der Morddrohung muss sich jetzt Brandes' Produktionsfirma einen neuen Standort suchen. "Das sind jetzt Sachen, mit denen ich mich auseinandersetzen muss, und das bitte ich auch ernst zu nehmen. Wir als Produktionsfirma haben den Aufwand. Wir müssen sehen, dass wir umziehen. Wir müssen gucken, dass wir diese Morddrohung einschätzen", so Brandes weiter.
Eigentlich ginge es gar nicht nur um die AfD oder die Nazis, meint Brandes. "Das große Problem sind die Leute, denen das alles egal ist. Man sagt ja immer so schön 'die schweigende Mehrheit'. Die sagen 'Wird schon alles nicht so schlimm sein'. Das sieht man in Ungarn, das sieht man in Polen, das sieht man in den USA und man sieht es auch bei uns. Und diese Leute sollen wissen, dass nicht die AfD gefährlich ist, sondern die 'Egal-Demokraten'", meint Satiriker Brandes.
(beb)
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