Mosaik aus Menschenmassen
Der deutsche Fotograf Andreas Gursky gehört zu den bestbezahlten Fotokünstlern der Welt: Sein Foto "99 Cent" wurde für 3,3 Millionen Dollar versteigert. Das Markenzeichen des Künstlers sind großformatige, gestochen scharfe Farbfotografien: Menschenmassen an Orten, wo der moderne Mensch zum anonymen Statisten wird.
Tausende Tänzerinnen in rosa Kleidern halten weiße Plüschpompons in die Luft - sie verschmelzen zu einem Teppichmuster des Stadions im nordkoreanischen Pjöngjang. Dahinter auf den Rängen eine pixelartige Märchenlandschaft mit weißen Blumen auf einer grünen Wiese. Schüler halten verschiedenfarbige Buchseiten in die Luft. Das Foto wirkt wie das Muster eines kitschigen Teppichs. Massenfestspiele zu Ehren des verstorbenen Herrschers Kim Il Sung. Andreas Gursky fotografiert eine Woche lang aus der Herrscherloge und bringt unglaublich viel Material mit nach Hause:
"Ich stand dann da vor meinem Leuchttisch und hatte dann da Tausende von Dias und daraus musste ich dann Bilder machen. Dann hab ich über den Zeitraum von einem Jahr das Material abgearbeitet."
Andreas Gursky zeigt das Individuum in der Masse. Er reduziert Menschenmassen auf geometrische Muster, die gestochen scharf und perfekt im Bild erscheinen. Von Weitem. Aus der Nähe betrachtet sind die O-Beine einer Tänzerin zu sehen oder ein Schüler, der seinen Einsatz verpasst hat. Die scheinbar perfekte Inszenierung hat kleine Fehler. Das Ornament beginnt sich aufzulösen.
"Ich denke, ich hab da ein Mittel geschaffen, Gegenwart zu analysieren, indem ich sie im ersten Schritt konventionell fotografiere, dann mosaikhaft zerlege in ihre Einzelteile, und sie dann zu einem Bild neu zusammenfüge. Das ist auch der Grund, dass ich digital arbeite: Dass ich mir einfach mehr Freiheiten einräume, Bilder zu schaffen."
Schlüsselszenen entstehen bei Gursky während des Fotografierens. Bilder komponiert er digital am Computer. Ob der Frankfurter Flughafen, die Börse in Dubai, die Autorennbahn in der Wüste von Bahrain oder der Boxenstopp beim Formel-1-Rennen. Oder der Aufmarsch Hunderter nordkoreanischer Soldaten in khakifarbenen Anzügen, die sich breitbeinig zu Rauten formieren. Sie sehen aus wie Spielzeugsoldaten. Im Hintergrund bilden die farbigen Blätter der Schüler auf den Rängen ein pixelartiges Bild mit weißen Friedenstauben vor einem blauem Hintergrund. Die makabre Szene eines absurden Massenspektakels. Bei Gursky wirkt sie wie ein hübsches Ornament.
"Ich denke nicht, dass ich irgendetwas beschönige. Ich idealisiere nur in dem Sinn, dass ich Kompositionen schaffe, die ästhetisch befriedigend sind. Aber ich denke, dass die Inhalte, die ich thematisiere, dass ich die auf gar keinen Fall idealisiere."
Gursky übt Kritik auf seine Art: Er beschreibt den Zustand der Gesellschaft, indem er Bilder des 21. Jahrhundert kreiert:
"Es spielt eigentlich keine Rolle, wo es ist. Es geht mehr um einen Daseinszustand der Menschheit, den ich versuche zu untersuchen. Und ich denke, dass ich durch die Distanz, die ich einnehme, diese Situation untersuche. Was heißt das eigentlich auf einem Planeten, hier sich durch das Universum zu bewegen, und wenn man sich mit dieser Frage beschäftigt, dann tritt das Individuum in den Hintergrund."
Seine Fotos zeigen stereotype Bilder, wie aus einem Atlas des 21. Jahrhunderts: Orte, wie Flughafenhallen, Börsensäle oder Mietskasernen. Aber er zeigt uns die Welt in neuem, künstlichem Licht. Die Kuratorin Nina Zimmer:
"Was mich von Anfang an fasziniert hat war, wie er eine konkrete Wahrnehmung, die oft sehr alltäglich sein kann, wie er die verwandeln kann in ein universelles Symbol, indem er bei einem Motiv so intensiv das typische recherchiert, dass er es in eine allgemeine geometrische Struktur überführen kann. Da steckt eine unglaublich bildnerische Kraft dahinter, die ich atemberaubend finde."
Gurskys Fotos üben eine große Faszination aus. Das ist nach dem Gang durch die Ausstellung klar. Die großen Formate - manche Fotos sind bis zu sechs Meter breit - die ganz eigene Bildsprache, die Motive ohne Bildmittelpunkt und auch die Schönheit der harmonischen Komposition ziehen den Betrachter magisch an. Gursky erzielt mit seinen Fotos Spitzenpreise. Die Kuratorin Nina Zimmer relativiert das:
"Er ist nicht der teuerste Künstler der Welt. Es ist gerade ein Jackson Pollock für 150 Millionen versteigert worden. Dagegen ist ein Trinkgeld, was man für einen Gursky bezahlt. Für gute Kunst gibt es hohe Preise."
Dass die Qualität entscheidend sei, wenn es um den Preis geht, sagt auch eine Spezialistin von der Art-Banking Abteilung einer Schweizer Bank. Derzeit werde wahnsinnig viel Geld für Fotografie gezahlt. Und das Markenzeichen Becher-Schüler steigere den Marktwert. Wobei Andreas Gursky der Star dieser Schule geworden ist. Er selbst tritt eher selten an die Öffentlichkeit und gibt sich bescheiden, auch wenn seine Fotos für mehrere Millionen verkauft werden. Nina Zimmer:
"Ich bin jetzt seit 25 Jahren im internationalen Ausstellungsbetrieb: Die ersten Bilder haben 1000 Deutsche Mark gekostet und die Preise haben sich sukzessiv gesteigert und man gewöhnt sich an diesem Prozess, ja."
"Ich stand dann da vor meinem Leuchttisch und hatte dann da Tausende von Dias und daraus musste ich dann Bilder machen. Dann hab ich über den Zeitraum von einem Jahr das Material abgearbeitet."
Andreas Gursky zeigt das Individuum in der Masse. Er reduziert Menschenmassen auf geometrische Muster, die gestochen scharf und perfekt im Bild erscheinen. Von Weitem. Aus der Nähe betrachtet sind die O-Beine einer Tänzerin zu sehen oder ein Schüler, der seinen Einsatz verpasst hat. Die scheinbar perfekte Inszenierung hat kleine Fehler. Das Ornament beginnt sich aufzulösen.
"Ich denke, ich hab da ein Mittel geschaffen, Gegenwart zu analysieren, indem ich sie im ersten Schritt konventionell fotografiere, dann mosaikhaft zerlege in ihre Einzelteile, und sie dann zu einem Bild neu zusammenfüge. Das ist auch der Grund, dass ich digital arbeite: Dass ich mir einfach mehr Freiheiten einräume, Bilder zu schaffen."
Schlüsselszenen entstehen bei Gursky während des Fotografierens. Bilder komponiert er digital am Computer. Ob der Frankfurter Flughafen, die Börse in Dubai, die Autorennbahn in der Wüste von Bahrain oder der Boxenstopp beim Formel-1-Rennen. Oder der Aufmarsch Hunderter nordkoreanischer Soldaten in khakifarbenen Anzügen, die sich breitbeinig zu Rauten formieren. Sie sehen aus wie Spielzeugsoldaten. Im Hintergrund bilden die farbigen Blätter der Schüler auf den Rängen ein pixelartiges Bild mit weißen Friedenstauben vor einem blauem Hintergrund. Die makabre Szene eines absurden Massenspektakels. Bei Gursky wirkt sie wie ein hübsches Ornament.
"Ich denke nicht, dass ich irgendetwas beschönige. Ich idealisiere nur in dem Sinn, dass ich Kompositionen schaffe, die ästhetisch befriedigend sind. Aber ich denke, dass die Inhalte, die ich thematisiere, dass ich die auf gar keinen Fall idealisiere."
Gursky übt Kritik auf seine Art: Er beschreibt den Zustand der Gesellschaft, indem er Bilder des 21. Jahrhundert kreiert:
"Es spielt eigentlich keine Rolle, wo es ist. Es geht mehr um einen Daseinszustand der Menschheit, den ich versuche zu untersuchen. Und ich denke, dass ich durch die Distanz, die ich einnehme, diese Situation untersuche. Was heißt das eigentlich auf einem Planeten, hier sich durch das Universum zu bewegen, und wenn man sich mit dieser Frage beschäftigt, dann tritt das Individuum in den Hintergrund."
Seine Fotos zeigen stereotype Bilder, wie aus einem Atlas des 21. Jahrhunderts: Orte, wie Flughafenhallen, Börsensäle oder Mietskasernen. Aber er zeigt uns die Welt in neuem, künstlichem Licht. Die Kuratorin Nina Zimmer:
"Was mich von Anfang an fasziniert hat war, wie er eine konkrete Wahrnehmung, die oft sehr alltäglich sein kann, wie er die verwandeln kann in ein universelles Symbol, indem er bei einem Motiv so intensiv das typische recherchiert, dass er es in eine allgemeine geometrische Struktur überführen kann. Da steckt eine unglaublich bildnerische Kraft dahinter, die ich atemberaubend finde."
Gurskys Fotos üben eine große Faszination aus. Das ist nach dem Gang durch die Ausstellung klar. Die großen Formate - manche Fotos sind bis zu sechs Meter breit - die ganz eigene Bildsprache, die Motive ohne Bildmittelpunkt und auch die Schönheit der harmonischen Komposition ziehen den Betrachter magisch an. Gursky erzielt mit seinen Fotos Spitzenpreise. Die Kuratorin Nina Zimmer relativiert das:
"Er ist nicht der teuerste Künstler der Welt. Es ist gerade ein Jackson Pollock für 150 Millionen versteigert worden. Dagegen ist ein Trinkgeld, was man für einen Gursky bezahlt. Für gute Kunst gibt es hohe Preise."
Dass die Qualität entscheidend sei, wenn es um den Preis geht, sagt auch eine Spezialistin von der Art-Banking Abteilung einer Schweizer Bank. Derzeit werde wahnsinnig viel Geld für Fotografie gezahlt. Und das Markenzeichen Becher-Schüler steigere den Marktwert. Wobei Andreas Gursky der Star dieser Schule geworden ist. Er selbst tritt eher selten an die Öffentlichkeit und gibt sich bescheiden, auch wenn seine Fotos für mehrere Millionen verkauft werden. Nina Zimmer:
"Ich bin jetzt seit 25 Jahren im internationalen Ausstellungsbetrieb: Die ersten Bilder haben 1000 Deutsche Mark gekostet und die Preise haben sich sukzessiv gesteigert und man gewöhnt sich an diesem Prozess, ja."