"Morgens sind die Kraftstoffpreise am höchsten"
Die Benzinpreissprünge seien ein Problem, meint der Pressesprecher des ADAC, Otto Saalmann. Das Kartellamt müsse Instrumente an die Hand bekommen, um die Ölkonzerne schärfer kontrollieren zu können. Bei dem Preiswirrwarr den Überblick zu behalten sei sehr schwierig, erklärt Saalmann.
Elke Durak: Die Informationen aus unserem Hauptstadtstudio von Christel Blanke. Am Telefon ist der Pressesprecher des ADAC, Otto Saalmann. Guten Tag, Herr Saalmann!
Otto Saalmann: Schönen guten Tag, hallo!
Durak: Hat der ADAC Beweise für Absprachen?
Saalmann: Nein, es konnten auch keine Preisabsprachen bei der letzten Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes nachgewiesen werden, aber im Grunde genommen sind Preisabsprachen auch gar nicht unbedingt notwendig, denn es kann eigentlich jeder gucken: Was macht denn gerade die Konkurrenz?
Durak: Und dann schaukelt man sich gegenseitig hoch. Das Modell Westaustralien wurde ins Gespräch gebracht – wäre das was für uns?
Saalmann: Das muss man sorgfältig prüfen. Das ist mit Sicherheit nicht eins zu eins übertragbar, denn Australien hat nun mal eine ganz andere Infrastruktur. Klar, wenn Sie da durchs Outback fahren, da finden Sie mal auf 250 Kilometer keine Tankstelle oder noch länger, da ist es vielleicht ganz sinnvoll, dass man weiß, okay, was wird man denn tanken.
Aber problematisch dabei ist, es kann auch keine gemeinsamen Erhöhungen des Preises verhindern, das heißt, dann wird der Preis eben dementsprechend festgeklopft. Es verleiht der ganzen Sache zwar Transparenz, aber ob es sich wirklich positiv für den Verbraucher auswirkt, das ist nicht belegt.
Durak: Wir haben ja zwei Probleme im Grunde: Die Preissprünge, das ist ja zum Teil erratisch – ein Kollege hat uns heute Vormittag erzählt, als wir drüber sprachen, er sei mitten beim Tanken sozusagen hochgestuft worden. Man kann sich wahrscheinlich da nicht gegen wehren. Also Preissprünge, die erratischen, und dann die ständigen Steigerungen. Was ist mit den Preissprüngen, mitten im Tanken umswitchen, mehr verlangen, geht das?
Saalmann: Nein, das geht nicht. Also hier ist das, was ich wettbewerbsrechtlich als Angebot bekommen habe, das habe ich an der Tankstelle, das heißt, da tanke ich natürlich dann diesen Preis, das ist schon richtig.
Durak: Das heißt, der Autofahrer müsste, wenn ihm das wirklich unterkommt, hingehen und sagen, ich bezahle, aber nicht das, was Sie jetzt von mir verlangen, sondern den ersten Preis?
Saalmann: Richtig, richtig, denn das ist das Angebot, was mir gemacht wurde und was ich angenommen habe.
Durak: Aber die Tankstellen tun es trotzdem?
Saalmann: Ja, da haben wir natürlich ein Problem, aber dagegen könnte man natürlich auch vorgehen.
Durak: Was ist dann mit den ständigen Preissteigerungen? Die Politik, der wird vorgeworfen, sie heuchele, wenn sie mit uns Autofahrern weint, weil ein Großteil des Spritpreises über die Steuern an sie geht. Also ist das Heuchelei, was da die Politik immer wieder aufs Neue verspricht?
Saalmann: Na, die Steuern sind natürlich bei uns schon ordentlich hoch, das darf man nicht vergessen. Deswegen sagen wir ja auch, über die Entfernungspauschale muss dringend nachgedacht werden, denn mit dem, was der Autofahrer jetzt absetzen kann, da lässt sich nicht mal mehr ein Kleinwagen auf irgendeine Art und Weise betreiben, und es sind auch keine Subventionen, das sind echte Werbungskosten. Das ist ganz klar.
Was die Preissprünge angeht, da haben wir natürlich schon ein Problem. Wir sind auch sehr dafür, dass eben das Kartellamt Instrumente an die Hand bekommt, um eben weiterhin mal zu gucken, wie sieht es denn eigentlich mit der Offenlegung der Preise und Kosten überhaupt aus. Denn wir hatten eine Untersuchung gemacht, wir haben 33 Tankstellen in elf Städten eine Woche lang beobachtet, haben uns die Preise morgens um acht angeguckt, mittags um zwölf und dann noch mal abends um 18 Uhr.
Und wir haben also festgestellt, morgens sind die Kraftstoffpreise am höchsten, da wird halt der Berufsverkehr noch mal mitgenommen, abends hingegen am niedrigsten, aber während der Nacht gibt es dann häufig extreme Preisaufschläge um bis zu zwölf Cent. Und das kann man nicht mehr mit irgendwelchen Bewegungen auf dem Rohölmarkt belegen.
Durak: Und welches Muster steckt dann dahinter, also welche Gründe hinter dem Muster?
Saalmann: Also wir sehen, dass der Autofahrer natürlich hier massiv verwirrt wird auch, denn gerade bei diesem Preiswirrwarr den Überblick zu behalten und dann auch wirklich den richtigen Moment zum günstigen Tanken zu erwischen, das ist natürlich dann schon schwierig.
Durak: Und dann gibt es noch die nette E10-Diskussion, für die, die Super tanken sollen – was empfehlen Sie?
Saalmann: Also wir empfehlen nach wie vor, wenn ich eine Freigabe habe des Herstellers, dass wenn mein Auto E10 verträgt, dann könnten wir auch E10 tanken. Uns ist kein einziger Fall bekannt, seit es E10 gibt, dass ein Auto, das freigegeben war, irgendeinen Schaden erlitten hätte.
Durak: Wie lange gibt es E10?
Saalmann: E10 gibt es jetzt seit Anfang des vergangenen Jahres. Seither wird ungefähr, na ja, man schätzt, dass etwa 25 Prozent von denen, die E10 tanken könnten, es tanken.
Durak: Ich wollte natürlich auf was ganz Bestimmtes hinaus, das werden Sie gemerkt haben, also: Wie lange braucht es, um ein Auto kaputt zu kriegen durch nicht passenden Kraftstoff?
Saalmann: Das haben wir auch schon probiert. Wir haben also ein Auto genommen, das nicht freigegeben war für E10, und haben das grundsätzlich mit E10 betankt. Nach 30.000 Kilometern ungefähr, da hatten wir Schäden. Also das bedeutet natürlich auch für Autofahrer, die E10 nicht tanken dürfen, sie sollen es auf keinen Fall tun.
Durak: Unterm Strich: Der ADAC ist ein wirklich einflussreicher Verband, Herr Saalmann, weshalb gelingt es Ihnen denn nicht, die Politik in diesem Feld so zu beeinflussen, dass es den Autofahrern gut tut, und zwar nicht nur den arbeitenden, die über die Pendlerpauschale was rückrechnen können?
Saalmann: Na ja, ich denke, das ist ja jetzt gerade passiert. Mit unserer Spritpreisuntersuchung, da haben wir diese Sache ja eigentlich jetzt losgetreten, und jetzt wird wirklich mal ernsthaft darüber nachgedacht, was zu machen ist.
Durak: Und Sie glauben, dass dieser Ernst auch in Taten sich wandelt?
Saalmann: Na, das hoffen wir doch sehr, denn ich denke mal, wir haben jetzt schon einige Ansätze gehabt. Das eine ist eben die Geschichte, die Verlängerung dieser Preis-Kosten-Schere, das ist mit Sicherheit eine wichtige Sache gewesen, und jetzt müssen natürlich die Politiker auch die Karten auf den Tisch legen und sagen, was können wir wettbewerbsrechtlich noch unternehmen.
Durak: Und das schaffen Sie bis zum Sommer?
Saalmann: Das ist die Frage. Schön wäre es natürlich, dass man bis dahin geeignete Maßnahmen gefunden hat.
Durak: Nur Mut! Otto Saalmann war das, Pressesprecher des ADAC. Besten Dank für das Gespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Otto Saalmann: Schönen guten Tag, hallo!
Durak: Hat der ADAC Beweise für Absprachen?
Saalmann: Nein, es konnten auch keine Preisabsprachen bei der letzten Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes nachgewiesen werden, aber im Grunde genommen sind Preisabsprachen auch gar nicht unbedingt notwendig, denn es kann eigentlich jeder gucken: Was macht denn gerade die Konkurrenz?
Durak: Und dann schaukelt man sich gegenseitig hoch. Das Modell Westaustralien wurde ins Gespräch gebracht – wäre das was für uns?
Saalmann: Das muss man sorgfältig prüfen. Das ist mit Sicherheit nicht eins zu eins übertragbar, denn Australien hat nun mal eine ganz andere Infrastruktur. Klar, wenn Sie da durchs Outback fahren, da finden Sie mal auf 250 Kilometer keine Tankstelle oder noch länger, da ist es vielleicht ganz sinnvoll, dass man weiß, okay, was wird man denn tanken.
Aber problematisch dabei ist, es kann auch keine gemeinsamen Erhöhungen des Preises verhindern, das heißt, dann wird der Preis eben dementsprechend festgeklopft. Es verleiht der ganzen Sache zwar Transparenz, aber ob es sich wirklich positiv für den Verbraucher auswirkt, das ist nicht belegt.
Durak: Wir haben ja zwei Probleme im Grunde: Die Preissprünge, das ist ja zum Teil erratisch – ein Kollege hat uns heute Vormittag erzählt, als wir drüber sprachen, er sei mitten beim Tanken sozusagen hochgestuft worden. Man kann sich wahrscheinlich da nicht gegen wehren. Also Preissprünge, die erratischen, und dann die ständigen Steigerungen. Was ist mit den Preissprüngen, mitten im Tanken umswitchen, mehr verlangen, geht das?
Saalmann: Nein, das geht nicht. Also hier ist das, was ich wettbewerbsrechtlich als Angebot bekommen habe, das habe ich an der Tankstelle, das heißt, da tanke ich natürlich dann diesen Preis, das ist schon richtig.
Durak: Das heißt, der Autofahrer müsste, wenn ihm das wirklich unterkommt, hingehen und sagen, ich bezahle, aber nicht das, was Sie jetzt von mir verlangen, sondern den ersten Preis?
Saalmann: Richtig, richtig, denn das ist das Angebot, was mir gemacht wurde und was ich angenommen habe.
Durak: Aber die Tankstellen tun es trotzdem?
Saalmann: Ja, da haben wir natürlich ein Problem, aber dagegen könnte man natürlich auch vorgehen.
Durak: Was ist dann mit den ständigen Preissteigerungen? Die Politik, der wird vorgeworfen, sie heuchele, wenn sie mit uns Autofahrern weint, weil ein Großteil des Spritpreises über die Steuern an sie geht. Also ist das Heuchelei, was da die Politik immer wieder aufs Neue verspricht?
Saalmann: Na, die Steuern sind natürlich bei uns schon ordentlich hoch, das darf man nicht vergessen. Deswegen sagen wir ja auch, über die Entfernungspauschale muss dringend nachgedacht werden, denn mit dem, was der Autofahrer jetzt absetzen kann, da lässt sich nicht mal mehr ein Kleinwagen auf irgendeine Art und Weise betreiben, und es sind auch keine Subventionen, das sind echte Werbungskosten. Das ist ganz klar.
Was die Preissprünge angeht, da haben wir natürlich schon ein Problem. Wir sind auch sehr dafür, dass eben das Kartellamt Instrumente an die Hand bekommt, um eben weiterhin mal zu gucken, wie sieht es denn eigentlich mit der Offenlegung der Preise und Kosten überhaupt aus. Denn wir hatten eine Untersuchung gemacht, wir haben 33 Tankstellen in elf Städten eine Woche lang beobachtet, haben uns die Preise morgens um acht angeguckt, mittags um zwölf und dann noch mal abends um 18 Uhr.
Und wir haben also festgestellt, morgens sind die Kraftstoffpreise am höchsten, da wird halt der Berufsverkehr noch mal mitgenommen, abends hingegen am niedrigsten, aber während der Nacht gibt es dann häufig extreme Preisaufschläge um bis zu zwölf Cent. Und das kann man nicht mehr mit irgendwelchen Bewegungen auf dem Rohölmarkt belegen.
Durak: Und welches Muster steckt dann dahinter, also welche Gründe hinter dem Muster?
Saalmann: Also wir sehen, dass der Autofahrer natürlich hier massiv verwirrt wird auch, denn gerade bei diesem Preiswirrwarr den Überblick zu behalten und dann auch wirklich den richtigen Moment zum günstigen Tanken zu erwischen, das ist natürlich dann schon schwierig.
Durak: Und dann gibt es noch die nette E10-Diskussion, für die, die Super tanken sollen – was empfehlen Sie?
Saalmann: Also wir empfehlen nach wie vor, wenn ich eine Freigabe habe des Herstellers, dass wenn mein Auto E10 verträgt, dann könnten wir auch E10 tanken. Uns ist kein einziger Fall bekannt, seit es E10 gibt, dass ein Auto, das freigegeben war, irgendeinen Schaden erlitten hätte.
Durak: Wie lange gibt es E10?
Saalmann: E10 gibt es jetzt seit Anfang des vergangenen Jahres. Seither wird ungefähr, na ja, man schätzt, dass etwa 25 Prozent von denen, die E10 tanken könnten, es tanken.
Durak: Ich wollte natürlich auf was ganz Bestimmtes hinaus, das werden Sie gemerkt haben, also: Wie lange braucht es, um ein Auto kaputt zu kriegen durch nicht passenden Kraftstoff?
Saalmann: Das haben wir auch schon probiert. Wir haben also ein Auto genommen, das nicht freigegeben war für E10, und haben das grundsätzlich mit E10 betankt. Nach 30.000 Kilometern ungefähr, da hatten wir Schäden. Also das bedeutet natürlich auch für Autofahrer, die E10 nicht tanken dürfen, sie sollen es auf keinen Fall tun.
Durak: Unterm Strich: Der ADAC ist ein wirklich einflussreicher Verband, Herr Saalmann, weshalb gelingt es Ihnen denn nicht, die Politik in diesem Feld so zu beeinflussen, dass es den Autofahrern gut tut, und zwar nicht nur den arbeitenden, die über die Pendlerpauschale was rückrechnen können?
Saalmann: Na ja, ich denke, das ist ja jetzt gerade passiert. Mit unserer Spritpreisuntersuchung, da haben wir diese Sache ja eigentlich jetzt losgetreten, und jetzt wird wirklich mal ernsthaft darüber nachgedacht, was zu machen ist.
Durak: Und Sie glauben, dass dieser Ernst auch in Taten sich wandelt?
Saalmann: Na, das hoffen wir doch sehr, denn ich denke mal, wir haben jetzt schon einige Ansätze gehabt. Das eine ist eben die Geschichte, die Verlängerung dieser Preis-Kosten-Schere, das ist mit Sicherheit eine wichtige Sache gewesen, und jetzt müssen natürlich die Politiker auch die Karten auf den Tisch legen und sagen, was können wir wettbewerbsrechtlich noch unternehmen.
Durak: Und das schaffen Sie bis zum Sommer?
Saalmann: Das ist die Frage. Schön wäre es natürlich, dass man bis dahin geeignete Maßnahmen gefunden hat.
Durak: Nur Mut! Otto Saalmann war das, Pressesprecher des ADAC. Besten Dank für das Gespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.