Lilienthal verteidigt Kunstprojekt über Schlepper
Die Münchner Kammerspiele haben eine "Internationale Schlepper- und Schleusertagung (ISS)" angekündigt, die Mitte Oktober stattfinden soll. Das satirisch-politische Kunstprojekt hat bereits im Vorfeld bei Unionspolitikern für Empörung gesorgt. Zu Recht?
Kritik gab es unter anderem vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, der die Aktion als eine "fehlgeleitete Politpropaganda" bezeichnete.
Auch wir im Kompressor haben uns gefragt: Was ist da Satire und was nicht? Welcher Gedanke steht dahinter? Und wie verträgt sich eine solche Tagung mit der aktuellen Schleppersituation?
Matthias Lilienthal, Intendant der Kammerspiele, verteidigt das Projekt: "Das eigentliche Thema ist: Welches Grenzregime betreibt die europäische Gemeinschaft? Warum gibt es die Zäune zwischen Spanien und Nordafrika? Warum ist es für einen Syrer, der im Libanon lebt, fast unmöglich, auf legalem Weg nach Deutschland zu kommen?" Er empfinde es als "bigott", dass Menschen aus dem Nahen Osten keine andere Möglichkeit hätten nach Europa zu gelangen als mithilfe von Schleusern.
Von der Türkei gebe es keine anderen Angebote, auf die griechischen Inseln überzusetzen als mit illegalen Schlauchbooten: "Natürlich verurteile ich das zutiefst, wie das gemacht wird und welche Opfer dabei zynisch in Kauf genommen werden", so Lilienthal. Die Tagung gehe der Frage nach, wie man Schleusen demokratisieren und durch Apps auch ohne Schleusen auskommen könne.