München

    Cornelius Gurlitt ist tot

    Namensschild des deutschen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt an seinem Haus in Salzburg/Österreich.
    Namensschild des deutschen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt an seinem Haus in Salzburg/Österreich. © picture alliance / dpa / Barbara Gindl
    Der Kunsthistoriker und Sammler Cornelius Gurlitt war erst 2013 ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: Verschollen geglaubte Kunstwerke waren in seinem Besitz entdeckt worden. "Erben sind bisher nicht bekannt", sagt Kunstkritiker Carsten Probst.
    Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt ist tot. Er starb am Dienstag am späten Vormittag im Alter von 81 Jahren in seiner Münchner Wohnung, wie sein Sprecher Stephan Holzinger am Nachmittag mitteilte. Sein Arzt sei bei ihm gewesen, sagte Holzinger.
    Gurlitt, der Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, der für die Nazis Werke gehandelt hatte, war seit Monaten schwer krank. In Cornelius Gurlitts Münchner Wohnung war im Februar 2012 eine unschätzbare Sammlung gefunden und beschlagnahmt worden. Dazu zählten Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde, darunter viele Werk ungeklärter Herkunft.
    Erst vor wenigen Wochen hatte Gurlitt der Bundesregierung zugesichert, seine millionenschwere Sammlung auch nach dem Ende der Beschlagnahme von Experten untersuchen zu lassen und unter Nazi-Raubkunstverdacht stehende Werke gegebenenfalls zurückzugeben. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft Augsburg die beschlagnahmten Werke frei gegeben. Um die Herkunft seiner Werke prüfen zu lassen, hatte Gurlitt angekündigt, ein Expertenteam einsetzen zu wollen.
    Bis er in das Zentrum der wohl spektakulärsten Kunstsensation der vergangenen Jahrzehnte geriet, hatte Gurlitt ein zurückgezogenes Leben in seiner Schwabinger Wohnung und seinem Haus in Salzburg geführt. Er habe kaum mehr als seine Bilder je in seinem Leben geliebt, sagte er in seinem einzigen Interview im "Spiegel".
    Gurlitts beschlagnahmte Werke werden derzeit untersucht
    Zu dem gefundenen Kunstschatz gehörte unter anderem ein auf zehn Millionen Euro geschätztes Gemälde von Claude Monet. Andere Ölgemälde und Aquarelle stammen etwa von Auguste Renoir, Édouard Manet, Gustave Corbet und Max Liebermann. Zu den bekanntesten Werken gehören laut Recherchen von SZ, WDR und NDR Renoirs "Mann mit Pfeife" und Monets "Waterloo Bridge".
    In Deutschland prüfen staatlich bestellte Ermittler derzeit, ob von den 1.400 in Gurlitts Münchner Wohnung entdeckten Kunstwerken solche dabei sind, die von den Nationalsozialisten aus jüdischem Besitz gestohlen wurden.

    Unklarheiten über das Erbe

    Nach Einschätzung des Kunstkritikers Carsten Probst waren die zuletzt von Gurlitt gemachten Zugeständnisse zum Umgang mit den bei ihm gefundenen Werken auch ein Anzeiger dafür, dass der Kunsthändler noch vor seinem Tod eine Einigung hatte erzielen wollen. "Erben sind bisher nicht bekannt. Das ist ja auch eines der wesentlichen Probleme bei den Verhandlungen gewesen, hinsichtlich gerade derjenigen Werke, die nicht als NS-Raubkunst verdächtigt werden könnten", so Probst im Deutschlandradio Kultur.
    Klar scheine bislang zunächst eine Art Zweiteilung der Sammlung. Dabei gebe es zum einen jene Werke, die der NS-Raubkunst verdächtig sind und darum nun für ein Jahr untersucht werden können. Sie sollten für genau zwölf Monate im Gewahrsam der Behörden bleiben, um die Herkunft der Werke klären zu können. "Der zweite Teil der Vereinbarung ist eigentlich ein wenig auf die lange Bank geschoben worden: Was geschieht mit den Werken, die nicht verdächtig sind?" sagte Probst.
    Es sei klar, dass eben diese Werke nicht in irgendeine Privatwohnung zurückkehren können, weil die konservatorischen Bedingungen diesen Werken nicht gerecht werden könne. Kurz, so das Fazit des Kunstkritikers: "Man weiß einfach keine Lösung. Es sind sehr viele Werke. Es sind Werke unterschiedlichster Qualiltät und unterschiedlichster Epochen." Eine mögliche Enteignung komme hier nicht in Frage.
    (str)

    Programmhinweis:
    17:07 - Ortszeit: Der Deutschlandradio-Korrespondent Michael Watzke berichtet über Reaktionen aus Politik und Kultur nach Gurlitts Tod.
    19:07 - Fazit am Abend: Der Journalist und Kunstexperte Stefan Koldehoff im Gespräch: Cornelius Gurlitt ist tot: Was geschieht nun mit seiner Kunstsammlung?

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