"Lemmy machte keine halben Sachen"
Lemmy Kilmister, Sänger und Bassist der Heavy-Metal-Band Motörhead, ist im Alter von 70 Jahren an Krebs gestorben. Wir sprechen mit dem Kunstwissenschaftler Jörg Schelling und dem Musikjournalisten Klaus Walter über den Mann, der einfach Rock'n'Roll spielen wollte.
Vier Jahrzehnte tourte Kilmister mit seiner Band Motörhead durch die Welt. Eines ihrer bekanntesten Stücke ist "Ace of Spades", das 1980 veröffentlicht wurde. Um an ihren Frontmann zu gedenken, forderten die Bandmitglieder im Internet dazu auf, die Musik von "Lemmy" laut zu spielen und auf ihn anzustoßen. Er hätte gewollt, dass seine Fans das Leben selbst feierten, schrieb die Band auf ihrer Facebookseite.
Lenny Kilmister sei in gewisser Weise jemand, der stellvertretend für den Normalbürger Exzesse auslebe, sagte der Musikjournalist Klaus Walter im Deutschlandradio Kultur. "Er ist einer der letzten seiner Art. Er ist einer, der keine halben Sachen gemacht hat, zumindest hat er sich immer so inszeniert. Der keine Kompromisse und Zugeständnisse gemacht hat, die wir ja dauern machen müssen." Deshalb identifizierten wir uns gerne mit so jemanden.
Er hätte noch viel mehr Erfolg haben können, wenn er Zugeständnisse an die Plattenindustrie gemacht hätte, so Walter. "Er traut sich Sachen, die wir uns nicht trauen - bis hin zur Selbstzerstörung. Whiskey-trinken bis zum Abwinken, alle Drogen dieser Welt - außer Heroin, hat er immer wieder gesagt."
Er habe selbst zur Legendenbildung beigetragen, indem er "ein sehr griffiges Image von sich in die Welt gesetzt" habe. "Er hatte einen sehr grimmigen Humor bis hin in den Tod. Man könnte diesen Tod ja fast als Ende der Inszenierung deuten. Am Heiligen Abend wird er 70 Jahre alt, zwei Tage später bekommt er die Krebsdiagnose, zwei Tage später ist er tot. Also keine halben Sachen."
Er war ein Rock'n'Roller
Kunstwissenschaftler Jörg Scheller, selbst Mitglied in einem Metal-Duo, sagte im Deutschlandradio Kultur, im Herzen sei Kilmister immer Rock'n' Roller gewesen. Das Lebensgefühl des Rock´n Roll sei ja positiv und bejahend, während das Lebensgefühl des Metal eher pessimistisch sei und etwas apokalyptisch.
Dabei sei aber die Musik von Motörhead ein "faszinierendes Hyprid" zwischen Rock´n Roll, Metal, Punkrock und Blues. "Man kann die schon fast transkulturell nennen", sagte Scheller. "Es klingt nicht nach einem lustigen stilistischen Multikulti, sondern das verwebt sich alles so."
Existentieller Trotz als Erfolgsrezept
Das Geheimnis des großen Erfolges der der Band sei gewesen, dass sie vielleicht nicht technisch die besten Musiker gewesen seien, aber sie hätten ein bestimmtes Gefühl herübergebracht. "Das hat Motörhead ausgezeichnet, nämlich so einen existentiellen Trotz." Motörhead sei eine Musik, die einen durch schwere Zeiten begleite.
Im November war bereits Phil Taylor gestorben
Erst im November war der frühere Motörhead-Schlagzeuger Phil Taylor im Alter von 61 Jahren gestorben. Er hatte von 1975 bis 1982 und von 1987 bis 1992 zusammen mit Kilmister zusammen gespielt.
"Lemmy" Kilmister wurde am 24. Dezember 1945 in der englischen Grafschaft Staffordshire geboren. Mit 30 Jahren gründete er die Band Motörhead. Seitdem war als als Bassist und Leadsänger unter Fans und Kollegen ein geschätzter Musiker. Sein Freund und Rockstar Ozzy Osbourne schrieb auf Twitter: "Ich werde dich auf der anderen Seite sehen".
In den vergangenen Monaten hatte "Lemmy" mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Laut Bandmitgliedern hatte Kilmister von der Krebs-Diagnose erst vor zwei Tagen erfahren.
In den vergangenen Monaten hatte "Lemmy" mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Laut Bandmitgliedern hatte Kilmister von der Krebs-Diagnose erst vor zwei Tagen erfahren.