Über "Krieg der Träume" haben wir auch mit dem Historiker Andreas Wirsching gesprochen. Das Gespräch vom 11. September können Sie hier nachhören: Audio Player
Die neue Lust an erzählter Geschichte

Wie viel Fakten braucht Geschichtsvermittlung in den Medien - und wie viel Fiktion? Das ist eines der Themen beim diesjährigen Festival "Moving History" in Potsdam, das vom Historiker und Medienforscher Christoph Classen mitgegründet wurde.
History sells. Jüngstes Beispiel: das große Doku-Drama "Krieg der Träume" über die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, das auf Arte, in der ARD und im ORF gezeigt wird. In "Krieg der Träume" kommen keine Experten zu Wort, die erklären und einordnen. Die Serie malt ein Bild der Zeit von 1918 bis 1939 allein anhand von Originaldokumenten und Spielszenen. Historiker müssen mit ansehen (im wahrsten Sinne des Wortes), wie ihre Stoffe medial plötzlich ganz anders aufbereitet werden.
Für Christoph Classen vom Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung knüpfen solche neuen Formen der Vermittlung an alte Traditionen erzählter Geschichte an.
"Das hat es wahrscheinlich schon immer gegeben. Die erzählte Geschichte, das, was Großeltern, Eltern einem erzählt haben, wie es vorher war, war natürlich in den Kulturen vor der Schriftlichkeit sowieso die Art, wie die breite Bevölkerung irgendetwas von Geschichte mitbekommen hat."
Demokratisierung durch Digitalisierung
Durch die Digitalisierung und die sozialen Medien werde erzählte Geschichte überdies breiter zugänglich. "Das ist natürlich, wenn man so will, eine Form von Demokratisierung, weil man eben, ohne dass es irgendwie professioneller Vermittler bedarf, sich sehr niederschwellig zu diesen Themen sich austauschen kann", sagt Classen.
Wie Geschichte medial vermittelt wird, darum geht es auch bei "Moving History Spezial", einem Festival des historischen Films, das Christoph Classen mitgegründet hat. Es findet morgen und übermorgen im Filmmuseum in Potsdam statt – mit Filmen über die politischen Bewegungen der 60er und 70er Jahre.