Petra Köpping, Integriert doch erst mal uns! Eine Streitschrift für den Osten, Christoph Links Verlag, 208 Seiten, 18,00 Euro.
Strategie gegen die Angstmache
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Drohungen öffentlich zu machen, hält die Publizistin Ferda Ataman für den richtigen Weg. Sie begrüßt deshalb, dass die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping sich nicht einschüchtern lassen will.
"Integriert doch erst mal uns! Eine Streitschrift für den Osten" ist der Titel des Buches der SPD-Politikerin Petra Köpping. Die sächsische Integrationsministerin hätten vor einer Lesung am Mittwochabend in Brandis bei Leipzig Morddrohungen erreicht, wie die "Leipziger Volkszeitung" berichtete. Das Blatt hatte Köpping mit den Worten zitiert: "Ich mache an meinen öffentlichen Auftritten keine Abstriche. Es kann nicht sein, dass immer mehr Politiker solchen Bedrohungen ausgesetzt sind." Köppings Auftritt war von Personenschützern begleitet worden.
Es sei eine gute Strategie gegen die "Angstmache", solche Bedrohungen öffentlich zu machen, sagte unser Studiogast, die Publizistin Ferda Ataman, im Deutschlandfunk Kultur. "Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass alle erfahren, dass Menschen, die sich öffentlich äußern und nicht so positionieren, wie es Rechtsextreme gerne hätten, dass die bedroht werden und wahnsinnig viel Hass bekommen." Sie sei sich sicher, dass Köpping wohl nicht zum ersten Mal problematische Nachrichten bekommen habe. "Das ist schon wichtig, dass wir darüber reden – das gehört inzwischen zum Alltag."
Drohungen gegen bestimmte Berufsgruppen
Ataman sagte, dass sie niemals erzählen würde, in welchem Berliner Stadtteil sie wohne, wie ihre Familienverhältnisse aussähen, wo ihre Verwandten sich aufhielten oder wo sie hingehe. Sie habe kürzlich jemandem erzählt, dass sie "erst" eine Bedrohung bekommen habe. "Wir mussten dann beide lachen, weil das ist so eine Zeit, in der man so sagt, ich habe erst eine bekommen – das ist jetzt nicht so schlimm, anderen geht es da viel schlimmer." Aber sie ernte sehr viel Hass und es würden über sie im Internet sehr viele schreckliche Dinge behauptet, sagte Ataman. Sie schließe nicht aus, dass dies mit ihrem Engagement bei den "Neuen deutschen Organisationen" und der Initiative "Neue deutsche Medienmacher*innen" zusammenhänge. "Politiker und Journalisten, es gibt eben bestimmte Berufsgruppen, für die ist das im Moment normal."
(gem)
Ferda Ataman ist Politikwissenschaftlerin und Journalistin und lebt in Berlin. Sie ist Sprecherin der "Neuen deutschen Organisationen" und Mitbegründerin der Initiative "Neue deutsche Medienmacher*innen".