Ein Museumsstück auf der Bühne
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Vor rund 250 Jahren komponierte Mozart seine Violinkonzerte auf einem besonderen Instrument. Nun darf der Wiener Philharmoniker Christoph Koncz auf Mozarts Geige spielen. Doch vorher musste er die Violine zum Klingen bringen.
"Das Instrument musste erst zum Klingen erweckt werden", sagt der Wiener Philharmoniker Christoph Koncz über Mozarts Geige. Mittlerweile mehr Museumsstück als Konzertinstrument wird sie in einem Tresor in Salzburg aufbewahrt und nur ganz selten für Konzerte ausgepackt.
"Das Holz, wenn es nicht vibriert, wird ein bisschen steif, ein bisschen starr", sagt Koncz. "Es ist sehr wichtig, dass es wieder in diese Schwingungen versetzt werden kann." Der Instrumentalist durfte Mozarts Violinkonzerte auf dessen Instrument zu Gehör bringen. Daraus ist ein Album entstanden.
Üben, bis das Instrument einen freudig begrüßt
Doch bis zu den Aufnahmen vergingen einige Jahre. Im Februar 2012 durfte Koncz die Barockgeige des Meisters zum ersten Mal in den Händen halten. "Das war natürlich ein Erweckungserlebnis", erinnert sich Koncz.
Es folgten viele Aufenthalte in Salzburg und intensives Üben mit dem wertvollen Instrument. "Dadurch hat sich dann der Klang glücklicherweise geöffnet, und wir sind zur Seele des Instruments vorgestoßen." Anfangs habe es noch etwa eine Stunde gedauert, bis die Geige endlich so vibrierte, dass sie gut klang. Dann habe sich diese Zeit mit jedem fortlaufenden Tag verkürzt, "bis zu dem Punkt, wo das Instrument sofort da ist und Sie sozusagen freudig begrüßt, wenn Sie es in die Hand nehmen - das ist natürlich ein wunderschönes Gefühl".
Das Besondere an dieser Geige sei, dass sie sich noch in ihrem originalen barocken Zustand befinde, sagt der Musiker. Sie sei von Anfang an wie eine Reliquie behandelt worden und niemand habe sich getraut, daran Veränderungen vorzunehmen. "Das heißt, wir haben es tatsächlich mit einem Instrument im ursprünglichen Zustand zu tun, das von Mozart noch dazu selbst gespielt wurde", sagt Koncz.
Das gelte für die meisten anderen alten Geigen nicht. Fast alle diese Instrumente seien im 19. Jahrhundert modernisiert und den Gegebenheiten des Konzertlebens angepasst worden. So sei es auch bei der Stradivari von 1707, auf der er normalerweise spiele, sagt der Musiker.
Eine singende Geige
Koncz brachte die Mozart-Geige wieder zum Schwingen. Ihr Klang sei besonders schön und silbrig, sagt er. "Man kann mit dieser Violine hervorragend ein Cantabile-Geschehen darstellen." Die Bezeichnung "cantabile" bedeutet für einen Instrumentalisten, dass er quasi auf seinem Instrument singen soll, dass er wie ein Sänger phrasieren soll, also in großen, melodischen Bögen.
Nach der intensiven Beschäftigung mit dieser Geige ist Koncz sicher, dass sie sehr großen Einfluss auf die Art genommen hat, wie Mozart Violinkonzerte komponierte. Diese sollten "sehr gesanglich" gespielt werden. "Das kommt dieser Geige sehr entgegen", so Koncz. "Wenn Sie dieses Instrument in den Händen halten und Mozarts Violinkonzert darauf spielen, dann passt es perfekt zusammen. Sie haben das Gefühl, das ergibt sehr viel Sinn."
(ckr)