Moritz Fürste: "Nebenbei Weltklasse"

Jede Sportart muss eigene Geschichten erzählen

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Olympiasieger, Weltmeister, Europameister: Moritz Fürste gehört zu den erfolgreichsten deutschen Hockeyspielern. © Foto: privat
Von Knut Benzner |
Halb Autobiografie, halb sportpolitische Analyse - in "Nebenbei Weltklasse" spricht der Hockey-Weltklassespieler Moritz Fürste auch über die Möglichkeiten, Sportarten jenseits des Fußballs zu vermarkten. Knut Benzner stellt Buch und Autor vor.
"Die Idee zum Buch habe ich eigentlich schon länger gehabt, weil ich seit vielen Jahren mich sehr intensiv mit der deutschen Sportwelt beschäftige bzw. eigentlich gar nicht beschäftige, sondern sie liegt mir unglaublich am Herzen, und am Ende, ja, soll auch so was wie ein Appell stehen an die verschiedenen stakeholder im Sport, seien es die Sportler, Vereine, Verbände, Politik, was sich verändern muss."
Moritz Fürste, 33, verheiratet, zwei Kinder. Berufliche Einsicht in eine Werbeagentur, Master in Management, seit einiger Zeit Mitinhaber der Firma upsolut sports, das englische up eingedeutscht: Aufwärts.

Wie der Sport Sponsoren gewinnen kann

"Nebenbei Weltklasse" ist im ersten Teil eine Art Autobiografie:
"Ich habe das Buch ja gemeinsam mit Björn Jensen geschrieben, einem Redakteur vom Hamburger Abendblatt, ich habe einfach nur meine Erfahrungen erzählt, da steht nicht ausführlich drin, wie toll es ist, 'ne Goldmedaille zu gewinnen, da steht einfach nur meine Erfahrung drin, in Peking meine ersten Olympischen Spiele mitzumachen und was das für mich bedeutet hat, und außerdem leite ich eben auch aus meinen persönlichen Erfahrungen wahnsinnig viel ab, was mir hilft, um die Situation heute einschätzen zu können, und dass man mir auch glaubt, dass ich mich da ein wenig auskenne inzwischen."
Denn dann kommt Fürste zu seinen Themen: Sport, Produkt, Marketing, Management.
"Jede Sportart versucht sich in irgendeiner Form zu vermarkten, und wenn ich sage 'vermarkten' heißt es eigentlich nichts anderes als Sponsoren zu gewinnen."
Das fällt einigen einfach, sagen wir: den professionellen...
"Alle anderen tun sich unglaublich schwer, weil ihnen im Grunde genommen die Argumente fehlen und mein Blick auf Sponsoring ist so zusammenfassbar, dass die Argumente, die kleinere Verbände und Vereine mitbringen, diese sich selbst schaffen müssen."

Der Sport muss Geschichten erzählen

Sie sollen, so Fürste, eigene Geschichten erzählen.
Auf welche Art und Weise, ist dabei offen. You-Tube-Kanal, Social Media generell, das klügste Jugendförderprogramm, Aufmerksamkeit!
Ohne - wie er es nennt - support, no sport.
Sport für Sponsoren, oder umgekehrt: Sponsoren für Sport als mögliche Konsumenten derer Produkte.

Kein Platz für Doping und Korruption

Die Rolle der Politik:
"Punkt eins ist, das ist Fakt, es wird zu wenig auf Politikebene in den deutschen Sport investiert. Fakt. Punkt zwei: Sportler sind meiner Meinung nach die größten, mit größten und wichtigsten Aushängeschilder in der Außendarstellung eines Landes. Warum gibt es in Deutschland für alles ein eigenes Ministerium, aber nicht für Sport?"
Weil Sport Ländersache ist.
Was er natürlich meint: Ein anderes Fundament, ein anderes Dach. Da mag er Recht haben.
Die Felder Doping und Korruption lässt Fürste weg.

Der Sport wird "eventisiert"

"Nebenbei Weltklasse": Wir leben in einem Eventzeitalter, entweder in einem virtuellen oder in einem realen. Fürstes Beispiel: Die letzte Hallenhockey-WM. Event. Relevanz: Weltmeisterschaft im eigenen Land.
Dass der Sport, wie man so sagt, eventisiert wird - egal.
Der Stil seines Buches? Anglizismen, sechs Mal der Begriff "geil", in der Sache viel Wahres.
Hockey spielt Fürste nach wie vor:
"Ja, in der Bundesliga bin ich noch aktiv, bin gerade noch mal deutscher Meister geworden in der Halle."

Moritz Fürste/Björn Jensen: "Nebenbei Weltklasse. Aus Liebe zum Sport"
Edel Books, Hamburg 2018
272 Seiten 17,95 Euro, als E-Book 13,99 Euro

Mehr zum Thema