Die Leerstellen im Gesicht der Träger
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Menschen nutzen Masken seit Jahrtausenden, um in andere Rollen zu schlüpfen. Der medizinische Mund- und Nasenschutz dient einem anderen Zweck und fällt damit aus dem Muster, sagt Barbara J. Scheuermann, Kuratorin am Kunstmuseum in Bonn.
Die Geschichte der Maske und die "Kunst der Verwandlung" war das Thema einer Ausstellung im Kunstmuseum Bonn im vergangenen Jahr. In der Schau ging es vor allem um die Möglichkeit, sich hinter der Maske zu verstecken und eine andere Identität anzunehmen. Barbara J. Scheuermann hatte die Ausstellung kuratiert.
Die Maske markiert eine Leerstelle
Die medizinische Maske spielte damals als Exponat keine große Rolle. Anders als die in der Ausstellung gezeigten Masken sei der Mund- und Nasenschutz nicht eine Art "zweites Gesicht", durch das man in eine andere Rolle schlüpfe, sagt Scheuermann. Er markiere vielmehr eine "Leerstelle" im Gesicht des Trägers. An Stelle von Mund, Nase und Mimik trete eine weiße Fläche.
Die Motivation, Mund- und Nasenbedeckung zu tragen, sei zudem eine andere: Momentan setze man sich eine Maske auf, um die Mitmenschen zu schützen, und nicht, um anderen - wie beispielsweise beim Karneval - etwas vorzuspielen.
In den zahlreichen selbstgemachten Masken auf den Straßen erkennt Scheuermann jedoch den Versuch, auch die medizinische Maske individuell zu gestalten und so zu einem Identitätsmerkmal zu machen. Die künstlerischen Reflexionen auf die aktuellen Masken ständen jedoch noch aus, betont die Kuratorin.
(sed)