Moritz Krämers Doppelalbum über Verträge

Den Zorn in Poesie packen

Moritz Krämer schaut etwas skeptisch in die Kamera
Weil er sich über einen Vertrag ärgerte, schrieb Moritz Krämer einen Song. © Moritz Krämer / Presse
im Gespräch mit Vivian Perkovic |
Der Sänger hat ein Doppelalbum aufgenommen über ein Thema, das uns alle betrifft, aber selten im Plattenregal zu finden ist: Verträge. "Ich hab einen Vertrag unterschrieben 1 & 2" ist eine Art Monolog: Briefe an seinen Vertragspartner.
Moritz Krämer hat viele Talente. Er ist Songwriter, Theatermusik-Komponist, Filmemacher. Gerade hat er ein Solo-Doppelalbum herausgebracht: "Ich habe einen Vertrag unterschrieben 1 & 2".

Trockenes Schriftstück mit Poetik umhüllt

"Wir haben einen Vertrag unterschrieben, aber die Zeiten ändern sich", so lautet eine der Textzeile, die sich eher wie die Vertragsdiskussion zum Brexit anhört. Moritz Krämer hat den Text sehr spontan niedergeschrieben, wie er erzählt: "Ich hatte so einen kleinen Zorn im Bauch und habe es dann einfach aufgeschrieben."
Eine Kugelschreibermiene nähert sich einem Vertragsdokument.
Kann passieren, dass ein schnöder Vertrag zu einer poetischen Kreativitätswelle verhilft.© dpa / picture-alliance / Jens Schierenbeck
Es war ein Satz aus einem Vertrag, den er unterschrieben hatte und dann bereute. Den Text über seine Verärgerung habe er als Fließtext "runtergeschrieben", wie er sagt. Es sei ein ganz einfacher Text. Und ein paar Tage später habe er sich hingesetzt und ihn einfach vertont. "Meistens ist es nicht so, dass ein Text gleich beim ersten Wurf so sitzt, das man ihn vertonen kann."

Gespaltenes Verhältnis zur Sprache

Oft sagten ihm Leute, er würde leidend klingen. Er entgegnet: "Das kommt davon, weil ich nicht so einen klaren Ton habe." Es sei kein Stilmittel. Er eröffnet im Gespräch, dass er eher ein gespaltenes Verhältnis zur Sprache habe. Er habe früher gestottert und überhaupt sei Sprache gar nicht sein Metier. "Ich bin nicht sprachbegabt." Er habe versucht, Spanisch zu lernen, war auch etliche Zeit dafür im Ausland, es habe nichts gebracht. Genau so erging es ihm mit Italienisch oder Französisch. "Daher kann ich sowieso nur auf Deutsch singen."

Musik- und Filmprojekte

Moritz Krämers Band nennt sich "Höchste Eisenbahn", er schreibt Bühnenmusiken. Was gerade etwas ruhe, sei das Filmgeschäft.
2015 wurde sein Film auf der Berlinale gezeigt. Eigentlich habe sich das wie ein Abschlussfilm angefühlt, sagt er. Aber noch sei er eingeschrieben und sitzte an einem Abschlussstreifen, der im Moment nicht so richtig wachsen wolle. Ansonsten habe er immer das Glück, dass Leute auf ihn zukämen, um mit ihm etwas zusammen zu machen. Wahrscheinlich kommen die ohne Vertrag mit ihm aus.
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