Die Ausstellung "Poppy - Trails of Afghan Heroin" ist bis zum 25. September in der Galerie C/O Berlin zu sehen.
Der zerstörerische Weg des Heroins nach Europa
Heroin in Europa kommt aus Afghanistan, Pakistan oder Tadschikistan. Der Filmemacher Robert Knoth und die Journalistin Antoinette de Jong haben die Lieferwege der Droge verfolgt. Ihre Medien-Collage im C/O Berlin zeigt, wie das Rauschgift Länder und Gesellschaften zerstört.
"10.000 Euros is nothing to buy zehn Kilo, but they're mixing it with mixer, with paracetamol and make it double..."
Ein Drogenhändler im Kosovo erzählt, wie er zehn Kilo Heroin in der Türkei kauft, mit Schmerzmittel mischt und die Menge verdoppelt.
"I understand, I unterstand."
Zu sehen ist das auf einer Zwölf- Meter-Projektion, bestehend aus Bildern von vier Beamern. "Poppy – Trails of Afghan Heroin", die "Wege des afghanischen Heroins" heißt diese Multivision in der Berliner C/O-Galerie. Die Medien-Collage dauert 45 Minuten, sie besteht aus YouTube-Videos, professionell gedrehtem Doku-Film-Material, Fotos, Texten und Audio-Interviews. Mal reicht ein Video von Straßendealern in London über die ganzen zwölf Meter Breite, mal verschwimmen Fotos von sowjetischen Soldaten in Afghanistan mit Videos vom zerstörten Kabul, unterlegt durch Interviews mit Opium-Bauern.
"Das ist eine Eigenschaft digitaler Medien: Wenn Du online bist, nach Sachen suchst, hast du oft fünf Fenster offen und verlierst ziemlich schnell das Gefühl für Ort und Zeit. Das ist zentrales Element dieser Arbeit, denn wir wollten dem Zuschauer das Gefühl geben, dass es ein großes Narrativ ist, eine große Geschichte, in der Du Dich verlieren kannst."
Ein Drogenhändler im Kosovo erzählt, wie er zehn Kilo Heroin in der Türkei kauft, mit Schmerzmittel mischt und die Menge verdoppelt.
"I understand, I unterstand."
Zu sehen ist das auf einer Zwölf- Meter-Projektion, bestehend aus Bildern von vier Beamern. "Poppy – Trails of Afghan Heroin", die "Wege des afghanischen Heroins" heißt diese Multivision in der Berliner C/O-Galerie. Die Medien-Collage dauert 45 Minuten, sie besteht aus YouTube-Videos, professionell gedrehtem Doku-Film-Material, Fotos, Texten und Audio-Interviews. Mal reicht ein Video von Straßendealern in London über die ganzen zwölf Meter Breite, mal verschwimmen Fotos von sowjetischen Soldaten in Afghanistan mit Videos vom zerstörten Kabul, unterlegt durch Interviews mit Opium-Bauern.
"Das ist eine Eigenschaft digitaler Medien: Wenn Du online bist, nach Sachen suchst, hast du oft fünf Fenster offen und verlierst ziemlich schnell das Gefühl für Ort und Zeit. Das ist zentrales Element dieser Arbeit, denn wir wollten dem Zuschauer das Gefühl geben, dass es ein großes Narrativ ist, eine große Geschichte, in der Du Dich verlieren kannst."
Wichtige Orte entlang der Handelsroute besucht
Der niederländische Dokumentarfilmer Robert Knoth und seine Frau, die Journalistin Antoinette de Jong haben die "Wege des afghanischen Heroins" über viele Jahre verfolgt. Ihre Collage lebt davon, dass die beiden wichtige Orte entlang der Handelsroute besucht haben:
Antoinette de Jong: "Wir haben 2004 angefangen, als wir über den Einfluss des Opiums in Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan berichtet haben. Wir wollten das weitermachen und haben uns älteres Material von uns angeschaut, aus Somalia etwa oder aus dem ehemaligen Jugoslawien. Und da haben wir entdeckt, dass ganz viele dieser Projekte irgendwie den Weg der Drogen von Afghanistan nach Europa beleuchteten. Es war ziemlich komplex das alles zusammen zu montieren."
Entstanden ist eine Medien-Collage, die ein Gefühl dafür vermittelt, wie Kriege viele Länder destabilisiert und für den Drogenhandel geöffnet haben: vom Einmarsch der Sowjetunion nach Afghanistan über die Jugoslawienkriege bis zu 9/11. Die Multivision macht zudem deutlich, wie sehr das Heroin auch jene Länder zerstört, durch die es geschmuggelt wird.
Robert Knoth: "Wir erzählen die ganze Geschichte durch die Augen so genannter kleiner Leute. Uns interessieren nicht die großen Dealer, diese Mafia-Leute. Wir wollten die Geschichte erzählen, wie es die TV-Serie 'The Wire' gemacht hat mit der Drogenszene in Baltimore. Das war eine große Inspiration, die Geschichte anhand des Grenzschützers in Tadschikistan, des afghanischen Bauers zu erzählen oder anhand des Teenagers in London, der wenig Chancen hat, der einfach sagt: Ich verkaufe ein paar Jahre Drogen, verdiene damit 40- bis 50.000 Pfund und starte damit dann ein legales Leben."
de Jong: "Wir wollten verständlich machen, dass die Menschen entlang dieser Heroin-Routen ziemlich logische Entscheidungen treffen. Üblicherweise fokussieren sich Berichte über Afghanistan und Drogen auf Religion und Radikalisierung. In 'Poppy' wollen wir zeigen, dass da ganz oft wirtschaftliche Logik dahintersteckt. Wenn ich Farmer im Norden Afghanistan wäre, würde ich wahrscheinlich auch Opium anbauen, denn es gibt keine anderen Einkommensquellen. Das sind Leute wie Du und ich, die ein anständiges Leben leben wollen, aber irgendwas geht übel schief."
Antoinette de Jong: "Wir haben 2004 angefangen, als wir über den Einfluss des Opiums in Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan berichtet haben. Wir wollten das weitermachen und haben uns älteres Material von uns angeschaut, aus Somalia etwa oder aus dem ehemaligen Jugoslawien. Und da haben wir entdeckt, dass ganz viele dieser Projekte irgendwie den Weg der Drogen von Afghanistan nach Europa beleuchteten. Es war ziemlich komplex das alles zusammen zu montieren."
Entstanden ist eine Medien-Collage, die ein Gefühl dafür vermittelt, wie Kriege viele Länder destabilisiert und für den Drogenhandel geöffnet haben: vom Einmarsch der Sowjetunion nach Afghanistan über die Jugoslawienkriege bis zu 9/11. Die Multivision macht zudem deutlich, wie sehr das Heroin auch jene Länder zerstört, durch die es geschmuggelt wird.
Robert Knoth: "Wir erzählen die ganze Geschichte durch die Augen so genannter kleiner Leute. Uns interessieren nicht die großen Dealer, diese Mafia-Leute. Wir wollten die Geschichte erzählen, wie es die TV-Serie 'The Wire' gemacht hat mit der Drogenszene in Baltimore. Das war eine große Inspiration, die Geschichte anhand des Grenzschützers in Tadschikistan, des afghanischen Bauers zu erzählen oder anhand des Teenagers in London, der wenig Chancen hat, der einfach sagt: Ich verkaufe ein paar Jahre Drogen, verdiene damit 40- bis 50.000 Pfund und starte damit dann ein legales Leben."
de Jong: "Wir wollten verständlich machen, dass die Menschen entlang dieser Heroin-Routen ziemlich logische Entscheidungen treffen. Üblicherweise fokussieren sich Berichte über Afghanistan und Drogen auf Religion und Radikalisierung. In 'Poppy' wollen wir zeigen, dass da ganz oft wirtschaftliche Logik dahintersteckt. Wenn ich Farmer im Norden Afghanistan wäre, würde ich wahrscheinlich auch Opium anbauen, denn es gibt keine anderen Einkommensquellen. Das sind Leute wie Du und ich, die ein anständiges Leben leben wollen, aber irgendwas geht übel schief."
Heroin ruiniert Gesellschaften
Eine Stärke der Collage ist, dass sie ein Gefühl vermittelt, wie das Heroin auf seinem Weg nach Westen Länder ruiniert und die Gesellschaften zerfrisst.
de Jong: "Das ist eine unglaubliche Zerstörung. In Tadschikistan stammt 40 Prozent des Bruttosozialprodukts vom Heroin. Die ganze Staatsstruktur ist zusammengebrochen wegen der Korruption und dem ganzen Geld, das im Spiel ist. Ein tadschikischer Grenzschützer verdient 30, 40 Dollar im Monat. Wie soll der das Heroin stoppen, wenn die Schmuggler Zehntausende verdienen und die neuste Technik zur Verfügung haben? Armut, Korruption sind wie Magneten, die den Heroinhandel anziehen, aktuell zu sehen auch in Afrika, in Mali."
de Jong: "Das ist eine unglaubliche Zerstörung. In Tadschikistan stammt 40 Prozent des Bruttosozialprodukts vom Heroin. Die ganze Staatsstruktur ist zusammengebrochen wegen der Korruption und dem ganzen Geld, das im Spiel ist. Ein tadschikischer Grenzschützer verdient 30, 40 Dollar im Monat. Wie soll der das Heroin stoppen, wenn die Schmuggler Zehntausende verdienen und die neuste Technik zur Verfügung haben? Armut, Korruption sind wie Magneten, die den Heroinhandel anziehen, aktuell zu sehen auch in Afrika, in Mali."
Die Raum-Akustik vor der Eröffnung war so schlecht, dass Sprecher im Film nicht zu verstehen waren. Zur Eröffnung soll ein Teppich verlegt werden, der helfen wird. Doch leider fehlt der Medien-Collage eine dramaturgische Leitidee, die zu einem visuell überzeugenden Rahmen führt. Zu oft rufen die Bilder keine Assoziation hervor, sondern nur Fragezeichen. Die Videos, Fotos, Interviews und Text-Passagen wirken zu wild collagiert in der Hoffnung, irgendwie werde schon ein Gefühl für mindestens eine der inhaltlichen Ebenen entstehen. Das passiert, aber nur streckenweise und eher zufällig. Aber für manche mag genau das der Reiz sein.